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Drohende Pleite? 6 Tipps gegen den Privatkonkurs

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Leere Taschen: Die Entschuldung über den Weg der Privatinsolvenz kann einen geordneten Neustart ermöglichen.
Leere Taschen: Die Entschuldung über den Weg der Privatinsolvenz kann einen geordneten Neustart ermöglichen.©Ralf Geithe / iStockphoto
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Wer über beide Ohren verschuldet ist, soll so rasch wie möglich seine finanziellen Angelegenheiten klären, rät der Kreditschutzverband KSV1870. Eine geregelte Privatinsolvenz ermöglicht es, im Anschluss wieder geordnet und rasch neu durchzustarten.

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Der noble SUV wurde auf Leasing gekauft, weil man als Unternehmer - und sei es nur ein EPU - auch mit einem neuen Gefährt entsprechend repräsentieren muss. Das Office hat eine prominente - aber auch teure - Adresse. Das Mobiliar dafür wurde auf Basis des optimistischen Businessplans und der Vor-Corona-Prognosen ausgewählt. Nebenher wurde auch noch das private Heim auf Pump neu ausgestattet und der letzte Urlaub auch noch nicht abgestottert - weil dafür wurde ja "nur" das Konto überzogen.

Dazu kommen laufende monatliche Kommunikationskosten für Internet, Mobilfunk und das Handy sowie die Raten für Sport- und Unterhaltungskanäle. Die Netflix, Amazon Prime, Dazn und Spotify Abos, die zwar einzeln das Kraut mit Kosten von rund 10 bis 20 Euro nicht fett machen, sich aber summieren.

Auch wenn in der Corona-Krise wochenendliche Touren durch Shoppingtempel, Party-Nächte in Clubs, Besuche in Fitnesstempeln und Feinspitz-Restaurants oft ausgefallen sind - zumindest die Online-Shops hatten geöffnet. Und man gönnt sich ja sonst nichts, also warum nicht feine Weine in der Vinothek ordern und beim Genießen die nächsten Städtetrips planen?

Schneller Weg in den Privatkonkurs

Die Scheinchen, auf die man dank Kredit- und/oder Bankomatkarte zugreifen kann, sitzen oft etwas zu locker. Beim Geldausgeben fehlt hoffnungsvollen Jungunternehmern und Konsumenten schon öfters als einmal jeder Genierer. Leider mitunter auch immer wieder mit fatalem Ergebnis.

Wenn das Geschäft einmal nicht nach Plan läuft oder der Job wegfällt, wie das in der Corona-Krise vuelfach der Fall war, dann fehlt das Geld bald an allen Ecken und Enden. Auch wenn im Corona-Jahr staatliche Hilfen das Problem etwas aufgeschoben haben: Im Jahr 2020 wurden in Österreich 7300 Schuldenregulierungsverfahren - vulgo Privatkonkurse - in die Wege geleitet, die Schulden aller Privatpleitiers summierten sich auf über 1,1 Milliarden Euro.

Es ist wie beim Essen: Wer mehr Kalorien aufnimmt als verbrennt nimmt zu. Verbraucht man regelmäßig mehr Geld als man einnimmt, wird das Minus am Konto immer größer. Wenn dann noch unerwartete Ereignisse dazukommen - und sei es nur ein Einkommensrückgang aufgrund von Corona-Kurzarbeit - dann kann die Schere zwischen den Einnahmen und Ausgaben schnell weit aufgehen und es brenzlig werden. Wenn die Rücklagen dann nicht zur Schuldendeckung reichen oder vielleicht auch gar nicht vorhanden sind, dann ist der Privatkonkurs nicht mehr weit.

6 Tipps gegen die Privatinsolvenz

Ist man einmal schwer verschuldet und weiß man keinen Ausweg mehr, dann raten die Insolvenzexperten vom Kreditschutzverband KSV1870, Privatschuldnern so rasch wie möglich zum Kassensturz und vor allem das Gespräch mit den Gläubigern oder der Schuldnerberatung zu suchen und umgehend eine Lösung zu finden. Bevor das Konto gesperrt, sich die Rechnungen und Mahnungen türmen und der Exekutor vor der Tür steht.

Wichtig dabei ist: Privatpersonen dürfen nicht abwarten, ob sie vielleicht in den Genuss einer kürzeren Entschuldungsdauer kommen, die infolge einer Insolvenzrechtsreform verabschiedet werden könnte. Wer jetzt schon die Voraussetzung eines Privatkonkurses erfüllt, für den gelten die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen.

Die folgenden Tipps können helfen, wieder aus dem finanziellen Schlamassel herauszufinden.

  1. Kassasturz vornehmen. Ein- und Ausgabenrechnung durchführen. Die Kosten für Miete, Strom, Gas, Kredite (Tilgung und Zinsen), Ratenzahlungen, fixe Ausgaben für Bausparen, Auto (Spritkosten, Steuern, Versicherungen) gegen die Einnahmen aufrechnen.

  2. Schuldnerberatung aufsuchen. Frühzeitig einen Termin bei der Schuldnerberatung anberaumen, um teure Inkassoverfahren erst gar nicht aufkommen zu lassen. Bei sprachlichen Barrieren eine Person des Vertrauens mitnehmen, die klar kommunizieren kann.

  3. Künftige Einnahmen planen. Eine realistische Aufstellung anlegen, mit welchen Zahlungen rasch, in den kommenden Wochen oder Monaten gerechnet werden kann.

  4. Gespräch mit der Bank. Frühzeitig das Gespräch mit der kontoführenden Bank suchen, um die finanzielle Lage zu klären. Banken können sich gegenüber langjährigen Kunden, die unverschuldet in eine finanzielle Schieflage geraten sind, auch kulant und unterstützend zeigen und Umschuldungen planen. Die Kreditraten sind dafür noch sehr günstig.

  5. Cost-Cutting durchziehen. Die Fixkosten zu reduzieren hilft, die Kostenstruktur zu entspannen. Dabei sollte man durchaus auch an die Schmerzgrenze gehen. Das Auto zu verkaufen hilft oft sehr, die monatliche Belastung zu senken, auch aufgrund der laufenden Sprit- und Versicherungskosten. Dazu einen Tarifwechsel beim Mobilfunk-Anbieter anstreben, Abo-Kosten von Netflx & Co reduzieren und soweit als möglich kündigen. Weitere Ausgaben soweit als möglich minimieren oder abstellen.

  6. Zahlungsplan erstellen. Das Gespräch mit Gläubigern suchen und monatliche Ratenzahlungen anbieten, um etwa das Worst-Case-Szenario einer Privatinsolvenz oder einer Pfändung zu vermeiden.

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