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Erste Bank CEO Gerda Holzinger-Burgstaller: "Ich habe den coolsten Job"

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Erste Bank CEO Gerda Holzinger-Burgstaller
Erste Bank CEO Gerda Holzinger-Burgstaller: "Diversität in all ihrer Vielfalt im Unternehmen fördern."©trend / Sebastian Reich
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Gerda Holzinger-Burgstaller steht seit dem Seit 1. Jänner 2021 als CEO an der Spitze der Erste Bank. Die neue Erste-Bank-Chefin im Interview über das Corona-Management der Bank, Diversität und ihre Strategien für die Erste.

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trend: Sie sind eine der mächtigsten, wahrscheinlich die mächtigste Frau in der heimischen Finanzszene. Wie hört sich das an?
Gerda Holzinger-Burgstaller: Noch ein bisschen unwirklich, obwohl ich ein paar Monate Zeit hatte, mich daran zu gewöhnen. Aber ich freue mich richtig auf meine neue Aufgabe. Die Möglichkeit, zu gestalten und Entscheidungen zu treffen, kommt mir sehr entgegen. Mir geht es stark darum, Dinge weiterzubringen, und das kann ich in meiner neuen Position sehr gut.

Überrascht es Sie, dass in der Berichterstattung über Sie Ihr Geschlecht bislang im Vordergrund gestanden ist?
Holzinger-Burgstaller: Ich hatte es etwas unterschätzt, dieser starke Fokus hat mich schon überrascht. Es freut mich aber, dass wir Frauen in Spitzenpositionen doch allmählich mehr werden. Ich sehe es auch als meine Aufgabe, Diversität in all ihrer Vielfalt im Unternehmen zu fördern. Wir waren in der Erste Bank hier immer Vorreiter, mit mir an der Spitze werden wir diesen Weg mit noch größeren Schritten weitergehen. Diverse Teams sind einfach erfolgreicher.

Warum, glauben Sie, sind in der Finanzbranche so wenige Frauen in Führungspositionen zu finden?
Sind es wirklich so viel weniger als in anderen Branchen? Aber ich gebe Ihnen recht, es sind sehr wenige. Wenn wir im Unternehmen neue Positionen ausschreiben, bewerben sich meistens sehr wenige Frauen. Das muss mehr werden. Vielleicht brauchen Frauen mehr Ermutigung als Männer, aber grundsätzlich gibt es viele geeignete Frauen.

Diverse Teams sind einfach erfolgreicher.

Wie sind Sie denn dort hingekommen, wo Sie jetzt sind? Welche Eigenschaften haben Ihnen geholfen?
Ich bin sehr geradlinig und eine explizite Teamplayerin. Mir geht es um die Bank und um das große Ganze. Diese Sichtweise ist sicher hilfreich, wenn man sich weiterentwickeln möchte. Was mich außerdem auszeichnet, ist der ständige Blick in die Zukunft und über den Tellerrand hinaus. Ich frage mich immer: Wie kommen wir weiter, wie können wir Mut machen? Manche Kollegen bezeichnen diese Eigenschaft fast als notorisch.

Eine Ihrer wichtigsten Aufgaben in der Bank ist ja aktuell, mit Corona bestmöglich umzugehen. Was genau machen Sie da?
Unser erster Fokus lag auf unseren Kunden und wie wir sie unterstützen können. Dann haben wir natürlich auf die Sicherheit unserer Mitarbeiter geachtet. Wir haben etwa mit unserem Gesundheitszentrum eine Rund-um-die-Uhr-Hotline für Fragen der Mitarbeiter eingerichtet und haben von Anfang an bei Labors ausreichend Testkapazität gesichert. So konnten wir rasch reagieren und das Contact Tracing für unser Unternehmen sicherstellen. So sind wir bisher gut durch diese schwierige Zeit gekommen. Der nächste Schritt ist nun, dass wir bei der Initiative "Österreich impft" dabei sind. Ziel der Initiative ist Information und Aufklärung über die Impfung. Wir werden auch im Unternehmen eine Impfmöglichkeit anbieten.

