
Kärnten hat sich durch die Förderung von Innovationen und von smarter Spezialisierung zu einem europäischen Vorreiter der grünen Transformation entwickelt. Der nächste Schritt: Rund um den Sonnenkraft Campus entsteht ein weiterer Green-Tec-Cluster.
Viel Grün – das bezieht sich in Kärnten nicht nur auf die Landschaft, sondern vor allem auch auf die Wirtschaft. Längst gilt das Bundesland europaweit als einer der Vorreiter der Green Economy. In kaum einer anderen Region greifen nachhaltige Energie, intelligente Mobilität und smarte Spezialisierungen so ineinander. Zwei aktuelle Erfolgsbeispiele illustrieren das.
Die eine Geschichte beginnt mit einem privaten Problem. Peter Pötzi stand vor einer alltäglichen Herausforderung: Die Ladegeräte für sein E-Bike waren unpraktisch oder schlicht unzuverlässig. Statt sich zu ärgern oder zu resignieren, entwickelte er kurzerhand eine eigene Wallbox und gründete go-e. Das Unternehmen hat sich in nur wenigen Jahren vom Start-up zum Marktführer für intelligente Wall-boxen im Bereich Homecharging in Deutschland und Österreich entwickelt, der seine Ladelösungen für E-Autos mittlerweile in über 30 Länder exportiert.


Exportschlager. Die intelligenten Wallboxen aus Kärnten haben sich auch auf dem deutschen Markt durchgesetzt.
© go-e GmbHKärnten bietet ein Umfeld, das technologische Pionierprojekte unterstützt.

Produkte entstehen bei go-e aus den konkreten Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer. Die Ansiedlung der Produktion in Feldkirchen erwies sich als goldrichtig. „Das Umfeld ist perfekt“, sagt Pötzi, „es gibt gut ausgebildete Fachkräfte, eine innovationsfreundliche Infrastruktur und ein Umfeld, das technologische Pionierprojekte unterstützt.“
Geladen werden die E-Autos mit eigenem PV-Überschussstrom, was auch ein beliebter Anwendungsfall für die Wall-boxen ist: Über die go-e-App und ein Energiemanagementsystem kann die Stromabgabe vom eigenen Dach intelligent gesteuert werden, um Kosten bzw. den Eigenverbrauch zu optimieren. Energieeffizienz, Digitalisierung und Mobilität verschmelzen hier zu einem lebendigen Geschäftsmodell.
Parallel dazu engagiert sich go-e gemeinsam mit elf Kärntner Forschungspartnern aus Wissenschaft und Technologie, darunter Infineon, Kelag und Joanneum Research – beim „Shared Charging“-Projekt. Dessen Ziel: Lastspitzen im Stromnetz intelligent auszunutzen und mit diesem „Überschuss“-Strom Fahrzeuge auf Firmenparkplätzen oder bei Supermärkten kostengünstig aufzuladen.
Erst Tankstelle, jetzt grüner Leuchtturm.
Nur wenige Kilometer entfernt, auf dem Gelände der ehemaligen Rast- und Tankstelle Blintendorf an der Schnellstraße S37 bei St. Veit an der Glan, liegt ein weiterer Hotspot der Kärntner Green Economy: der Sonnenkraft Campus, errichtet und betrieben von der Vivatro GmbH.
„Wir wollten keinen reinen Forschungsstandort, sondern einen Ort, an dem man Energie erleben kann“, sagt Geschäftsführer Jürgen Hölbling, während er durch die lichtdurchfluteten Hallen führt. Hier treffen Forschung, Ausbildung und Produktion direkt aufeinander. Die Photovoltaikmodule, gleich um die Ecke bei der Firma Sonnenkraft produziert, werden in realen Anwendungen getestet. Bauwerksintegrierte Photovoltaik, Energiespeicher, intelligente Steuerungssysteme und E-Mobilität werden sicht- und erlebbar vorgeführt.
„Wir bieten Raum, wo Ideen ausprobiert, Technologien sichtbar und Partnerschaften geknüpft werden können“, erklärt Hölbling. Start-ups, Forschungseinrichtungen und Handwerksbetriebe arbeiten Seite an Seite und entwickeln marktfähige Lösungen, die sowohl regional als auch international bestehen können.
Sonne im Herzen – Ideen im Kopf.

