
Jonas Kaufmann
©FOTO: XIOMARA BENDERDer Startenor überzeugt nicht nur auf der Bühne, sondern hat auch mit seiner ersten Sommersaison als Intendant der Tiroler Festspiele Erl künstlerisch wie wirtschaftlich für eine gute Bilanz gesorgt.
trend: Für Ihre erste Sommersaison als Intendant in Erl gab’s nicht nur Standing Ovations, sondern auch wirtschaftlich eine gute Bilanz. Haben Sie auch privat in Sachen Geldanlage so eine gute Hand? Sie haben ja auch einige Semester Mathematik studiert …
Jonas Kaufmann: Grundsätzlich ist ein Mathematikstudium weniger dafür gedacht, einfache Rechnungen wie Prozente einer Finanzierung zu bestimmen, aber natürlich haben mich Zahlen immer fasziniert. Ich bin eher ein konservativer Mensch, und dementsprechend sind meine Geldanlagen auch eher zurückhaltend.
trend: Was hat Sie familiär in Sachen Geld geprägt?
Mein Großvater war Banker, und so hat auch mein Vater extrem akribisch Buch geführt. Ich kann mich an Situationen erinnern, wo wir in unserer Ferienwohnung in Italien am Tisch saßen und die letzten fehlenden Lire-Beträge der vergangenen Tagesausgaben aus unserem Gedächtnis kramen mussten, damit seine Endabrechnung stimmt. Das habe ich leider, oder vielleicht besser Gott sei Dank, nicht übernommen.
trend: Was ärgert Sie aktuell am Wirtschaftssystem?
Ich bin als Kulturschaffender und mittlerweile Kulturverantwortlicher natürlich sehr froh um die vielen Unterstützer der Kunst, und dieses Geld muss ja irgendwo herkommen. Trotzdem habe ich manchmal meine Zweifel an der Idee eines Aktienmarktes, wo die Interessen der Aktionäre immer über die der Mitarbeiter gestellt werden, welche ja eigentlich die Firma betreiben und den Gewinn erzeugen.
trend: Sie gelten als einer der bestbezahlten Opernstars. Macht das in Sachen Investment risikofreudig? Oder auf welches finanzielle Vorsorgekonzept haben Sie gesetzt?
Ich bin kein Glücksspieler und halte auch grundsätzlich nichts davon, mit risikofreudigen Entscheidungen schnelles Geld zu suchen. Natürlich habe ich auch am Aktienmarkt Geld angelegt, aber ich versuche, die fürs Alter so notwendigen Rücklagen gleichmäßig über die verschiedenen Systeme zu verteilen.
trend: Warum heißt es hierzulande, anders als im angloamerikanischen Raum, immer noch, „über Geld spricht man nicht“?
Ich finde es eigentlich ganz angenehm, dass man über Geld nicht spricht, um zu prahlen, sondern es lediglich zum Thema wird, wenn man leider nicht genug davon hat. Die in Amerika sehr verbreitete Attitüde, quasi mit Kontoauszug durch die Gesellschaft zu laufen, halte ich für fragwürdig. Die für mich richtige Art, zu zeigen, dass man Geld hat: wenn betuchte Leute es nicht für Superyachten ausgeben, sondern Gutes damit tun, zum Beispiel Kultur zu unterstützen.
trend: Was halten Sie für Ihren persönlichen kleinen Reichtum?
Gesundheit ist sicherlich das, was man kaum mit Geld erkaufen kann, und noch weniger ist es das Glück. Ich habe einen großartigen Beruf, eine großartige Familie und keine finanziellen Sorgen, das ist schon ein großer Reichtum.
trend: Gutes Essen, Topweine, Mode, Autos … Wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus?
Ertappt! Ich liebe gutes Essen und gute Weine, kann auch bei Autos und Mode schlecht Nein sagen. Trotzdem muss man sich immer wieder vor Augen führen, was man mit all dem Geld sonst noch anstellen könnte. Und wie viele Kleider kann man gleichzeitig tragen?
trend: Sie sind BMW- und Rolex-Markenbotschafter. Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Mit BMW und Rolex habe ich zwei großartige Partner: Wir unterstützen uns gegenseitig und verwirklichen gemeinsame kulturelle Projekte. Da geht es nicht so sehr um den pekuniären Aspekt. Generell denke ich, dass es wohl für jeden einen Betrag gibt, bei dem er vielleicht schwach wird. Aber langfristig ist der eigene Ruf doch wertvoller als alles angebotene Geld.
trend: Ihre Frau ist Opernregisseurin, wer hat im Künstlerhaushalt die „Finanzhoheit“?
In einem Haushalt mit zwei Künstlern hat der Mathematiker die Kasse in der Hand.
trend: Karte oder Bargeld?
Handy!
trend: Was empfinden Sie als Luxus?
Freie Zeit ist sicherlich mein größter Luxus.
trend: Wissen Sie noch, was Sie sich von Ihrer ersten Gage gegönnt haben?
Von meiner ersten Gage an der Wiener Staatsoper habe ich mir zur Erinnerung eine schöne Uhr gekauft, auch wenn ich damals noch nicht sicher war, ob der ersten auch eine zweite Gage folgen würde.
trend: Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?
Für meine Kinder.
Zur Person
Jonas Kaufmann zählt zu den Topstars der Klassik, von Kritik wie Publikum gleichermaßen gefeiert. Seit Herbst 2024 ist der gebürtige Münchner auch Intendant der Tiroler Festspiele in Erl. Der vierfache Vater lebt mit seiner Frau, der Opernregisseurin Christiane Lutz, und dem jüngsten Sohn in Salzburg. Am 5.9. erscheint sein CD-DVD-Doppelalbum „Doppelgänger“ (Sony) mit Liedern von Schumann und Schubert, am 7.9. ist er neben Elīna Garanča beim „Opern Air“ im Burggarten zur Saisoneröffnung der Staatsoper zu erleben.
Das Interview ist in der trend.EDITION vom 8. August 2025 erschienen.