Müssen sich Ihre Mitarbeiter impfen lassen?
Nein, wir setzen auf Freiwilligkeit. Impfpflicht ist nicht der richtige Weg. Diversität sollte es auch beim Impfthema geben können.

Gerda Holzinger-Burgstaller: "Ich frage mich immer: Wie kommen wir weiter, wie können wir Mut machen?"

© trend / Sebastian Reich

Wird es auch keine Nachteile für jene geben, die sich nicht impfen lassen?
Ich sehe das nicht als Aufgabe des Arbeitgebers. Die Einschränkungen werden anderswo stattfinden, wenn man etwa nicht zu Veranstaltungen gehen darf. Aber diejenigen Mitarbeiter, die sich nicht impfen lassen, werden in der Bank sicher eine Maske tragen müssen. Das kann ich ihnen nicht ersparen.

Wie viel Ihrer Zeit verbringen Sie aktuell mit Gesundheitsfragen?
Wir haben unseren Corona-Krisenstab im Jänner 2020 eingerichtet. Anfangs hatten wir tägliche Sitzungen, jetzt treffen wir uns im Wochenrhythmus. Insgesamt ist es schon ein relativ großer Zeitaufwand.

Der Erste Campus steht ja seit Monaten weitgehend leer. Rechnen Sie damit, dass die Mitarbeiter aus dem Homeoffice wieder zurückkommen?
Bislang war es so, dass sich die Mitarbeiter im Wochenrhythmus bei der Anwesenheit abwechseln konnten. Pro Tag sind rund 700 bis 800 Leute am Campus, also weniger als ein Fünftel der Mitarbeiter. Wie das weitergeht, wird man sehen. Ich glaube aber, dass wir die Fläche per se weiter brauchen werden. Gut möglich, dass sich die Anforderungen an die Räumlichkeiten und die Ausstattung etwas ändern.

Man kann und muss die Krise als Chance nutzen.

Die aktuelle Krise ist ja primär keine Bankenkrise. Dennoch mehren sich die Stimmen, dass die Bankenkrise nur hinausgeschoben wurde, dass eine große Pleitewelle bei den Unternehmen die Banken auch noch mitreißen wird. Teilen Sie diese Befürchtung?
Ich sehe die Banken als sehr gut aufgestellt für diese Krise. Was uns jetzt gelingen muss, ist, dass wir aus diesen staatlichen Hilfen möglichst gut in die nächste Phase kommen.

Wie soll das gelingen?
Natürlich dürfen die Hilfen nicht alle abrupt auslaufen. Sie müssen wahrscheinlich über Jahre gestreckt werden. Ich sehe es aber positiv, dass viele Geschäftsmodelle nach Corona wieder gut funktionieren werden. Wir werden sicher nicht alle retten können, aber man kann und muss die Krise als Chance nutzen, um die Geschäftsmodelle anzupassen oder Digitalisierung und Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Das klingt ja alles recht optimistisch. Sehen das Ihre Kunden auch so?
Wir haben sehr viele Kunden, die aktuell über Akquisitionen nachdenken und bereit sind, zu investieren. Und man muss sich die Gegenfrage stellen: Was ist letztlich die Alternative? Man hat ja auch nach dem ersten Lockdown gesehen, dass der Optimismus und das Wirtschaftswachstum rasch zurückgekehrt sind.

Gerda Holzinger-Burgstaller: "Die Politik und die Erste Bank haben das gemeinsame Interesse, für Österreich zu arbeiten, für die Menschen da zu sein."

