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Der etwas andere Hotspot

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Erstmals sind Wärmepumpen die meistinstallierte Heiztechnologie in Österreich. Einer der größten Profiteure des Booms ist der Osttiroler Pionier iDM Energiesysteme.

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Ein Event, früher so spannend wie die Jahresabrechnungen der Stromversorger. Doch seit dem Energieschock nach der russischen Invasion in der Ukraine stößt die Energiesparmesse in Wels schon auf größeres Interesse. Heuer etwa mit der Botschaft von rund 50.000 neu installierten Wärmepumpen, die die alternative Heiztechnologie 2022 erstmals zur Nummer eins in Österreich machten.

Ein Kipppunkt im gasabhängigen Österreich, der nun auch Unternehmen ins Rampenlicht rückt, die die Entwicklung schon seit Jahren antreiben. So wie iDM Energiesysteme aus Osttirol. Der Hidden Champion erntet die Früchte hartnäckiger Pionierarbeit seit den 1990er-Jahren, als man schon auf alternative strombetriebene Wärmesysteme setzte, als Elektroheizungen noch als böse Energiefresser galten. Nun legten die Visionäre mit einem Umsatz von 147 Millionen Euro (2022, plus 40 Prozent) das erfolgreichste Jahr der Geschichte hin. Eigentümer Manfred Pletzer: „Mir war schon in den 1990ern klar, dass der Wärmepumpe die Zukunft gehört. Ich habe eins und eins zusammengezählt. Die Abhängigkeit von Energielieferanten in Diktaturen musste einfach scheitern.“

Manfred Pletzer, iDM Energiesysteme.  © beigestelltIch habe eins und eins zusammengezählt. Die Abhängigkeit von Energielieferanten in Diktaturen musste einfach scheitern.

PIONIER. Tatsächlich ist iDM einer der Pioniere der Energiewende, eingebettet in einen Familienbetrieb, der immer etwas mehr wollte. Schon Vater Anton Pletzer hatte sich nicht nur mit dem Verlegen von Heizungsrohren begnügt, sondern gleich auch die dazugehörigen Häuser gebaut. Später kamen dann Hotels und Gastronomiebetriebe dazu, ein Einkaufszentrum und eine Liftgesellschaft. Mittlerweile haben die Pletzers ein kleines Imperium mit 1.400 Mitarbeitern aufgebaut, der Industriebetrieb mit jährlich rund 24.000 Wärmepumpen ist der größte Hersteller in Österreich, auch wenn 80 Prozent der Produktion ins Ausland gehen.

Die explodierende Nachfrage hat das Unternehmen an die Grenzen gebracht, sagt Pletzer: „Und ich verstehe den Frust unserer Kunden, das ist nicht zumutbar, so funktioniert die Energiewende nicht.“ Daher nimmt man in den kommenden zwei Jahren 55 Millionen Euro in die Hand, unter anderem um die Produktionskapazitäten am Standort Matrei auf 40.000 Stück fast zu verdoppeln. In Spittal wiederum werden die Produktionslinien für Großwärmepumpen für industrielle Anwendungen installiert. So etwa kommen Teile für die Abwasser-Wärmepumpe der Wien Energie aus dem Osttiroler Vorzeigebetrieb. Man sucht 160 neue Mitarbeiter für 57 verschiedene Jobprofile, um den Boom zu bewältigen.

Dass der weitergeht, gilt in der Branche als sicher. Zu groß sind die Vorteile der Technologie, selbst dann, wenn die akute Gefahr eines Gaslieferstopps gebannt scheint und sich die Preise
der Konkurrenzprodukte wie Biomasse oder Gas wieder auf Normalniveau einpendeln.

