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Das Jahr der rasanten Erholung der Aktienmärkte

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Ken Fisher ist einer der erfolgreichsten Investmentberater der USA und Autor zahlreicher Bücher zu den Themen Wirtschaft und Finanzen.
KEN FISHER, Investmentberater und Autor zahlreicher Bücher zu den Themen Wirtschaft und Finanzen.©beigestellt / iStock (Hintergrund)
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Viele Anleger und Investoren sind auch für das Börsenjahr 2023 pessimistisch. Ich nicht. Vor uns liegt ein Jahr mit überraschend hohen Renditen.

Ich sehe vor uns ein aufregendes Jahr, in dem der ATX und die globalen Aktien – zum Teil auch Anleihen – mit Renditen von 15 bis 25 Prozent oder gar mehr überraschen. Das sorgenvolle letzte Jahr macht aber verständlich, dass viele noch nicht begreifen, was genau die jetzt vor uns liegende kräftige Erholung beflügelt.

Im letzten Februar erwartete ich einen schweren, volatilen Start in das Jahr 2022 mit einem späten Aktienanstieg. Auch wenn das Muster pauschal stimmte, sah ich den Bärenmarkt in Österreich und Europa nicht voraus, auch nicht, dass Aktien in US-Dollar weltweit um über 20 Prozent zurückgehen würden. Die meisten erwarten nun noch Schlimmeres, selbst nach den Q4-Anstiegen von 19,3 Prozent in Österreich und 16,3 Prozent europaweit. Das ist der "Pessimismus des Unglaubens", den ich im September 2022 hier beschrieben habe. Für Kursanstiege benötigen Aktien Realitäten, die besser sind als die Erwartungen. Das wird kommen.

Wie? Denken Sie an die in meiner letzten Kolumne besprochene rückläufige Inflation. Die österreichischen Großhandelspreise erreichten im Juni +26,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im November lagen sie bei +16,5 Prozent. Die Verbraucherpreise haben sich seit ihrem Hoch im Oktober von plus elf Prozent ebenfalls entspannt. Auch in den USA hat sich die Inflation abgekühlt, während in der Eurozone und im UK Höhepunkte wie im November hinter uns liegen. Eine abebbende Inflation dürfte den Aktien Auftrieb geben.

Ebenfalls dürfte sie den Anstieg der langfristigen Renditen umkehren. Als Anleihen und Aktien 2022 gleichermaßen fielen, erstaunte diese Korrelation viele. Nun bedeuten die gestiegenen Renditen, dass dieser Zusammenhang 2023 wohl nicht mehr gelten wird. Die Renditen amerikanischer zehnjähriger Staatsanleihen liegen bereits 35 Basispunkte unter dem Hoch vom 24. Oktober. Die österreichischen Renditen schlossen 2022 mit einem Jahreshoch, ja, aber die bevorstehende schwächere Inflation wird hier für Abkühlung sorgen.

Positive Effekte aus dem US-Wahlzyklus

Gute Signale liefert die Weltpolitik. Im Oktober erklärte ich hier, wie die Zwischenwahlen in den USA die globalen Aktien im Q4 2022 und bis ins Jahr 2023 hinein antreiben würden. Das hat seit der Wahl ganz gut geklappt. Dieses Muster bereitet zuverlässig den Marktzauber eines dritten Präsidentschaftsjahrs –wie 2023 – vor. Seit Vorhandensein ordentlicher Daten (ab 1925) erreichten die Renditen dritter Jahre im S&P 500 in US-Dollar durchschnittlich +18,4 Prozent – seit 1939 gab es keine negative Renditen mehr. Noch besser: Die neun negativen zweiten Amtsjahre von Präsidenten (wie 2022) waren Turbos für die dritten – die mittlere Rendite betrug in US-Dollar 28,7 Prozent.

Dieser Effekt breitet sich global aus. Die Korrelation zwischen S&P 500 und ATX liegt bei 0,68 - das ist viel, wenn 1,0 eine parallele und -1,0 eine gegenläufige Bewegung bedeutet. Die Korrelation Eurozone-Aktien-S&P 500 ist mit 0,81 noch höher.

Rezessionssorgen schwinden

Rezessionssorgen? Die meisten Wirtschaftsdaten sind zwar durchwachsen, aber in Summe nicht schlecht. Die Gasknappheit, von der viele angenommen hatten, dass sie Europa und besonders Österreich aufgrund der historischen Abhängigkeit von Russland schwächen würde, ist nicht eingetreten, und sie wird es wohl auch nicht. Der Regierung zufolge sind die Lager zu 87 Prozent gefüllt. Die weltweite Kreditvergabe ist stabil. Und China öffnet sich wieder, was positiv für das globale Wachstum ist.

Das Andauern der allgemeinen Verunsicherung bewirkt, dass die Märkte die Rezession schon eingepreist haben. Eine Conference-Board-Umfrage ergibt, dass sich 99 Prozent der CEOs in Europa und 98 Prozent in Amerika auf eine Rezession einstellen. Selbst ein geringer Rückgang würde die düsteren Erwartungen übertreffen und Entspannung bringen.

Historisch betrachtet steigen die Verlierer einer Baisse im ersten Drittel eines Bullenmarkts am stärksten. Das dürfte es österreichischen Energieunternehmen schwer machen, besonders, wenn die Öl-und Gaspreise sinken. Aber Österreichs Banken wurden wegen ihrer Russlandorientierung 2022 stark getroffen. Das ist nun eingepreist und bereitet Erholung in diesem Jahr vor. Kaufen Sie ansonsten global ein. Schauen Sie auf Nicht-Basiskonsumgüter wie französische und schweizerische Luxuswaren. Halten Sie angeschlagene Technologieunternehmen, besonders amerikanische.

Entspannung ist absehbar. Positionieren Sie sich jetzt für eine gewaltige, weitgehend unerwartete Erholung der Märkte.

Den Gastkommentar von Ken Fisher finden Sie auch in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 27.1.2023

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