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"Die Bundesregierung hat die Weichen für den Aufschwung gestellt", sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik mit Blick auf die geplanten Ausgaben in Infrastruktur und Verteidigung. "Die nun einsetzende Belebung der Binnenwirtschaft darf aber nicht über die anhaltenden strukturellen Probleme hinwegtäuschen." Die Schwierigkeiten würden nur kaschiert.
Nach dem Zickzackkurs im abgelaufenen ersten Halbjahr nimmt die deutsche Wirtschaft laut DIW mehr und mehr Fahrt auf. Im Jahresdurchschnitt 2025 sei das Wachstum mit 0,2 Prozent aber eher schwach. Das Institut hatte im Juni noch 0,3 Prozent Wachstum erwartet. Während vor allem binnenwirtschaftliche Impulse die Konjunktur anschieben dürften, werde der Außenhandel als traditioneller Wachstumstreiber durch die zunehmenden Handelsbarrieren und die US-Zollpolitik spürbar ausgebremst. "Deutschlands einst so erfolgreiche Exportorientierung steht dadurch vor ungewohnten Herausforderungen, auch wenn die Ausfuhren mit einer anziehenden Erholung der Nachfrage aus dem europäischen Ausland wieder steigen dürften", erklärte das DIW.
Als Stütze der Wirtschaft erweise sich weiter der private Konsum, auch wenn sich die Kauflaune durch die zuletzt gestiegene Arbeitslosigkeit und Sorgen vor einem Jobverlust etwas getrübt habe. "Wachsende Reallöhne, die gefallene Inflation und die für das kommende Jahr erwartete Belebung auf dem Arbeitsmarkt wirken positiv."
DIW-Präsident Marcel Fratzscher hält es für wichtig, private Investitionen und insbesondere die Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. In der Finanzpolitik sieht er vier Prioritäten, um das Steuer- und Sozialsystem nachhaltig und zukunftsfest zu machen. Die Koalition müsse Ausgaben senken - auch wenn bei Bürgergeld oder Geflüchteten kaum Einsparpotenzial bestehe. Zudem sollten Union und SPD Subventionen abbauen - "allein die klimaschädlichen Subventionen betragen laut Internationalem Währungsfonds (IWF) rund 60 Mrd. Euro jährlich".
Ferner plädierte Fratzscher dafür, steuerliche Privilegien abzuschaffen, etwa bei großen Erbschaften oder Immobiliengewinnen. "Viertens sind angesichts der Haushaltslücke perspektivisch Steuererhöhungen unvermeidlich", betonte Fratzscher. Der sinnvollste Weg sei, große und passive Vermögen stärker zu besteuern und gleichzeitig kleine und mittlere Einkommen zu entlasten. Auch andere führende Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Ifo, das IfW, das RWI und das IWH hatten am Donnerstag ihre Prognosen für 2025 gesenkt.