Zum einen ökonomisch: Wärmepumpen funktionieren in einem elektrisch betriebenen Kreislauf aus Verdichtung und Verdampfung von Spezialflüssigkeiten (Kältemittel). Dieser braucht zur Produktion der Wärmemenge nur ein Drittel bis ein Viertel davon an elektrischer Energie, die Maßzahl dafür ist die sogenannte Jahresarbeitszahl (JAZ). Pletzer: „Schon ab einer JAZ von drei ist es günstiger, mit Wärmepumpe zu heizen, selbst wenn die Strompreise höher sind.“

Zum anderen tut auch die Klimapolitik alles, um Wärmepumpen zum Durchbruch zu verhelfen. Die fossile Konkurrenz wird sukzessive ausgeschaltet, ihr Einbau in Neubauten ist seit heuer schlicht verboten (Ausnahmen gelten nur für bereits bewilligte Bauprojekte), der verpflichtende Tausch im Wohnungsbestand ist angedacht. Die Regierung hat die – nicht ganz unkomplizierten – Förderungen für Wärmepumpen in stolze Höhen geschraubt.

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Wärmepumpen wie hier die Aero ALM von iDM können selbst geringste Temperaturniveaus von Umgebungsluft zur Wärmeherstellung nutzen © Martin Lugger

Umsatz 2022: 147 Mio. Euro
Mitarbeiter: 690 (2023: 850)
Produkte: Wärmepumpen für Wohnhäuser jeder Größe
Eigentümer: Pletzer-Gruppe
Produktion: Matrei, Spittal

RESTRISIKEN. Dennoch bleiben Restrisiken, selbst für innovative Schwergewichte am Markt wie iDM. Zuerst einmal systemisch: Denn ausgerechnet im Winter, wenn Wärmepumpen für die Heizung den meisten Strom brauchen, liefert die erneuerbare Erzeugung aus Wind, Sonne oder Wasser im Jahresvergleich den geringsten Ertrag. Zusammen mit einer steigenden Anzahl an Elektroautos könnte es im Stromnetz schon knapp werden. Dann müssen wohl noch länger erst recht fossile Kraftwerke eingesetzt werden, um den Strom zu erzeugen. Oder es drohen – wie derzeit in Deutschland diskutiert – Zwangsabschaltungen für Ladestationen oder Wärmepumpen. Das wäre ein Super-GAU für die Technologie.

Auch bleiben regulatorische Hindernisse in Österreich, etwa eine Begrenzung der Heiztemperatur auf 40 Grad in den Förderbedingungen. Das reicht zwar für moderne Niedrigenergiehäuser, nicht aber für die Heiz- und Dämmsysteme im Altbestand. Hintergrund war früher die mit steigendem Temperaturbedarf rasch sinkende Effizienz von Wärmepumpen. Etwas, was technologisch längst überholt ist, sagt Richard Freimüller, Sprecher des Interessenverbands Wärmepumpe Austria: „Mit der aktuellen Entwicklung sind wir auf einem guten Weg, die Ziele der Wärmewende zu erreichen, doch dazu wäre wichtig, keine weiteren Barrieren aufzubauen und bestehende rasch zu beseitigen.“

Und dann bleibt da noch das Dilemma mit den Kältemitteln als zentralem Bestandteil. Die gängigsten und effizientesten davon haben auch eine klimaschädliche Wirkung, wenn sie in die Umwelt gelangen. Das sollte zwar technisch ausgeschlossen sein, dennoch will die EU strengere Richtlinien durchsetzen und ausgerechnet die bislang am häufigst eingesetzten verbieten. Halbwegs umweltverträgliche Alternativen wiederum, wie Propangas, das etwa auch iDM verwendet, haben Nachteile bei Effizienz und Sicherheit (Brandgefahr).

Visionäre wie Pletzer lassen sich durch derartige Unsicherheiten in ihrem Selbstbewusstsein nicht bremsen. Denn in Summe könne man das gesamte Wärmemanagement in einem Gebäude optimieren, samt PV-Anlagen oder Stromtarifgeführter Steuerungen: „Die Sicherheitsrisiken bekommen wir in den Griff. Unsere Geräte sind alles andere als dumme Aggregate.“ Vor allem aber: Man steht auf der richtigen Seite der Klimawandelgeschichte.

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