
Trotz Widrigkeiten performte die Strabag im ersten Halbjahr 2025 ausgezeichnet.
©APA / Roland SchlagerVon Rechtsstreitigkeiten in Russland und einem tragischen CEO-Wechsel hat sich der Baukonzern nicht beirren lassen: Die Strabag ist bisher der beste Wert an der Wiener Börse.
Der Versicherungskonzern Uniqa hat Ende Mai ihre Kassen ein wenig aufgefüllt. Der Kernaktionär der Strabag hat 1,8 Millionen Aktien verkauft. 140 Millionen Euro hat die Versicherung für den 1,5-Prozent-Anteil an Österreichs größtem Bauunternehmen lukriert. „Die Aktie hat sich in den letzten Monaten sehr gut entwickelt, daher haben wir einen Teil des Kursgewinns realisiert. Unsere Rolle als Kernaktionär der Strabag bleibt aber unverändert, weil wir mit unserer Beteiligung sehr zufrieden sind“, begründete die Uniqa den Schritt. Wobei die Qualifizierung „sehr gut entwickelt“ leicht untertrieben wirkt.
Mit einem Plus von 100 Prozent ist die Strabag die beste Aktie im ATX Prime Index der Wiener Börse. Und das mit großem Abstand. Strabag-Haupteigentümer Hans-Peter Haselsteiner hat den rekordverdächtigen Run seiner Aktien schon im März genutzt, um abzucashen. Der Verkauf von 1,7 Prozent brachte ihm 132 Millionen Euro. Haselsteiners Anteilsverkauf hat den Kurs damals sogar deutlich gedrückt. Doch die Aktie stieg rasch wieder in alte Höhen. Obwohl der Baukonzern durch den Machtkampf mit dem weiteren Kernaktionär Oleg Deripaska und den tragischen Tod von Haselsteiner-Sohn Klemens Anfang des Jahres, der seit 2023 den Konzern leitete, schwere Tiefschläge hinnehmen musste. Doch der von Hans-Peter Haselsteiner als neuer CEO eingesetzte Stefan Kratochwill führt den Baukonzern weiter auf Erfolgskurs. Wie er diese außer gewöhnliche Situation bewältigt, ist übrigens auch im trend CEO-Podcast mit Kratochwill zu hören.
Und der neue CEO sticht auch die Konkurrenz aus. Der Konzern konnte kürzlich Großaufträge im Wert von 360 Millionen Euro an Land ziehen. Der erste Coup umfasst den Bau einer zehn Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Brünn und Prerov – 110 Millionen Euro schwer. Noch spektakulärer ist der zweite Streich: die Mo dernisierung des Eisenbahnknotens Ceská Trebová. Der 250-Millionen-Auftrag gilt als der bisher größte der tschechischen Bahngesellschaft überhaupt. Damit hat die Aktie, auch wenn sie bereits sehr hoch bewertet ist, wieder Fantasie. Langfristig ist die Strabag-Aktie gut auf Kurs – für den Einstieg sollte man aber auf Rücksetzer warten.