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OeNB: Konjunktur in Eurozone etwas besser als erwartet

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OeNB-Gouverneur Martin Kocher
 © APA/HANS KLAUS TECHT
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Die Wirtschaftsflaute in der Eurozone hält an - mit zarten Anzeichen einer Besserung im dritten Quartal. "Wir haben überall eine leicht bessere Tendenz in den Wirtschaftsdaten gesehen - es ist zumindest etwas, das zusätzlichen Optimismus erzeugen sollte, dass die Lage stabil bleibt oder sich aufhellt", sagte der Nationalbank-Gouverneur Martin Kocher. Es sei aber klar, "dass es in der Eurozone und im EU-Raum insgesamt eine Wachstumsaussicht gibt, die nicht sehr dynamisch ist".

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Das 2. Halbjahr 2025 werde eventuell dennoch schwächer ausfallen als das erste, aber nicht so deutlich wie ursprünglich erwartet, ergänzte der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) Montagnachmittag vor Journalisten in Wien.

Österreichs Konjunkturentwicklung liegt unter dem europäischen Durchschnitt. Während der Euroraum heuer im dritten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent auswies, waren es hierzulande nur 0,1 Prozent. Dasselbe Bild bei der Inflation: Im Euroraum lag diese im Oktober laut Schnellschätzung bei 2,1 Prozent, in Österreich war sie mit 4 Prozent doppelt so hoch.

"Der Hauptfaktor der Inflation ist im Moment die Dienstleistungsinflation", sagte Kocher mit Blick auf die gesamte Eurozone. Je nach Land spielten auch die Nahrungsmittel- und Energiepreise eine große Rolle. Die Teuerungen bei den Grundnahrungsmitteln seien vor allem auf die Preise für die Nahrungsrohstoffe zurückzuführen, nicht auf die Verarbeitungskosten.

"Bei der Inflation hat sich in den letzten Monaten wenig getan", so der Nationalbank-Gouverneur. Das sei insgesamt eine komfortable Situation für die Europäische Zentralbank (EZB), "aber eine verzerrende, da die fundamentalen Risiken nach wie vor da sind", betonte Kocher unter Verweis auf die geopolitischen Herausforderungen und internationalen Handelskonflikte. Es sei auch klar, dass die EZB möglichst handlungsfähig sei und bleibe, sollte sich eines der Risiken "manifestieren", betonte er mit Blick auf die Geldpolitik. "Es gibt keine klare Aussicht darauf, wie es weitergehen könnte", stellte er klar.

Der digitale Euro sei "ein großes EZB-Projekt mit einer guten Begründung" und sei "natürlich nicht dazu da, das Bargeld abzuschaffen", versicherte der Nationalbank-Chef. "Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern um eine weitere Möglichkeit - der digitale Euro ist nichts anderes als Bargeld für den Onlinehandel."

Außerdem soll der digitale Euro Europa im digitalen Zahlungsverkehr unabhängig von den USA machen. "Europa muss lernen, dass Abhängigkeiten teuer und schmerzhaft sein können", betonte OeNB-Direktor Josef Meichenitsch, der in der Nationalbank für dieses EZB-Projekt verantwortlich ist. "In Europa haben wir eine große Abhängigkeit von zwei US-Unternehmen - Visa und Mastercard. Das ist in den meisten Ländern der Fall."

Die EZB wolle eine öffentliche Infrastruktur zur Verfügung stellen und damit unabhängig von anderen Ländern und Anbietern machen. Es sollen auch Gratistransaktionen ermöglicht werden und der Handel soll weniger Gebühren zahlen müssen. "Wir als OeNB stellen die Versorgungssicherheit und die Wahlmöglichkeit sicher."

Der EZB-Rat in Frankfurt beschloss die nächste Projektphase. Von 2023 bis jetzt sei es um Design, Kosten, Impact Studies und Holding Limits gegangen. Nach der Design-Phase sei man nun in der Technical-Readiness-Phase. "Das heißt, wir programmieren jetzt sehr viel und stellen den technischen Server zur Verfügung", erklärte Meichenitsch. Es brauche "ein gutes Jahr oder eineinhalb Jahre Programmierzeit, um alles zusammenzuführen. "Alle Banken müssen ja interoperabel sein."

Die OeNB sei Teil der Allianz für den digitalen Euro - sechs Länder nehmend daran Teil, neben Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien sind auch Litauen und Österreich dabei.

Der Zeitplan: 2027 soll die Pilotphase kommen - abhängig vom europäischen Gesetzgebungsprozess. "2029 soll der digitale Euro wirklich breitenwirksam ausgerollt werden, weil wir die Unabhängigkeit der EU sichern wollen." Die Einmalkosten für das Projekt sind mit 1,3 Mrd. Euro angesetzt, die laufenden Kosten sollen sich auf rund 320 Mio. Euro pro Jahr belaufen. Schätzungen zufolge entstehen laut Kocher derzeit durch die jetzigen beiden Zahlungsdienstleister Kosten in Höhe von 14 Mrd. Euro. "Die fallen natürlich nicht komplett weg", fügte Meichenitsch hinzu.

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT

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