
Gerichtsmediziner Christian Reiter und „Falter"-Chefredakteur Florian Klenk
©Christopher Mavrictrend hat sechs medizinische Podcasts ausgewählt, von Weiterbildung bis Unterhaltung – gut dosierbar und nicht nur für Ärzt:innen.
- Klenk & Reiter: Für Krimifans mit Gerichtsmedizin-Faible
- Stethoskop: Für all jene, die immer up to date sein möchten
- Was bringt Sie zu mir?: Ein weitsichtiger Blick auf die Medizin
- Hochpalliativ: Für Ärzt:innen, die sich mehr Offenheit wünschen
- Gesundheit argumentiert: Für Mediziner:innen, die gesunde Politik fordern
- Response Notfallmedizin: Für alle, die im Notfall richtig reagieren wollen
Stressig ist der Berufsalltag der meisten Mediziner:innen. Die Zeit für Entspannung, aber auch Weiterbildung ist oft begrenzt. Podcasts bieten eine gute Ergänzung zur langen Lektüre von Fachartikeln. Ärzt:innen können so ihre Zeit so effizient wie möglich nutzen. Mit Kopfhörer und mitreißenden Stimmen im Ohr macht auch das Joggen am Morgen vor der Arbeit mehr Spaß. Für Fachvorträge in persona muss Zeit freigeschaufelt werden. Eine Podcastfolge anzuhören, geht für viele nebenbei. Kein Wunder also, dass sich medizinische Podcasts einer immer größerer Beliebtheit erfreuen.
Große medizinische Verlagshäuser haben das schon lange erkannt: Podcasts von Amboss oder Springer bieten eine Möglichkeit, Wissen aus dem Basisstudium aufzufrischen. Der True-Crime-Trend macht auch in der medizinischen Sparte nicht Halt: Der Medizin-Krimi-Podcast „Abenteuer Diagnose“ vom deutschen Sender NDR veröffentlicht regelmäßig Rätselfolgen, in denen Ärzt:innen seltenen Krankheiten detektivisch auf den Grund gehen können.
Aber nicht nur in Deutschland sprießen immer mehr Med-Podcasts aus dem Boden: Der Podcast „Klenk und Reiter“ beleuchtet bekannte österreichische Kriminalfälle aus der Sicht eines Gerichtsmediziners. Bei „Stethoskop“ wird breit aufgestellte Fortbildung in Podcast-Form geliefert, ähnlich wie bei „Was bringt Sie zu mir?“, wo ein größerer Schwerpunkt auf den Austausch der verschiedenen Fachrichtungen gelegt wird. Wer das System hinter der Gesundheitspolitik besser verstehen möchte, ist bei „Gesundheit argumentiert“ gut aufgehoben. Wer verstehen will, wie andere Mediziner:inner mit dem Thema Sterben umgehen, wird die offenen Stimmen bei „Hochpalliativ“ zu schätzen wissen. Wer sich im Notfall nicht mehr sicher ist, wie er oder sie reagieren soll, kann sich beim Lauschen einer Folge von „Response“, dem Podcast der Wiener Berufsrettung, informieren.
Alle hier vorgestellten Podcasts finden Sie auf den gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcast oder Spotify.
Klenk & Reiter: Für Krimifans mit Gerichtsmedizin-Faible
Treffen ein Jurist und ein Gerichtsmediziner einander vor einem Podcast-Mikrofon: Mit dieser Idee stürmten der True-CrimePodcast von „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk und Gerichtsmediziner Christian Reiter die Podcast-Charts des Landes. Hinterlegt mit der morbiden Musik des Wiener Liedermachers Ernst Molden erzählen Jurist Klenk und Reiter Geschichten aus der Gerichtsmedizin. Viele Kriminalfälle hat Reiter selbst als Gerichtsmediziner betreut. Zum Beispiel auch den Fall der Serienmörderin Elfriede Blauensteiner in den 90er-Jahren, an den sich viele noch heute erinnern. Reiter: „Dadurch, dass Gerichtsmedizin seit 2008 im Medizinstudium praktisch nicht mehr gelehrt wird, können sich auch Ärzti:innen aus anderen Fachrichtungen etwas vom Podcast mitnehmen.“
Stethoskop: Für all jene, die immer up to date sein möchten
Der Interview-Podcast des studierten Mediziners Christoph Österreicher ist der perfekte Fortbildungspodcast. Mit seinen Interviewgästen wiederholt er Basiswissen und informiert über Neuerungen in den unterschiedlichsten Fachgebieten, klärt über neue Leitlinien auf, widmet sich Veränderungen der medikamentösen Behandlungen und spricht manchmal sogar direkt nach medizinischen Vorträgen auf Kongressen mit den Referent:innen. „Ich mache etwas, was ich mir selbst anhören würde, und lasse mich bei der Themenfindung von befreundeten Ärzt:innen inspirieren“, so der langjährige Forscher.
