
Die 30-jährige Marie-Theres Knill will die Knill-Gruppe übernehmen.
©Die MosbachersFrischer Wind weht durch Österreichs Industrieunternehmen. Eine trend-Serie beschreibt, wie die junge Generation nach und nach die Führungsetage erklimmt. Eine davon: Marie-Theres Knill.
Eigentlich wollte Marie-Theres knill beruflich immer etwas mit Pferden zu tun haben. Die Springreiterin und Tochter von Christian Knill zog es in jungen Jahren nicht unbedingt in das Familienunternehmen, die steirische Knill-Gruppe. „Mein Vater stellte es uns immer frei, was wir machen wollten“, erzählt die heute 30-Jährige. Druck auf seine vier Kinder, das erfolgreiche Energieinfrastrukturunternehmen (Umsatz: 483 Millionen Euro) irgendwann in 13.Generation übernehmen zu müssen, gab es also nicht. Vielleicht fand Marie-Theres deshalb doch den Weg von den Pferden in das Unternehmen, das zu gleichen Teilen ihrem Vater und ihrem Onkel Georg, dem amtierenden IV-Präsidenten, gehört. „Als ich Innovationsmanagement studiert habe, habe ich gemerkt, das passt alles sehr gut zu uns“, berichtet sie.
Also schnupperte sie vor sieben Jahren hinein, bevor sie vor fünf Jahren für das Marketing und die Nachhaltigkeit der Gruppe tätig wurde. Dass sie die Tochter des Chefs ist, so Knill, haben sie die Mitarbeiter nie unangenehm spüren lassen, denn: „Mein Vater pflegt mit allen Mitarbeitern, rund 2.700, einen sehr freundschaftlichen, offenen Umgang.“ Nachdem sich Marie-Theres in der männerlastigen Branche bislang gut bewährt hat, steht nun fest: „Der Plan ist, dass ich das Unternehmen von meinem Papa in einigen Jahren übernehme, denn meine Brüder wollten nicht, und meine Schwester studiert noch.“ Nachsatz: „Ich werde auf diese Aufgabe von meinem Vater aber auch gut vorbereitet.“
So bekam die Junior-Chefin in den letzten fünf Jahren auch die Gelegenheit, einige der Niederlassungen der Knill Gruppe zu inspizieren. Etwa in Indien. „Dort kosten 500 Mitarbeiter so viel wie bei uns 100. Das gibt einem schon zu denken.“ Überhaupt macht sie sich viel Gedanken über die zunehmenden Wettbewerbsnachteile und wachsenden Kosten der euro-päischen Industrie. Besonders deutlich werde das bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts, so Knill. „Auf 140 Seiten muss man da etwas -dokumentieren, wo ich den Mehrwert nicht ganz erkennen kann.“
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