© trend / Sebastian Reich

Ihr Vorgänger hat sich ja stets für die Stärkung des Eigenkapitals der Unternehmen starkgemacht, notfalls auch mit staatlicher Unterstützung. Sehen Sie das auch als wichtig an?
Das ist sicher ein Teil der Lösung. Der Fixkostenzuschuss des Staates ist ja auch nichts anderes. Reine Zuschüsse soll es aber auf Dauer nicht geben. Das Eigenkapital ist in Österreich sicher in einigen Branchen zu niedrig. Das zu incentivieren, wäre sicher wichtig. Momentan passiert hier noch zu wenig.

Gerade in der Krise gibt es ja viele Schnittstellen mit der Politik. Andreas Treichl und Ihr Vorgänger Peter Bosek galten als begnadete Netzwerker in die Politik hinein. Wie sehen Sie sich da?
Ja, beide Herren waren aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit sehr gut vernetzt und hatten großes Verständnis für politische Entwicklungen. Ich möchte den Dialog mit den Entscheidungsträgern suchen und hier langfristig eine gute Verbindung etablieren. Ist der Kontakt von mir in die Politik so gut wie der meiner Vorgänger? Nein, natürlich nicht. Dafür bin ich zu kurz in meiner Funktion. Ich bin aber optimistisch, dass er so gut werden wird. Die Politik und die Erste Bank haben jedenfalls ein gemeinsames Interesse: für Österreich zu arbeiten, für die Menschen da zu sein und alles dafür zu tun, um Wohlstand und Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Bezeichnen Sie sich grundsätzlich als politischen Menschen?
Ja. Politik heißt für mich, einen guten Rahmen für die Gesellschaft zu schaffen. In dem Sinne bin ich sicher politisch. Der Gründungsgedanke der Erste Bank - finanzielle Gesundheit unabhängig von Alter, Stand, Geschlecht und Nation zu fördern - ist ja letztlich auch ein sehr politischer Auftrag. Deshalb sind uns als Bank auch soziale Initiativen sehr wichtig.

Die Leute sollen über mich sagen, dass ich die Beste für die Erste bin.

Sie waren ja selbst einmal in der FMA tätig. Was würden Sie sagen, wie hat sich die Aufsicht in der Krise bislang geschlagen?
Zu Beginn der Krise musste die Aufsicht erst ihre Rolle finden. Nach einigen Wochen hat aber die Zusammenarbeit auch auf europäischer Ebene sehr gut funktioniert. Die Aufsicht hat letztlich ihren Ermessensspielraum gut genutzt.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie als frühere FMA-Mitarbeiterin einen Vorteil gegenüber der Aufsicht genießen?
Ich bin überzeugt davon, dass die Zielsetzung der regulatorischen Vorgaben in den letzten Jahren zu 100 Prozent richtig war. Bei der Ausgestaltung gibt es sicher da und dort Verbesserungspotenzial. Mein Vertrauen darin, dass die Aufsicht richtige Ziele hat, würde ich aber als Wettbewerbsvorteil bezeichnen. Ich sehe uns als Bank mit der Aufsicht auf der gleichen Seite und nicht auf der Gegenseite.

Österreich ist ja nach wie vor "overbanked" und "overbranched". Die Erste Bank und die Sparkassen haben in Österreich mehr als 1.000 Filialen. Ist das nicht zu viel?
Wir verfolgen ja in der Erste Bank einen Multichannel-Ansatz. Dennoch, ein Viertel unserer Kunden geht nur in die Filiale. Wir wollen es unseren Kunden überlassen, wie sie mit uns in Kontakt treten wollen. Wir haben die Zahl der Filialen in den letzten Jahren ohnehin schon reduziert, gut möglich, dass es aber noch ein paar weniger werden. Ob es letztlich 500,800 oder 900 sind, hängt vom Kundenbedürfnis ab.

