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Daniel Kehlmann: „Ich bin ganz und gar nicht risikobereit“

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Daniel Kehlmann

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In den Kammerspielen kommt zum Saisonstart sein neues Stück „Ostern“ zur Uraufführung. Hier spricht der Bestsellerautor über seinen Umgang mit Geld, Bitcoins und Business-Class.

trend: Mit Ihrem Stück „Ostern“ werfen Sie einen satirischen Blick auf eine Gesellschaft im Ausnahmezustand. Was hat denn die Pandemie an Ihrem persönlichen Wertekanon verändert?

Daniel Kehlmann: Mich haben – davon handelt ja das Stück – viele der medizinisch wirklich unsinnigen Restriktionen zutiefst schockiert. Der liberale Staat hat meiner Ansicht nach viele, die an ihn geglaubt haben, verraten und im Stich gelassen. Nur Schweden und die Schweiz haben da deutlich besser agiert. Ich habe also viel Zutrauen in den Staat verloren.

trend: Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?

Seine ungeheure, brutale Ungerechtigkeit.

trend: Schlüsselkompetenz für ein selbstbeHalten Sie Finanzbildung für eine stimmtes Leben? Und: Haben Sie selbst eine gute Hand fürs Geld?

Habe ich, aber ich würde das nicht als Zeichen von Finanzkompetenz sehen, eher von genereller Sorge und Nervosität.

trend: Sie leben phasenweise auch in New York. Warum heißt es hierzulande, anders als im angloamerikanischen Raum, immer noch: Über Geld spricht man nicht?

Nach meiner Erfahrung ist das im angloamerikanischen Raum genauso. Dass einem zufällige Bekannte sofort ihre Einkommenssituation offenbaren, das habe ich drüben noch nie erlebt.

trend: Was hat Sie denn familiär im Umgang mit Geld geprägt?

Mein Vater war freischaffender Künstler (Regisseur ­Michael Kehlmann, Anm.), also ebenfalls: Sorge und Nervosität.

trend: Als Autor sind Sie ein Mann der gründlichen Recherche. Trifft das auch auf das Thema Investment zu? Oder sind Sie diesbezüglich risikofreudig? Interessiert Sie das Spiel an der Börse? Reizt Sie das Thema Bitcoin?

Ich bin – wegen Sorge und Nervosität – ganz und gar nicht risikobereit. Bitcoin hat mich allerdings sehr interessiert, eine Zeit lang habe ich an das utopische Potenzial der Kryptowährungen geglaubt. Das ist allerdings leider Vergangenheit. Krypto ist jetzt eine sinnlose Großindustrie, die nicht mehr im mindesten die Welt verändern, sondern sich bereichern will, leider auch durch massive Unterstützung Donald Trumps.

trend: Auf welches finanzielle Vorsorgekonzept hat der freiberufliche Bestsellerautor dann gesetzt? Immobilien, Gold, Anleihen?

Immobilien. Genau gesagt: eine Immobilie. Meine Wohnung in Berlin.

trend: Was halten Sie für Ihren ganz persönlichen kleinen Reichtum? Also was macht Ihr Leben besser?

Ich habe einen Personal Trainer. Das hat meine Gesundheit und Fitness enorm verbessert.

trend: Reisen, Topweine, Tech-Gadgets … Guilty Pleasures? Wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus?

Das mag jetzt seltsam klingen, aber ich zahle relativ leichten Herzens meine Steuern.

trend: Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?

Mein Sohn. Nein, Entschuldigung, ein dummer Witz. Aber mir fällt leider gerade nichts wirklich Verrücktes ein.

trend: Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?

Werbung.

trend: Geld ist nie nur reines Transaktionsmittel, sondern immer auch emotional aufgeladen. Haben Frauen ein anderes Verhältnis zu Geld als Männer?

Ich glaube, alle Fragen, die auf grundsätzliche Wesensunterschiede zwischen Frauen und Männern abzielen, sind nicht auf der Höhe unserer Zeit und sollten unbeantwortet bleiben.

trend: Karte oder Bargeld?

Karte. So viel bequemer.

trend: Was empfinden Sie als Luxus?

BusinessClass fliegen. So viel angenehmer.

trend: Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?

Für meinen Sohn.

Zur Person

Das Interview ist im trend.PREMIUM vom 5. September 2025 erschienen.

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