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Peter Thiel: mit PayPal, Facebook, Palantir & Co. zum Multi-Milliardär [PORTRÄT]

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Peter Thiel, milliardenschwerer Silicon-Valley-Investor mit deutschen Wurzeln
Peter Thiel, milliardenschwerer Silicon-Valley-Investor mit deutschen Wurzeln©2018 Getty Images
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Peter Thiel machte als PayPal-Gründer ein Vermögen, wurde als erster Facebook-Investor Multimilliardär und gründete das Datenanalyse-Unternehmen Palantir. Der deutschstämmige Thiel ist zudem ein erklärter libertärer Politaktivist, früherer Trump-Unterstützer und beschäftigt bei Thiel Investment unter anderem den österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Ein Porträt.

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Steckbrief Peter Thiel

  • Name: Peter Andreas Thiel

  • Geboren: 11. Oktober 1967 in Frankfurt am Main (Deutschland)

  • Ausbildung: Philosophie (BA) an der Stanford University, Rechtswissenschaften (Juris Doctor) an der Stanford Law School

  • Reichtum durch: Gründung von PayPal und Palantir; diverse Investments, u.a. Facebook, Stripe, SpaceX

  • Geschätztes Vermögen (2023): 4,3 Mrd. US-Dollar

  • Aktuelle Tätigkeit: Investor

Peter Thiels Jugendjahre

Peter Andreas Thiel kam im Oktober 1967 in Frankfurt am Main zur Welt. Doch seine Eltern, Vater Klaus, ein Chemiker, und Mutter Susanne, zog es in die weite Welt. Als ihr Sohn Peter ein Jahr alt war wanderte die Familie Thiel in die USA aus – zuerst nach Cleveland in Ohio, dann nach San Mateo in Kalifornien. An Deutschland erinnert heute nur noch, dass Thiel etwas Deutsch spricht. In einem Interview mit der Zeit gab er an, dass seine Deutschkenntnisse in etwa "auf dem Niveau eines Zwölfjährigen“ liegen.

In der Schulzeit in den USA entdeckte er sein erstes großes Hobby, das Schach spielen. Er wurde Turnierschachspieler und gehörte bald zu den besten seiner Altersklasse. Seine letzten Turniere spielte er im Jahr 2003. Mit einer Elo-Zahl von 2.199, die er bei diesen Turnieren erreichte, gehörte er damals zu den besten 1.000 Schachspielern der USA.

Nach der Schule ging Thiel an die Stanford University, wo er 1989 zum Bachelor oft Arts in Philosophie und 1992 zum Doctor Juris an der Stanford Law School wurde. Seine ersten Karriereschritte führten zur New Yorker Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell LLP, einer der führenden Kanzleien im Bereich des Wirtschaftsrechts. Knapp ein Jahr später wechselte Thiel jedoch zur Credit Suisse, um als Derivate-Händler tätig zu werden.

Thiel Capital Managment und PayPal

Auch bei der Credit Suisse hielt es ihn nicht lange. 1996 quittitere er den Job, zog in seine Wahlheimat Kalifornien zurück und startete seinen eigenen Anlagefonds „Thiel Capital Management.“

1998 kam Thiel mit dem IT-Spezialisten Max Levchin zusammen. Die Begegnung war für Thiel einschneidend. Levchin die Idee, einen revolutionären Bezahldienst zu erschaffen, bei dem sich die Benutzer gegenseitig sicher und ohne zwischengeschaltete Bank weltweit Geldbeträge überweisen können sollten. Der Online-Bezahldienst PayPal, der heute mit 27,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz zu den größten Unternehmen der Welt gehört, war erfunden.

Dem jungen Investor gefiel der Einfall sofort. Er investierte 280.000 US-Dollar, war von Beginn an bei der Gründung dabei und wurde der erste Geschäftsführer von PayPal. Schon der Börsengang im Jahr 2002 machte Thiel und die weiteren Gründer reich. Richtig Kasse machte das Quartett Peter Thiel, Max Levchin, Luke Nosek und Ken Hower allerdings ein halbes Jahr später, als PayPal um 1,5 Milliarden Dollar an das damals sehr populäre Online-Auktionshaus Ebay verkauft wurde.