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Gerda Holzinger-Burgstaller: "Der Teamspirit der Ersten und ich als Teamplayerin passen sehr gut zusammen. "

 © trend / Sebastian Reich

Ihr Vorgänger Peter Bosek ist ja auch im Vorstand der Gruppe gesessen. Wollen Sie dort auch hin?
Ich bin in der komfortablen Situation, dass in meinem Vorstand zwei Mitglieder sitzen, die auch im Gruppenvorstand vertreten sind. Ich kann mir das also in Ruhe anschauen. Ich bin aber überzeugt davon, dass ich den coolsten Job habe. Der große Charme meiner jetzigen Funktion ist, ganz klar für einen Aufgabenbereich zuständig zu sein. Ich sehe Österreich als echten Auftrag und Herzensanliegen, und darauf möchte ich mich stürzen.

Das Rennen zwischen Ihnen und Willibald Cernko um den CEO-Posten soll knapp gewesen sein. Wie wollen Sie Ihre Skeptiker überzeugen?
: Ich werde mich auf meine Stärken fokussieren. Die Leute sollen über mich sagen, dass ich die Beste für die Erste bin, und ich werde alles daransetzen, das zu erreichen. Der Teamspirit der Ersten und ich als Teamplayerin passen sehr gut zusammen. Mit unseren gemeinsamen Erfolgen werde ich letztlich meine Skeptiker überzeugen.

Haben Sie ein Karriere-Langfristziel?
Meine Arbeit macht mir solchen Spaß, dass ich mir momentan nichts anderes vorstellen kann. Ich setze mir keine Langfristziele mehr. Hätte man mir vor zehn Jahren gesagt, ich würde einmal CEO der Erste Bank, hätte ich es bestimmt nicht für möglich gehalten. Auch die Finanzkrise und die Pandemie waren ja so nicht vorhersehbar.

Als Multiplikator in viele Wirtschaftszweige hineinwirken.

Wollten Sie immer Bankerin werden?
Nein, ich bin reingestolpert. Aber das Attraktive an dem Bankjob ist, dass man als Multiplikator in viele Wirtschaftszweige hineinwirkt. Nach meinem Studium war ich unsicher, welche Branche mich am meisten interessiert. In der Bank konnte ich mir diese Entscheidung ersparen.

Ihr Chef Bernhard Spalt gilt als Cineast, Ihr Vorgänger Peter Bosek hat sich als Blockbuster-Typ bezeichnet. Wo sehen Sie sich?
Irgendwo dazwischen. Der letzte Film, der mir gut gefallen hat, war "Knives Out". Krimi und schwarzer Humor sagen mir generell zu.

Wie verbringen Sie sonst Ihre Freizeit?
Ich bin gerne an der frischen Luft, vor allem Mountainbiken. Ich bin zwar nicht die Mutigste beim Bergabfahren, aber es macht mir Riesenspaß.

Zur Person

Gerda Holzinger-Burgstaller (41) hat am 1. Jänner die Nachfolge von Peter Bosek an der Spitze der Erste Bank angetreten. Erfahrung in der Bank konnte die Wirtschaftswissenschaftlerin aber schon seit mehr als 14 Jahren sammeln. Nach zwei Jahren bei der Finanzmarktaufsicht startete Holzinger-Burgstaller ihre Bankkarriere 2006 im Generalsekretariat der Gruppe.

In dieser Zeit arbeitete sie eng mit Andreas Treichl zusammen und managte in der Finanzkrise die Emission des Partizipationskapitals der Bank. Die Erfahrung bei der Bankenaufsicht kam ihr hier zugute.

Auch zu Erste-Group-Konzernchef Bernhard Spalt wird Holzinger-Burgstaller ein guter Draht nachgesagt. Er holte die junge Bankerin 2019 auch erstmals in das Vorstandsteam der Erste Bank, wo sie für Finanzen und Risikomanagement verantwortlich war. Dass sie zwei Jahre ehrenamtlich im Vorstand der Zweiten Sparkasse, des wichtigsten Sozialprojekts der Bank, tätig war, war auf Holzinger-Burgstallers Karriereweg sicher kein Hindernis.

Das Interview mit Erste-Bank-Chefein Gerda Holzinger-Burgstaller ist ursprünglich im Jänner 2021 im trend. PREMIUM erschienen.

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