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Systemwechsel im Kampf gegen den Klimawandel

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PHOTOVOLTAIK. Bis 2030 soll die Photovoltaik-Gesamtleistung in Wien 800 Megawatt erreichen.
PHOTOVOLTAIK. Bis 2030 soll die Photovoltaik-Gesamtleistung in Wien 800 Megawatt erreichen.©Wien Energie / Johannes Zinner
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Wien hat seine Klimaziele fixiert und will bis 2040 KLIMANEUTRAL sein. Damit würde man nicht nur die ohnehin schon ambitionierten Ziele toppen, sondern auch die EU-Vorgaben übertreffen, die das erst für 2050 anpeilen.

In Kooperation mit Wien Energie

Klimaschutz ist die weltweit größte Aufgabe unserer Zeit. Ob der Klimawandel aufgehalten wird, entscheidet sich in den Städten: Bald werden 60 Prozent der Weltbevölkerung im urbanen Raum leben. Darum setzt sich Wien jetzt große Ziele: Die Stadt will bis 2040 klimaneutral sein.

Im Auftrag von Wien Energie hat eine neue Studie des internationalen Wirtschaftsberatungsunternehmens Compass Lexecon nun den Weg für diesen Decarbonisierungs-Marathon im Sprint-Tempo vorgezeigt. „Es ist eine Szenario, ein möglicher Weg, ausgehend von der Energienachfrage“, sagt Gerald Aue, Co-Autor der Studie und international gefragter Energy Sector Consultant. Ob die Investitionen zu stemmen sind oder welche Technologien eingesetzt werden, seien andere Fragen.

Zwei Aspekte sind entscheidend: Die Reduktion der Treibhausgase kann in einer Stadt wie Wien nur gelingen, wenn das Energiesystem, vor allem für den Wärmebedarf der über 900.000 Haushalte, auf erneuerbare Energiequellen umgebaut wird. Zudem muss die Mobilität möglichst elektrisch gestaltet werden – 40 Prozent der Treibhausgasemissionen Wiens fallen auf den Verkehrssektor zurück. „Die Zukunftsstudie zeigt uns den Weg zur Klimaneutralität. Wir müssen in großen Summen und in großen Schritten denken“, so Peter Hanke, Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen und Wiener Stadtwerke anlässlich der Studienpräsentation.

Eine Schlüsselrolle für diese unvermeidlichen Schritte in die Zukunft spielt daher der städtische Energiedienstleister Wien Energie. „Wir machen Wien Energie bis 2040 klimaneutral – das ist unser Beitrag für eine dekarbonisierte Stadt. Der Kern unserer neuen Nachhaltigkeitsstrategie ist, bereits 2030 unsere eigenen Emissionen um ein Drittel im Vergleich zu 2019 senken“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien-Energie-Geschäftsführung.

Diese Mammutaufgaben sind angesichts des in den kommenden zwei Jahrzehnten stark steigenden Strombedarfs der Stadt nur mit enormen finanziellen Anstrengungen möglich. Laut Compass-Lexecon-Studie sind bis 2040 in Wien volkswirtschaftliche Gesamtinvestitionen von insgesamt 21,2 Milliarden Euro nötig, vor allem für die Sektoren Wärme und Mobilität sowie für die Stromerzeugung. Allein bis 2026 investiert Wien Energie zum Beispiel 1,2 Milliarden Euro in den Umbau des Energiesystems: Jeweils rund 400 Millionen sind dabei für den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion und für die Wärmewende reserviert, rund 200 Millionen gehen in Digitalisierung, Innovation und E-Mobilität und weitere rund 250 Millionen in Versorgungssicherheit.

Konkret, so die genannte Studie, wird zwar der gesamte Energiebedarf der Stadt 2040 nur mehr 73 Prozent des heutigen Werts ausmachen. Weil aber für das Erreichen der Klimaziele naturgemäß Erdöl und -gas als Energiequellen für Mobilität und Heizung ausfallen, muss allein die Stromproduktion bis 2040 um 65 Prozent steigen, auf 13 TWh (Terawattstunden) im Jahr (siehe Grafik) – auch weil laut Studie der Boom der Elektromobilität und auch die Produktion von Wasserstoff für Schwerlastverkehr die Mobilität die stärksten Treiber für zusätzlichen Strombedarf sind, im ganzen Land wie auch in Wien. Der Endenergiebedarf Wiens sinkt bis 2040 allerdings, nämlich um rund 27 Prozent.