Peter Thiel als Investor bei Facebook & Co

Das Vermögen nutzte Thiel, um einen nächsten Hedge-Fonds, Clarium Capital, und in die Wagniskapitalgesellschaft Founders Fund ins Leben zu rufen.

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Peter Thiel bei der TechCrunch Disruptors Konferenz in San Franciso, 2011.

© 2011 Getty Images

Im Sommer 2004 hatte Thiel abermals den richtigen Riecher. Ein gewisser Mark Zuckerberg klopfte bei ihm an, um ihm sein Facebook vorzustellen, das damals gerade in den Startlöchern stand. Thiel investierte eine halbe Million Dollar in Facebook und erhielt dafür als erster großer Investor zehn Prozent der Unternehmensanteile.

Acht Jahre später, im Zuge des Facebook-Börsengangs im Mai 2012, machte Thiel Kassa und verkaufte seine Anteile wieder. Sein 500.000 Dollar Investment hatte sich auf rund 640 Millionen Dollar vervielfacht.

Peter Thiels Vermögen und weitere Investments

Facebook ist aber längst nicht das einzige Unternehmen, an dem sich Thiel mit einem Investment beteiligte und mit dem er Kasse machte..

Das aus den Investments und Verkaufserlösen errechnete Vermögen Peter Thiels wird mit Stand April 2023 auf rund 4,2 Milliarden Dollar geschätzt. Im Milliardärs-Ranking des Magazins Forbes liegt er damit auf Rang 680.

Mit dem PayPal-Co-Gründer Luke Nosek betreibt er den Founders Fund, der früh in heute bekannte Namen investierte: SpaceX etwa, das Raumfahrtprogramm von Elon Musk, oder den Online-Bezahldienst Stripe die beide zu den wertvollsten Unicorns (Start-ups mit einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar) gehören.

Auch bei den Börsengängen von Airbnb (US0090661010), der Produktivitätssoftware Asana (US04342Y1047) und des Ratenfinanzierers Affirm (US00827B1061) machte der Investor Thiel gute Geschäfte.

Als Antwort auf 9/11 gründete Thiel das Big-Data-Unternehmen Palantir (US69608A1088). Die Firma ist auf Softwarelösungen spezialisiert, um Überwachungsdaten zu analysieren und etwa Terrorgefahren früh zu erkennen. Das US-Militär nutzte die Software in Afghanistan, mittlerweile ist Palantir, in den USA als Überwachungstool im Grenzschutz und in Europa bei Europol und regionalen Sicherheitsapparaten im Einsatz. Seit Ende 2020 ist es auch Partner von Gaia-X, dem Projekt, mit dem die EU ihre Dateninfrastruktur festlegen will.

Bekannt ist etwa auch, dass er seit Anfang 2015 in den US-Cannabismarkt investiert. Seit März 2020 ist der an dem Biotech-Unternehmen Abcellera beteiligt.

Zu weiteren Investitionen von Thiel zählen netmarkets (Online-Aktienhandel), die Biotech- und Mental Health Firma Compass Pathways oder die inzwischen mit Raisin verschmolzene Open-Banking-Plattform Deposit Solutions.

Peter Thiel, der Politaktivist

Aufsehen erregt hat Peter Thiel aber nicht nur als Investor, sondern auch durch seine offen an den Tag gelegte politische Haltung. Er ist be kennender Libertärer und als solcher gegen jegliche staatliche Einflussnahme auf die persönliche Freiheit. Freiheit und Demokratie sind für ihn, wie er 2009 in einem Essay festhielt, unvereinbar: "I no longer believe that freedom and democracy are compatible."

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Peter Thiel 2016 als Redner und Trump-Unterstützer bei der National Convention der republikanischen Partei.

