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AT&S: Showdown in Leoben

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Der Halbleitermarkt brach letztes Jahr weltweit ein. Der Aufschwung lässt laut Hannes Androsch auf sich warten: „Der KI-Hype

findet aktuell nur in den Medien statt.“

©AT&S
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Nach Umsatz- und Gewinneinbruch sowie geplatzter Kapitalerhöhung kommt es beim Leiterplattenhersteller AT&S zu massiven Einschnitten. Das löst Kritik an der Führung des Unternehmens aus.

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Man muss kein großer Prophet sein, um vorherzusagen, dass die nächste Hauptversammlung des steirischen Leiterplattenherstellers AT&S turbulent ausfallen wird. Am 4. Juli wird sich das Management in der Leobener Firmenzentrale unter dem Aufsichtsratsvorsitz von Hannes Androsch wohl die ein oder andere unangenehme Frage gefallen lassen müssen:

  • Wie soll das Unternehmen zurück in die schwarzen Zahlen kommen, um wieder Dividenden ausschütten zu können?

  • Wieso wird das hochprofitable Werk im koreanischen Ansan verkauft?

  • Wieso werden weltweit 1.000 Mitarbeiter abgebaut?

  • Wieso ist der Einstieg eines Investors nicht gelungen?

Das sind nur einige der Themen, die Aktionären und Beobachtern des High-Tech-Unternehmens unter den Nägeln brennen.

Tatsächlich sieht die Gegenwart für AT&S nicht allzu rosig aus: Rückläufiger Umsatz, negatives Jahresergebnis und eine EBITDA-Marge von 19,8 Prozent, die vom Wunschwert 25 Prozent deutlich abweicht. Auch die Eigenkapitalquote ist mit 20,7 Prozent nicht gerade berauschend. All das ist Folge von eingebrochener Nachfrage bei Halbleitern, stark angestiegenen Zinsen und geopolitischen Problemen mit China.

Ausweg Investor

Dass beim steirischen Paradeunternehmen etwas getan werden muss, ist dem Management unter CEO Andreas Gerstenmayer jedenfalls seit Mitte letzten Jahres klar. Im Herbst 2023 war erstmals von einer Kapitalerhöhung und der Investorensuche zu hören. Neben sehr weit gediehenen Verhandlungen mit der Staatsholding ÖBAG soll es auch Gespräche mit einigen internationalen Investoren wie der südkoreanischen LG Electronics gegeben haben. Rund 400 bis 500 Millionen Euro frisches Kapital sollten ins Unternehmen fließen, um die angespannte Finanzsituation von AT&S etwas komfortabler zu machen

Doch dazu kam es nicht. Während die Gespräche mit LG gescheitert sein sollen, weil die Koreaner das Management rund um Gerstenmayer austauschen wollten, was dieser ablehnte, ließ Großaktionär Androsch dem Vernehmen nach den Deal mit der ÖBAG platzen.

Die staatliche Gesellschaft stellte für den Einstieg bei AT&S nämlich drei Bedingungen:

  1. Der Kauf muss zum – zuletzt niedrigen – Börsenkurs erfolgen,

  2. die ÖBAG erwirbt die Sperrminorität, und

  3. sie stellt zwei Aufsichtsräte.

Anders als Mitaktionär Willi Dörflinger lehnte Androsch diese Forderungen ab. Im Gespräch mit dem trend sagt der 85-jährige Investor, der vor 30 Jahren AT&S mit seinem Geschäftspartner Dörflinger aus der Verstaatlichten rausgekauft hat, dazu: „Die Voraussetzungen für eine Kapitalerhöhung waren nicht gegeben. Dieses teuer aufgenommene Kapital muss ja einen bestimmten Zweck erfüllen“.

Die für eine Kapitalerhöhung nötige Wachstumsstory sei in seinen Augen nicht in Sicht, so Androsch. Denn: „Der KI-Hype findet aktuell nur in den Medien statt.“ Die Delle am Halbleitermarkt werde länger dauern als von vielen prognostiziert, glaubt Androsch.

In der ÖBAG bezweifelt man das und verweist auf den Ende letzten Jahres in Kraft getretenen European Chips Act, der die europäische Halbleiterindustrie ankurbeln soll.

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Vor 30 Jahren haben Hannes Androsch (Mitte) und Willi Dörflinger (links) AT&S aus der Verstaatlichten rausgekauft. Nun herrscht zwischen beiden Uneinigkeit über die Strategie. ÖBAG-Chefin Edith Hlawati (rechts) hätte sich den AT&S-Einstieg gut vorstellen können.

 © LUKAS ILGNER (2), MICHAELA SEIDLER

Schlechte Stimmung

Nach dem Platzen des Deals ist nicht nur die Stimmung zwischen dem Investor und der ÖBAG getrübt, sondern auch zwischen ihm und seinem Management, das gemeinsam mit dem Finanzexperten Willi Hemetsberger monatelang an dem Deal gearbeitet hat. Androsch hält sich dazu bedeckt: „Stimmungen sind menschliche Zustände, die variieren können.“

So mancher Beobachter hält es aber für möglich, dass diese variierenden Stimmungen zu baldigen personellen Konsequenzen bei AT&S führen könnten. Denn ein regelrechter Riss soll durch das Unternehmen gehen: auf der einen Seite die Androsch-Anhänger, auf der anderen die Gegner, die ihm vorwerfen, er agiere zu selbstherrlich bei AT&S. Auch im Aufsichtsrat sind einige der Kapitalvertreter ganz klar ihm zurechenbar.

Der Vertrag von CEO Gerstenmayer läuft jedenfalls noch bis Mai 2026. Aus dem Kreis kleinerer AT&S-Investoren kommt aber Kritik am Firmenchef: „Er repräsentiert das Unternehmen zu wenig nach außen. Das kommt am Kapitalmarkt nicht gut an“, meint ein Banker. Zwar seien die Produkte von AT&S und hier vor allem die sogenannten IC-Substrate „richtig gut“, aber am internationalen Parkett agiere das Management manchmal zu provinziell. Ein Einstieg der ÖBAG hätte diesen Eindruck wohl noch verstärkt, vermutet der Finanzmann.

Vor allem die Corporate Governance im Unternehmen lasse zu wünschen übrig, findet Florian Beckermann vom Interessenverband der Kleinanleger: „Hannes Androsch hat zweifellos seine Meriten um das Unternehmen, aber fast 30 Jahre den Aufsichtsratsvorsitz innezuhaben, gehört in das Geschichtsbuch. Das hat mit guter Governance nichts zu tun.“

Beckermann hätte lieber eine Kapitalerhöhung gesehen als das, was nun passiert. In Korea ist AT&S gerade dabei, verbindliche Anbote für das Werk in Ansan einzuholen, das als Cashcow im Unternehmen galt und zuletzt einen Ebitda-Beitrag von 38 Millionen Euro leistete. Zudem sollen 1.000 der insgesamt mehr als 13.000 Mitarbeiter abgebaut werden, davon 20 bis 25 Prozent in Österreich. Bis Ende Juni wird evaluiert, wie genau das vonstatten gehen soll.

Großaktionär Androsch kalmiert: „In Österreich werden 250 Mitarbeiter in das neue Werk in Leoben umgeschichtet, und die restlichen 750 unterliegen in China der normalen Fluktuation.“ Der Betriebsrat wollte sich dazu nicht äußern. Dazu ist die aktuelle Situation bei AT&S wohl derzeit zu heikel.

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