
Künstliche Intelligenz soll Kleinanlegern beim Investieren helfen – doch oft bleibt es bei Theorie und Trading-Tipps. Die gängisten Trading-Tools, die Künstliche Intelligenz zu Hilfe nehmen, im trend-Test.
Seitdem mit ChatGPT generative künstliche Intelligenz jedermann für die Lösung aller möglichen Probleme zur Verfügung steht, versuchen auch Kleinanleger, ihr privates Portfolio mit KI zu optimieren. Nachdem sich das OpenAI-Modell dabei bald kalte Füße geholt hatte, gibt es nur mehr allgemeine Antworten auf Fragen zu Investmentthemen. Doch einige Anbieter haben spezielle KI-Programme für Privatanleger entwickelt, die bei ihren Investmententscheidungen helfen sollen. Ein großer Teil davon beschäftigt sich vorwiegend mit Krypto investments. Dabei beschränken sich die meisten auf allgemeine Marktanalysen oder Erklärungen von Tradingstrategien (AlphaSense, Kensho). Einige, wie Trade Ideas, geben jedoch konkrete Empfehlungen. Die Kosten variieren zwischen zehn und 30 Euro pro Monat.
KI-Finanzanalysetool Kavout
Die jeweiligen Tipps zu Aktien sind aber in manchen Fällen durchaus mit Vorsicht zu genießen. So gibt beispielsweise das KI-Finanzanalysetool Kavout auf den Prompt, ob die Strabag-Aktie noch weiteres Kurspotenzial hätte, die Antwort: „Leider liegen aktuell keine spezifischen Analystenbewertungen oder Kursziele für die Strabag-Aktie vor. Dies erschwert eine direkte Einschätzung anhand von Expertenmeinungen.“ Tatsächlich liegt der Konsensus aller Analysten, die den Titel beobachten, bei einem Kursziel von 88 Euro bei einem Kurs zum Testzeitpunkt um die 80 Euro. Die Aktie ist mit einem Plus von 110 Prozent der beste Wert im ATX Prime.
Perplexity überzeugt
Deutlich besser hingegen sind die Antworten von Perplexity, auch wenn es sich dabei um ein generatives KI-Modell für allgemeine Themen handelt, das in der Basisversion noch dazu kostenlos ist: „Die Strabag-Aktie wird unter Analysten weiter als attraktives Investment mit Kurspotenzial angesehen, auch wenn der starke Kursanstieg der letzten Monate das weitere Potenzial etwas limitiert. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 88 Euro, was ein Aufwärtspotenzial von fünf bis sechs Prozent bedeutet.“
TradeGPT kann überfordern
Auch die ChatGPT-Mutter OpenAI hat mit TradeGPT ein eigenes kostenloses KI-Tool für die Finanzwelt geschaffen. Hier bleibt das Ergebnis nicht nur vage, sondern wird zu einer echten Aufgabe. Auf die zum Vergleich wieder gleiche Frage, ob die Strabag-Aktie noch Kurspotenzial habe, erhält der User die Antwort: „Um das Kurspotenzial der Strabag-Aktie zu analysieren, benötigen wir bestimmte technische Indikatoren, auf die wir keinen Zugriff haben. Bitte gib den aktuellen Kurs der Strabag-Aktie sowie den 50 und 100 Tage gleitenden Durchschnitt ein. Zusätzlich benötigen wir den MACD-Wert (Moving Average Convergence/Divergence) und den 8 EMA (exponentieller gleitender Durchschnitt über 8 Tage).“ Der Umgang mit dem OpenAI-KI-Model TradeGPT kann User also durchaus überfordern.
Andere KI-Trading-Tools, wie etwa Magnify – Invest with AI, scheinen nur ein eingegrenztes Aktienuniversum zu kennen. Die beim Prompt geforderte Eingabe des Tickers der Strabag-Aktie (STRSTR) führt zu dem Ergebnis: „Not found.“
Der Artikel ist erschienen in der trend.EDITION vom 8. August 2025.