© 2016 Getty Images

Thiel hat unter anderem 2008 und 2012 den Libertären Präsidentschaftskandidaten Ron Paul unterstützt und 2016 Donald Trump, für dessen Wahlkampf er die kolportierte Summe von 1,25 Millionen Dollar gespendet hat. Nach Trumps Wahl war Thiel in Berater-Gremium von Trump.

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Peter Thiel mit US-Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence im Weißen Haus

© 2016 Getty Images

Von der Ära Trump zeigt sich Thiel mittlerweile dennoch enttäuscht. In einem Handelsblatt-Interview, das auch in der trend. Edition vom 24.3.2023 nachzulesen ist, erklärte Thiel etwa: "Tatsächlich hat sich nicht so viel verändert. Meine Kritik wäre, dass er [Trump] sich nicht wirklich auf die wichtigen strukturellen Probleme fokussiert hat."

Im selben Interview erklärte er auch: "Donald Trump hatte etwas an sich, das die Menschen im Silicon Valley besonders verstört hat, sehr viel mehr als in anderen Teilen des Landes. Ich denke, es war sein Slogan „Make America Great Again“. Mit den Ideen der Leute an der Wall Street war das gut vereinbar, die kümmern sich nicht um die Zukunft, sondern nur um ihren Geldbeutel. Aber für das Valley war Trumps Slogan ein Frontalangriff. Es war der pessimistischste Slogan, den je ein Präsidentschaftskandidat angestimmt hat, weil er die Zukunft in der Vergangenheit gesucht hat."

Aktuell erwägt Thiel, Ron DeSantis, den als Hardliner bekannten, republikanischen Gouverneur von Florida, als Präsidentschaftskandidat zu unterstützen. "Wenn Biden die Alternative ist, würde ich DeSantis jederzeit unterstützen", sagt er auf die Frage im Handelsblatt-Interview.

Peter Thiel und Sebastian Kurz

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Peter Thiel und Sebastian Kurz

Peter Thiel mit Sebastian Kurz im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz 2017. Der PayPal- und Palantir-Gründer gab den Anstoß, dass Sebastian Kurz Unternehmer wurde.

© BMEIA/Dragan Tatic

Ein (Ex-) Politiker mit dem Thiel sehr gut kann ist der frühere österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz. Kurz und Thiel kennen einander bereits seit Jahren und haben seit der Münchner Sicherheitskonferenz 2017 Kontakt gehalten. Als sich Kurz im Dezember 2022, zwei Monate nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler, gänzlich aus der Politik zurückzog, war es Thiel der Kurz kontaktierte, ihn überzeugte, sich selbstständig zu machen und ihn in sein Team holte. Kurz ist heute für Thiel Capital, den Investmentarm von Peter Thiel, tätig. In seiner Funktion unterstützt er, wie er im trend. Interview erklärt, mit seinem Team "bei geopolitischen Fragen, die bei Investmententscheidungen relevant sind".

Seit Anfang 2022 arbeitet Exkanzler Sebastian Kurz für Thiel Capital als „Global Strategist“. Kurz selbst sagt über Thiel: „Peter ist brillanter Kopf mit einem unglaublichen Gespür für Innovation.“

Thiel Capital eine Art Holding, bei der Thiels Investments und Engagements zusammenlaufen. Geleitet wird sie von Thiels Partner Matt Danzeisen, als Direktor fungiert Eric Weinstein.

Thiel Capital investiert unter anderem in die Kryptobörse Bullish Global oder Biotech-Unternehmen wie Compass Pathways und Atai Life Sciences.

VIDEO:
Vortrag von Peter Thiel am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft über unternehmerischen Erfolg

Peter Thiel, Anhänger des Monopolismus

Überraschend mag wirken, dass der Investor Peter Thiel auch das Konzept des freien Markts nicht für richtig hält. Für ihn ist Wettbewerb „eine Ideologie, […] die unsere Gesellschaft pervertiert und unser Denken zerstört“.. "Konkurrenz verdirbt das Geschäft“, schreibt Thiel auch unverblümt in seinem 2014 erschienenen Buch "Zero to One : Notes on Start Ups, or How to Build the Future" (Deutsch: "Zero to One: Wie Innovation unsere Gesellschaft rettet").

