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Mehr Firmeninsolvenzen in Österreich

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 © APA/FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR

Karl-Heinz Götze vom KSV1870: "Die vielerorts maximal durchschnittliche Auftragslage" habe zu einem Anstieg der Insolvenzen geführt.

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Von Jänner bis September 2025 gab es in Österreich 5110 Firmeninsolvenzen - viele davon in Wien. Die Privatkonkurse stagnieren auf Vorjahresniveau.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in Österreich in den ersten drei Quartalen 2025 weiter gestiegen. Der Gläubigerschutzverband KSV1870 schätzt, dass 5.110 Betriebe Insolvenz anmelden mussten. Das sind in etwa 19 Pleiten pro Tag und 5,3 Prozent mehr als im Vorjahr. „Neben dem insgesamt hohen Kostenniveau hat auch die vielerorts maximal durchschnittliche Auftragslage und damit einhergehend fehlende Umsätze zu einem Anstieg der Insolvenzen geführt“, sagt Karl-Heinz Götze, Insolvenzleiter beim KSV1870.

Obwohl mehr Unternehmen Insolvenz anmeldeten, ging es insgesamt um weniger Geld. Im Vergleich zum Vorjahr sind die vorläufigen Passiva um 58,3 Prozent auf zirka 6,4 Milliarden Euro gesunken. Der Grund: Bis jetzt gab es 2025 noch keine Insolvenz in Milliardenhöhe. Als letztes Jahr die Signa Gruppe von René Benko insolvent ging, standen Milliardensummen auf dem Spiel.

Besorgniserregend ist laut dem KSV1870 aber, dass immer mehr Insolvenzfälle mangels Kostendeckung nicht eröffnet werden. In diesen Fällen wurde mit der Insolvenzanmeldung häufig zu lange gewartet, wodurch auch die letzten Geldreserven verbraucht wurden. Die Zahl der nichteröffneten Firmenpleiten ist um 8,4 Prozent gestiegen.

Handel ist besonders stark getroffen

Der Handel verzeichnet mit 921 Fällen die meisten Firmenpleiten. Das entspricht einem Anstieg von zehn Prozent Im Vergleich zum Vorjahr. Die zweitmeisten Firmenpleiten (784) weist trotz eines leichten Rückgangs von drei Prozent die Baubranche auf. Am stärksten leidet jedoch der Immobiliensektor, der einen Insolvenzanstieg von 62 Prozent verzeichnet. „Besonders Projektentwickler befinden sich angesichts einer angespannten Kostenstruktur und einer überschaubaren Anzahl an Bauprojekten nach wie vor in einer brenzligen Lage“, so Götze.

Bis Jahresende rechnet der KSV1870 mit bis zu 7.000 Unternehmensinsolvenzen. Bereits im dritten Quartal hat sich die Insolvenzentwicklung aber etwas entspannt.

Wien verzeichnet ein Drittel aller Firmenpleiten

Von den insgesamt 5.110 insolventen Betrieben, sind 1.977 in Wien registriert. Gegenüber dem Vergleichszeitraum bedeutet das einen Anstieg von knapp neun Prozent in der Bundeshauptstadt. Österreichweit stiegen die Insolvenzen in den ersten drei Quartalen hingegen um 5,3 Prozent.

Der KSV1870 schätzt die Passiva in Wien auf fast 3,5 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der österreichweiten Passiva in Wien zu verorten sind. Wien ist vor allem mit vielen Insolvenzen im krisengebeutelten Immobiliensektor konfrontiert. „Die Erfahrungen der letzten Monate zeigen, dass bei insolventen Immobilienunternehmen die Verbindlichkeiten im Vergleich zu anderen Branchen besonders hoch sind", sagt Jürgen Gebauer, Leiter der Unternehmensinsolvenz Wien, Niederösterreich und Burgenland.

Verschuldung pro Schuldner:in steigt

Bei den Privatkonkursen zeigt sich hingegen kaum Bewegung. Von Jänner bis September 2025 wurden österreichweit 6.628 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, ein Rückgang um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt die Zahl weiter unter dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie.

Deutlich gestiegen sind allerdings die Passiva: Sie legten um mehr als 22 Prozent auf 929 Mio. Euro zu. Ursache seien einzelne Verfahren mit besonders hohen Schuldenvolumina, etwa in Wien und Tirol. Im Durchschnitt beläuft sich die Verschuldung pro Schuldner:in mittlerweile auf 140.000 Euro - um 26.000 Euro mehr als 2024.

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