Sonnenstadt mit frischem Wind.

Die Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen etwa wird sich bis 2040 in Wien von 1,5 auf 4,2 TWh fast verdreifachen müssen. Ein Großteil davon wird aus Photovoltaik kommen: Bis 2030 sollen laut Wiener Regierungsprogramm 800 MWp PV-Leistung verfügbar sein.

Im Schnitt installiert Wien Energie aktuell eine Anlage pro Woche. Der Fokus liegt dabei auf den Dächern Wiens. 80 Prozent der PV-Anlagen von Wien Energie stehen auf Dachflächen. Damit die Klimaziele erreicht werden können, sind aber auch Freiflächenanlagen nötig.

Doch auch die Gebäude-Photovoltaik (auf Dächern und an Fassaden) hat noch Potenzial, auf großen Industrie- und Gewerbedächern sowie in Ballungszentren mit verdichteter Architektur wie eben in Wien auch auf Dächern von Mehrparteienhäusern. Mit gemeinschaftlichen PV-Erzeugungsanlagen kann die erneuerbare Stromversorgung für die Stadt unterstützt werden: Wien Energie hat in einer der ersten Energiegemeinschaften Europas im Viertel Zwei getestet, wie überschüssige, selbst produzierte Energie gekauft, verkauft oder lokal gespeichert werden könnte. 100 Bewohner handeln dort Strom mit der Nachbarschaft, Wien Energie investiert in das Projekt zwei Millionen Euro.

Rund 300 Solaranlagen leisten heute 80 Megawatt, schon 2030 soll die Gesamtleistung von PV von Wien Energie 800 Megawatt erreichen, so Wien-Energie-Chef Strebl.

Auch beim Windkraft-Ausbau ist das Unternehmen aktiv. Schon jetzt betreibt man 80 Anlagen, die Bundesregierung will bis 2030 die derzeitigen Windkraftleistung verdoppeln.

Klimaneutral 2040: Die Maßnahmen im Detail

ERDGAS UND ÖL als Wärmequellen haben ausgedient. Fernwärme wird 56 Prozent des Wärmebedarfs abdecken, der Ausbau des Netzes kostet 3,6 Milliarden Euro. Für die verbleibenden 44 Prozent sind vor allem Wärmepumpen vorgesehen. Die Fernwärme soll fast zur Gänze mit Geothermie und Großwärmepumpen sowie mit der Abwärme aus Müllverbrennung und Industrieanlagen gespeist werden. Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sollen zunehmend mit grünem Gas betrieben werden. Für die zentrale Wärmeversorgung kommt auch Erdwärme zum Einsatz. Die thermische Sanierung von Gebäuden wird zehn Milliarden Euro kosten. Der Austausch von Heizungen (rund eine halbe Million Haushalte haben aktuell Gasthermen) kostet sechs Milliarden Euro.

DIE MOBILITÄT soll weitgehend ohne fossile Energie klappen: Schon bis 2030 soll der Anteil von Elektroautos in Wien 58 Prozent betragen. Der dafür nötige Ausbau der Ladeinfrastruktur wird 1,3 Milliarden Euro kosten. Insgesamt steigt der Strombedarf im Vergleich zu 2019 um 65 Prozent auf 15,5 TWh im Jahr. Photovoltaik liefert in Wien aktuell 80 Megawatt, bis 2030 sollen es 800 Megawatt sein.

DER PREIS für die Klimaneutralität der Stromversorgung ist, dass Wien 2040 fünfmal so viel Strom wie heute aus anderen Bundesländern oder dem Ausland wird importieren müssen. Die bis 2040 außerhalb Wiens erforderlichen Investitionen in die erneuerbare Stromproduktion zur Deckung des Wiener Bedarfs werden auf rund 7,3 Milliarden Euro geschätzt.

DIE INVESTITIONEN IM ÜBERBLICK:

  • 21,3 MILLIARDEN EURO bis 2040 insgesamt für die Klimaneutralität.
  • 18,6 MILLIARDEN für energetische und thermische Sanierung und den Fernwärmeausbau.
  • 1,3 MILLIARDEN für die private und öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos.
  • 1,3 MILLIARDEN für den Ausbau erneuerbarer Energien.
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k.A © COMPASS LEXECON, WIEN ENERGIE 2021
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k.A © COMPASS LEXECON, WIEN ENERGIE 2021
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