
Post-Chef Walter Oblin
©Michael Rausch-SchottDie Post-Tochter bank99 erreicht erstmals seit der Gründung ein ausgeglichenes Ergebnis. Anlässlich der heutigen Präsentation der Halbjahreszahlen der Österreichischen Post konkretisiert Post-CEO Walter Oblin die internationalen Expansionspläne.
Die Österreichische Post AG hat in den ersten beiden Quartalen 2025 stabile Geschäftsergebnisse erzielt. Erwartungsgemäß wächst das Paketgeschäft weiter. Gibt es auch überraschende Highlights?
Ein Faktum mit News-Wert ist, dass wir das erste profitable Halbjahr unserer bank99 hinter uns haben und sehr optimistisch sind, dass wir im Gesamtjahr eine schwarze Null schreiben werden. Damit erreichen wir schneller die Gewinnzone als gehypte Neo-Banken wie N26, Trade Republic oder Monzo, die alle knapp unter oder über zehn Jahre dafür gebraucht haben. Diesen wichtigen Meilenstein geschafft zu haben, bestätigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind.
Sind die Unkenrufe in Bezug auf die Gründung einer Post-eigenen Bank vor sechs Jahren damit widerlegt?
Wir glauben fest an das Geschäftsmodell der bank99. Sie hat den Vorteil, dass sie auf eine Filialstruktur zugreifen kann – aber mit einer Kostenstruktur, die keine Filialbank erreichen kann. Wir haben gerade eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Demnach wünschen sich 82 Prozent der Österreicher:innen eine moderne, digital aufgestellte Bank, die bei Bedarf auch persönliche Beratung durch Menschen anbietet, mit denen Kredit- oder Veranlagungsthemen besprechen werden können. Wir haben als einzige Bank die Möglichkeit, die Kosten einer Filialstruktur zu teilen mit einem Post- und einem Telekommunikationsgeschäft. Das ist ein Wettbewerbsvorteil. Auch die italienische Post ist ein sehr erfolgreicher Finanzdienstleistungskonzern, ebenso Postfinance in der Schweiz. Und die Portugiesen generieren mittlerweile 50 Prozent ihres Ergebnisses aus der Bank.
Kurze Zwischenfrage: Die bank99 befüllte nach mehreren Bankomatsprengungen ihre Bankomaten nicht mehr mit Bargeld. Ist das nach wie vor so?
Wir haben in der Tat entschieden, Bankomaten aus Sicherheitsgründen zumindest in den Nachtstunden nicht mehr zu befüllen. Jetzt sind wir gerade dabei, unsere Geräte mit einer neuen Sicherheitstechnologie auszurüsten, und wir nehmen jeden Tag wieder mehr Bankomaten in Betrieb. Bis Herbst sollte das Thema durch sein.
Der Einstieg der Post in den Mobilfunk startet planmäßig im nächsten Jahr?
Ja, wir werden im Q2 nächsten Jahres ein spannendes neues Mobilfunkangebot auf den Markt bringen. Aus unserer Sicht gibt es einen Sweet-Spot zwischen Premium-Anbietern mit Vertragsbindung und Diskontern, wo der Kunde oft alleingelassen wird. Unsere Positionierung ist günstig, aber mit Service und Beratung. Unser Mitarbeiter können in 1.700 Postgeschäftsstellen die Kunden unterstützen. Dieser Schritt entspricht ebenfalls der Grundlogik, dass wir in Österreich mehr sein wollen als Post, nämlich ein Ökosystem mit einem breiteren Dienstleistungsportfolio.
Verraten Sie uns die Marke, unter der Sie Mobilfunk anbieten werden?
Da bitte ich um etwas Geduld bis in den Herbst. Die Marke wird sehr postnah sein.
Internationales Wachstum ist einer der Eckpfeiler im Strategie-Update der Post. Wird der Schwerpunkt auf Ländern liegen, wo die Post bereits tätig ist, oder auf neuen Märkten?
Beides. Wir besetzen heute eine Region, in der wir 150 Millionen Menschen jeden Tag erreichen können: Österreich, Osteuropa, vor allem Südosteuropa, und die Türkei. Überall dort sehen wir weiter Wachstumsmöglichkeiten, weil in all diesen Märkten E-Commerce noch etwas zurück ist hinter sehr reifen Märkten wie China oder die USA. Darum wird das Paketgeschäft weiter wachsen. Gleichzeitig gibt es auch in dieser Region noch weiße Flecken, wie beispielsweise Rumänien oder das eine oder andere Land am Balkan. Und die Türkei eignet sich als Brückenkopf zu Märkten noch weiter im Osten: Usbekistan, Georgien oder Aserbaidschan zum Beispiel. Vielleicht zukünftig auch einmal Syrien und Irak, wo sich das eine oder andere punkto Öffnung tut. Das sind interessante Märkte, die noch nicht besetzt sind und wo wir mit unserer starken Position in der Türkei eine sehr gute Ausgangsposition haben.
Das heißt, da würde die Post-Tochter Aras Kargo eine Schlüsselrolle spielen?
Das tut sie schon. Wir sind aus der Türkei heraus mit der Aras Kargo den großen E-Commerce-Plattformen nach Aserbaidschan quasi gefolgt. Nach dieser Logik unternehmen wir aktuell auch vorsichtige Expansionsschritte nach Georgien und Usbekistan.
Überwiegend Länder ohne stabile politische Situationen ...
Wo gibt es denn noch stabile politische Situationen? Wir sehen in der Türkei, dass man durchaus mit volatilen Verhältnissen gut leben kann. Ich glaube, wir können uns sehr viel abschauen von unseren türkischen Kollegen, die in Zeiten von Hochinflation, Erdbebenfolgen und Kriegsszenarien in Nachbarländern nach vorne schauen, die Ärmel aufkrempeln und sich modern entwickeln. Wir sind sehr glücklich mit dieser Beteiligung in der Türkei, die im letzten Jahr rund 50 Millionen Euro Ergebnisbeitrag geliefert hat. Von der Einstellung, die ich dort erlebe, könnten wir ganz generell auch in Österreich mehr gebrauchen.
Halbjahresbilanz