Was bringt Sie zu mir?: Ein weitsichtiger Blick auf die Medizin
In diesem Med-Podcast spricht Stoffwechselärztin Bianca Itariur mit Kolleg:innen aus allen möglichen Fachrichtungen über ihr Spezialgebiet. Itariur möchte anderen Kolleg:innen zeigen, wie interdisziplinär die Medizin ist und wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu schauen und sich zum Wohle der Patient:innen zu vernetzen und fortzubilden. Dabei ist ihr eines wichtig: „Ich lade nur Kolleg:innen ein, für die ich meine Hand ins Feuer legen würde, dass die etwas draufhaben.“ Mit Fernseharzt Siegfried Meryn hat sie ein Buch geschrieben, dieser durfte als Gast im Podcast auch nicht fehlen.
Hochpalliativ: Für Ärzt:innen, die sich mehr Offenheit wünschen
Palliativmedizin ist ein Nischenthema, könnte man meinen. Lauscht man dem Podcast der Assistenzärztin Lea Kum (l.) und ihrer Chefin, Eva Masel, Professorin für Palliativmedizin an der Med-Uni Wien, merkt man schnell, dass es in „Hochpalliativ“ um viel mehr geht als das reine Fachgebiet der Palliativmedizin. Die beiden Ärzt:innen sprechen über ihre Zweifel und wie man sich in herausfordernden Situationen selbst schützt, über offene Kommunikation, über neueste Studien, aber eben auch über das Sterben an sich. Der Tod ist nicht nur Teil des Lebens vieler Ärzt:innen, sondern er betrifft uns alle irgendwann. Das ist wohl auch ein Grund, warum der Podcast auch in der breiten Öffentlichkeit so beliebt ist. Beim Ö3-Podcast-Award war „Hochpalliativ“ in den top 30 vertreten. Warum Mediziner:innen den Podcast hören sollen? „Wenn unsere Kolleg:innen alle wissen, was Palliative Care kann, profitieren die Patient:innen. Es geht nicht nur um das Sterben, sondern der Podcast soll zeigen, dass Palliativmedizin eine aktive Therapieform ist“, so Kum. Es gibt auch Folgen mit Gästen, zum Beispiel mit einer sogenannten Sterbeamme und mit einem Ethikjuristen.
Gesundheit argumentiert: Für Mediziner:innen, die gesunde Politik fordern
Gemeinsam mit Expert:innen werfen „Relatus“-Chefredakteur Martin Rümmele und Unternehmensberater Michael Eipeldauer einen Blick hinter die Kulissen des österreichischen Gesundheitssystems. Der Podcast ist sicher für all jene interessant, die das heimische Gesundheitssystem besser verstehen möchten. Gäste wie der Präsident der österreichischen Ärztekammer oder die Sektionsleiterin des Gesundheitheitsministeriums ordnen Aktuelles aus der Gesundheitspolitik im Gespräch ein. Das Ziel ist es, mit dem Podcast Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Response Notfallmedizin: Für alle, die im Notfall richtig reagieren wollen
„Ist ein Arzt anwesend?“ Mit dieser Frage sieht sich wohl jede:r Mediziner:in in einer privaten Situation einmal konfrontiert. Da ist es nur hilfreich, in Sachen Notfallmedizin stets auf dem neuesten Stand zu sein. Bei „Response“, dem Podcast der Berufsrettung Wien, sprechen renommierte Notfallmedizin-Expert:innen über die aktuellsten Entwicklungen. Der Wiener Oberarzt Benjamin Thal geht mit Expert:innen auf dem Gebiet der präklinischen Notfallmedizin die verschiedensten Aspekte eines Notfalls durch: von der Reanimation von Neugeborenen bis zum Einsatz von Checklisten.