Der Campus ist Teil des gemeinsam mit der Steiermark betriebenen Green Tech Valleys, wo über 300 Unternehmen an nachhaltigen Lösungen arbeiten. Sowohl go-e als auch Sonnenkraft Campus zeigen, wie Kärnten von seiner Strategie der smarten Spezialisierung profitiert: Technologische Innovation, nachhaltige Produktion und regionale Wertschöpfung sind eng miteinander verzahnt. Go-e produziert komplett inhouse und mit bewusstem Reparaturangebot, um Elektroschrott zu vermeiden. Zulieferteile kommen aus der Steiermark, was zusätzliche regionale Wertschöpfung sichert.
Am Sonnenkraft Campus wird Nachhaltigkeit nicht nur gezeigt, sondern gelebt. Besucher können die Funktionsweise von Photovoltaik, Speichern und E-Mobilität direkt nachvollziehen. Bei Bau und Betrieb werden regionale Materialien, Energieautarkie und Kreislaufwirtschaft umgesetzt.
Starke Netzwerke.
Die Region zeigt damit exemplarisch, wie sich ökologische Verantwortung, technologische Innovation und aktive Standortentwicklung verbinden lassen. Energieproduktion, Mobilität und Produktion werden hier neu gedacht – in engem Zusammenspiel von Wirtschaft, Forschung und Politik. Dazu gehört auch, dem dort entstehenden grünen Cluster weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen: Da die Bahn-Anbindung unzureichend ist, wird jetzt die Verkehrsanbindung durch den Ausbau der Schnellstraße verbessert.
„Kärnten positioniert sich mit zukunftsorientierten Hightech-Zentren und einer klaren Ausrichtung auf Digitalisierung und Spezialisierung“, bringt das Andreas Duller, Leiter des Standortmarketings, auf den Punkt, „als Pionier der Green Economy sehen wir großes Potenzial im Alpen-Adria-Raum.“
Die Zeichen stehen also gut, dass sich die Region um St. Veit an der Glan und -Sonnenkraft Campus weiter zu einem Modellraum für die grüne Transformation entwickelt. Kärnten setzt dabei gezielt auf seine Stärken: die Bildung von Netzwerken, die enge Verzahnung von Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie ein Angebot sehr guter Fördermöglichkeiten über die Kärntner Betriebs- und Beteiligungsgesellschaft Babeg, den Kärntner Wirtschaftsförderungs-Fonds KWF und verschiedene Cluster-Initiativen.
Noch mehr Green.
Das Kärntner Start-up Konatec
Konatec entwickelt Konsolen für hinterlüftete Fassadensysteme. Die neuartigen Konsolen minimieren Wärmebrücken im Vergleich zu herkömmlichen Aluminium- oder Edelstahlkonsolen um ein Vielfaches und ersparen so bis zu einem Drittel der Heizkosten. Zudem können sie die Montageeffizienz steigern. Zunächst im Rahmen des Inkubatorprogrammes des Kärntner build!-Gründungszentrums unterstützt, konnten die Gründer Manuel Unterweger und Joel Studer jetzt eine Finanzierungsrunde erfolgreich abschließen. Das sechsstellige Investment, angeführt vom Carinthian Venture Fonds (CVF), soll gezielt in Markterweiterung, Produktentwicklung und die weitere Skalierung fließen.
Kärntens Energieversorger
Kelag investiert weiter in die grüne Transformation. Alleine heuer werden 460 Millionen in den Ausbau der Stromerzeugung aus Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik sowie in die Erweiterung der Netz-, Fernwärme- und Glasfaserinfrastruktur investiert. Noch ambitionierter ist die Planung für die Zukunft: Bis 2034 planen die Kelag und ihre Tochtergesellschaften Investitionen von rund 3,8 Milliarden Euro in erneuerbare Energien, Netzausbau, Fernwärme und Glasfaser.
Das Standortmarketing Kärnten
zeichnet für die Vermarktung des Standorts Kärnten verantwortlich. Mehr Informationen dazu finden Sie auf www.carinthia.com.