
Wie jedes Jahr schätzt der KSV1870 die Zahlungsbereitschaft der österreichischen Privat- und Firmenkunden sowie der öffentlichen Hand.
©APA/helmut FohringerTrotz zahlreicher wirtschaftlicher Herausforderungen bleibt die Zahlungsmoral der Österreicherinnen und Österreicher konstant hoch. Dennoch ist fast die Mehrheit der Betriebe mit ihrer Geschäftslage unzufrieden und nur 54 Prozent erwarten für 2025 einen Gewinn.
Österreichweit bewerten 47 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als „sehr gut“ oder „gut“. Im Handel und in der Industrie zeigt sich nach einem Frühjahrstief im März wieder eine leichte Aufwärtsbewegung. Trotz dieses Anstiegs liegt die Stimmung weiterhin unter dem Vorkrisenniveau von 2020, als noch 63 Prozent der Betriebe ihre Lage positiv einschätzten.
Am besten ist die Stimmung derzeit in der Steiermark, gefolgt von Niederösterreich und Tirol. „Das von der KSV1870 angestrebte Ziel, das auch von der Gesellschaft und der Bundesregierung verfolgt werden sollte, liegt bei 60 Prozent“, sagt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG, um dann anschließend festzuhalten: „Davon ist man noch weit entfernt.“ Besonders deutlich zeigt sich die Zurückhaltung in Kärnten: Nur 16 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre Lage dort als „sehr gut“ oder „gut“.
Ein Drittel der Unternehmen rechnet 2025 mit einem Umsatzplus – vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Verkehrssektor. 28 Prozent der Betriebe erwarten hingegen rückläufige Umsätze, insbesondere im Handel und in der Warenproduktion.
54 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, 2025 mit Gewinn abzuschließen. Ein Viertel rechnet mit einer „schwarzen Null“, also einem ausgeglichenen Ergebnis. 11 Prozent erwarten sogar einen Jahresverlust. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Zahl der Firmeninsolvenzen wider, die laut Vybiral heuer auf rund 7.000 steigen dürfte.
Zahlungsmoral bleibt stabil
Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich die Zahlungsmoral unverändert – eine positive Überraschung angesichts der wirtschaftlichen Flaute und der Sparmaßnahmen im öffentlichen Sektor, wie Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH, betont.
Ein möglicher Grund dafür könnte laut KSV1870 ein verstärktes Sparverhalten sein: Nur neun Prozent der befragten Betriebe kaufen mehr ein als im Vorjahr, während 50 Prozent ihre Einkäufe reduziert haben.
Trotzdem wird rund jede sechste Rechnung zu spät bezahlt, also erst nach Ablauf der gesetzlichen Frist von 30 Tagen. Privatkunden begleichen ihre Rechnungen im Schnitt nach 15 Tagen – zwei Tage später als im Vorjahr. Der KSV1870 führt diese Verzögerung auf steigende Lebenshaltungskosten für Privathaushalte zurück. Am schnellsten zahlen Privatkunden in Wien und Niederösterreich, am langsamsten in Kärnten.
Firmenkunden benötigen im Schnitt 25 Tage für die Begleichung ihrer Rechnungen. Am zügigsten zahlen Betriebe in Vorarlberg (21 Tage), am längsten dauert es in Salzburg (32 Tage). Die öffentliche Hand lässt sich noch mehr Zeit: Der Bund bezahlt im Schnitt nach 36 Tagen, die Länder nach 31 und die Gemeinden nach 26 Tagen.
Gründe für Zahlungsverzögerungen
Die Ursachen verspäteter Zahlungen unterscheiden sich je nach Schuldnertyp. Bei Firmenkunden liegt es in 44 Prozent der Fälle an ineffizienten Verwaltungsprozessen, in 42 Prozent an kurzfristigen Liquiditätsengpässen.
Privatkunden vergessen laut Befragung in 51 Prozent der Fälle schlicht, ihre Rechnungen zu bezahlen; 43 Prozent berichten von finanziellen Engpässen. In der öffentlichen Verwaltung sind 68 Prozent der verspäteten Zahlungen auf ineffiziente Abläufe zurückzuführen, 27 Prozent auf das Ausnutzen von Machtpositionen.
Forderungsausfälle und Ausblick
31 Prozent der befragten Betriebe müssen keine weiteren Maßnahmen ergreifen, um an ihr Geld zu kommen. 45 Prozent müssen bis zu fünf Prozent ihrer Rechnungen aktiv einfordern. Bei zehn Prozent der Unternehmen betrifft das bereits zehn Prozent der Forderungen, bei weiteren 14 Prozent sogar mehr als zehn Prozent – ein Anstieg um vier Prozentpunkte.
Die Hälfte der befragten Unternehmen ist von Forderungsverlusten betroffen. 13 Prozent verlieren dabei mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes, weil Rechnungen nicht bezahlt werden. „Im Bereich verspäteter Zahlungen verzeichnen wir derzeit mehr Komplettausfälle als noch vor einem Jahr“, sagt Koch.
Ein Drittel der Unternehmen erwartet für 2026 eine Verschlechterung der Zahlungsmoral – besonders Betriebe aus Niederösterreich, Kärnten und Oberösterreich blicken skeptisch ins kommende Jahr.
Zur Umfrage
Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Befragung des KSV1870, an der im August 2025 insgesamt 1.200 österreichische Unternehmen teilnahmen.