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2014 präsentierte Peter Thiel sein Buch "Zero to One", in dem er unter anderem das Schaffen eines innovationsgetriebenen Monopols als ultimatives Ziel für Unternehmen anführte.

© 2014 Getty Images

Von durch Regierungen gestützten oder gar ermöglichten Monopolen hält der Libertär freilich nichts. Diese hätten seiner Meinung nach auch gar keine Existenzberechtigung. Thiel steht hingegen für kreative Monopole, die auf Innovation beruhen. Es müsse das Ziel von Firmengründern sein, ein solches Monopol zu schaffen und zu erhalten.

Ein weiterer libertärer Gedanke Thiels dazu: Innovative Unternehmen hätten das Recht, Behörden nicht immer die Wahrheit zu sagen, um die Einflussnahme des Staates zu verringern. Denn Unternehmen stehen seiner Einschätzung nach über den Staaten, da "Unternehmen besser als Regierungen geführt werden".

Peter Thiels Einstellung zur Künstlichen Intelligenz

Peter Thiel sieht die Entwicklungen am Sektor der Künstlichen Intelligenz (KI) als bahnbrechend und für den Bereich der Wissensarbeiter ebenso einschneidend wie seinerzeit die Industrialisierung für die Industrie und die Landwirtschaft.

"Maschinen haben in vielen Bereichen Arbeiten übernommen, damit sich Menschen um sinnvollere Aufgaben kümmern können. Erstmals sieht es nun danach aus, dass nicht nur einfache Tätigkeiten automatisiert werden – sondern auch die Jobs von Wissensarbeitern", sagt er dazu im trend/Handelsblatt-Interview.

Und KI habe seiner Einschätzung nach auch das Potenzial, bestehende Machtstrukturen zu verändern - sehr wohl auch im Bereich der Wirtschaft. "Wir erleben gerade etwas Großes, weil die Macht neu verteilt wird", sagt Thiel, der auch einen Giganten wie Google nicht für davor gefeit hält, ins Hintertreffen zu geraten. Obwohl Google in den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts quasi ein Monopol im Bereich der Suchmaschinen erlangt hatte: den disruptiven Innovationen am Sektor der Künstlichen Intelligenz räumt er das Potenzial ein, selbst Google vom Throhn stürzen zu können. Thiel: "Google ist völlig im Panikmodus."

Peter Thiel privat

Peter Thiel ist mit Matt Danzeisen verheiratet, der zuvor lange Jahre sein Lebenspartner war. Die Hochzeit fand im Oktober 2017 in Wien statt.

Neben seinen zahlreichen Beteiligungen und Investments - über "Founders Fund" fördert er etwa junge Tech-Unternehmen - investiert Thiel zudem noch intensiv in Immobilien in aller Welt. Seit einigen Jahren kauft er verstärkt Grundstücke und Immobilien in Neuseeland auf. Seit 2011 besitzt Thiel auch die neuseeländische Staatsbürgerschaft, die er nur nach 12 Tagen Aufenthalt im Land erhalten haben soll.

Über sein in Neuseeland registriertes Unternehmen "Second Star Ltd." will er in der "Millionaire's Row" in der Nähe der Kleinstadt Wanaka ein luxuriöses Endzeit-Domizil errichten lassen, das auch eine Apokalypse überstehen soll. Das Projekt mit rund 1.000 Quadratmetern Nutzfläche, zu dem auch ein weitreichendes Farmland gehört, wurde von der zuständigen Baubehörden jedoch im Jänner 2023 als überdimensioniert und unpassend abgelehnt.

Der Milliardär Peter Thiel leistet sich auch extravagante Investment-Spielereien. So finanziert er etwa Projekte und Experimente zur Unsterblichkeit, Kryokonservierung und Wiederbelebung. Seinen eigenen Körper will Thiel in einem Kryo-Schlaf konservieren lassen, er investiert auch in die Forschung zur Wiederbelebung des Wollhaarmammuts aus fossilem Genmaterial.

Die reichsten Menschen der Welt

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