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Die jungen Industriellen

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 © Lukas Illgner (2), Die Mosbachers

Die neue Generation in Österreichs Industrie-Leitbetrieben: Michael Strauss, 31, Strauss & Partner; Marie-Theres Knill, 30, Knill Gruppe; Samuel Kapsch, 29, Kapsch TrafficCom (v. l.)

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Knill, Kapsch, Strauss & Co.: In Österreichs Industrie-Leitbetrieben steht eine neue Generation in den Startlöchern. Wie die jungen Industriellen ticken und was sie ändern wollen.

Auch wenn sich laut den jüngsten Zahlen der Bank Austria die Stimmung in der heimischen Industrie heuer erstmals wieder aufhellen dürfte, die letzten Jahre waren wahrlich kein Honiglecken für Österreichs Industriebetriebe: überbordende Regulierung, stark angestiegene Personal- und Energiekosten und zuletzt die Unsicherheit um die US-Zollpolitik. Und dennoch ist in vielen der insgesamt rund 80.000 Industrieunternehmen so etwas wie frischer Wind spürbar. Was wohl auch auf den Generationenwechsel zurückzuführen ist, der dort vonstatten geht. 63 Prozent der heimischen produzierenden Unternehmen sind Familienunternehmen, und in diesen tut sich gerade in den letzten Jahren bzw. Monaten an deren Spitze viel. Die Gen Y und die Gen Z übernehmen in vielen Betrieben das Ruder.

So etwa bei der Wiener Mauttechnikkfirma Kapsch, wo im April der erst 29-jährige Samuel Kapsch als Chief Operating Officer in den Vorstand eingezogen ist. In einer Aussendung des Unternehmens wurde der junge Mann, der aus der fünften Generation der Industriellenfamilie Kapsch stammt, als „ junger, innovativer Leader“ angepriesen. Und trotz seines jugendlichen Alters hat der neue COO eine beachtliche Ausbildung hinter sich: Bevor er ins Unternehmen eintrat, um dort mit nur 26 Jahren das Lateinamerika-Geschäft zu leiten, musste er sich bei einem Auslandsstudium und in einem Unternehmen außerhalb der Familie bewähren. Der Nachname allein, wie man es in früheren Generationen oft erlebt hat, reicht heutzutage längst nicht mehr für die Nachfolge. Das weiß auch Samuel Kapsch: „Natürlich würde es mich freuen, das Familienunternehmen irgendwann weiterzuführen, aber diesen Platz muss man sich erst erarbeiten.“

Vater & Mentor

Meist wie im Fall von Kapsch zunächst in Zusammenarbeit mit dem Vater. So tourt Marie-Theres Knill, die im Unternehmen ihres Vaters Christian für Marketing und Nachhaltigkeit zuständig ist, mit ihm durch die Länder, um die diversen Standorte des Energietechnikunternehmens etwa in China oder Indien kennenzulernen. Die 30-Jährige soll irgendwann in seine Fußstapfen treten: „Ich werde auf diese Aufgabe von meinem Vater auch gut vorbereitet“, so die Nichte des aktuellen IV-Präsidenten Georg Knill. Auch Michael Strauss, Sohn von Porr-Chef Karl-Heinz Strauss, soll sich vorerst einmal im UBM-Aufsichtsrat bewähren, bevor womöglich höhere Weihen auf ihn zukommen.

Auffällig ist, dass so wie Marie-Theres Knill aktuell viele junge Frauen in die Führung von Industrieunternehmen drängen. Anders als ihre männlichen Kollegen haben sie, selbst wenn sie Funktionen in der Jungen Industrie innehaben, aber meist nicht unbedingt das Bedürfnis, über ihre Arbeit zu reden. Erst die Bewährung, dann die Öffentlichkeit, scheint das Motto zu sein.

Generation Nachhaltigkeit

Maximilian Pöttinger hat seine Einführungsphase im Unternehmen mit 36 Jahren bereits hinter sich. Wie bei vielen anderen seiner Generation war die Nachfolge beim Entsorgungstechnikunternehmen keineswegs generalstabsmäßig geplant, sie passierte ohne Druck der Elterngeneration. „Weder ich noch mein Vater hatten die Erwartung, dass das unbedingt funktionieren muss“, erzählt der Oberösterreicher. Doch letztlich waren die Vorstellungen von Vater und Sohn vor allem in puncto Nachhaltigkeit ähnlicher als ursprünglich erwartet, was die Zusammenarbeit der beiden Generationen nun ermöglicht. Überhaupt steht für viele Vertreter der jungen Generation das Thema Nachhaltigkeit im Fokus, auch wenn diese gerade in Europa meist mit viel Bürokratie verbunden ist. Die Welt und das Unternehmen klimafitter zu machen, liegt vielen am Herzen.

Meist haben die Jungen schon sehr konkrete Verbesserungsvorstellungen für Industrie und Wirtschaft, etwa Anreize zur Schaffung von Wohnungseigentum für Junge oder mehr Offenheit gegenüber neuen Technologien, politisch engagieren wollen sie sich aber nur selten. Eine gewisse Politikverdrossenheit macht sich bemerkbar, die sich auch in die Junge Industrie, die Nachwuchsorganisation der Industriellenvereinigung, hineinziehen dürfte. Außer der Forderung nach späterem Pensionsantritt war von dort in den letzten Monaten wenig zu hören.

Der Text stammt aus der trend.Edition - Ausgabe vom 8. August 2025. Die Einzelporträts junger Industrieller erscheinen in den kommenden Wochen auch im trend.Newsletter.

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