
Der Österreicher Josef Aschbacher forderte für seine Organisation ein deutlich höheres Budget.
©APA/GEORG HOCHMUTHDas Drei-Jahresbudget für die Europäische Weltraumorganisation wird um 30 Prozent auf 340 Millionen Euro erhöht. SPÖ-Infrastrukturminister Hanke spricht von einem „gewaltigen Sprung". Branchenvertreter forderten deutlich höhere Ausgaben.
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Österreichs Beitrag zum Drei-Jahres-Budget der Europäischen Weltraumagentur (ESA) steigt von 260 Millionen in der Periode 2023 bis 2025 auf 340 Millionen für die kommenden Jahre (2026-2028). Das teilte das für die Weltraumagenden zuständige Infrastrukturministerium am Mittwoch mit. Dieses Zeichnungsvolumen mit einem Wachstum von rund 30 Prozent sei „angesichts der budgetären Herausforderungen" ein „gewaltiger Sprung", wird Ressortchef Peter Hanke (SPÖ) zitiert. Eine Studie machte unlängst auf das Wirtschaftspotenzial des Weltraums aufmerskam: Das Exportverhältnis bei ESA-Investitionen liegt bei eins zu vier. Jeder eingesetzte Euro schafft also ein Vielfaches an Exporterlösen.
Zuletzt hatte sich ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher im Vorfeld der heute in Bremen beginnenden ESA-Ministerratskonferenz - der für den künftigen Etat entscheidenden Zusammenkunft - für eine deutliche Erhöhung des Gesamtbudgets von aktuell rund 17 Milliarden Euro auf rund 22 Milliarden in der kommenden Drei-Jahres-Periode stark gemacht. Beim Austro-Anteil sollte es nach dem Geschmack des Tirolers in Richtung 480 Millionen Euro gehen. Auch Dieter Grebner, Präsident des heimischen Weltraumindustrie-Verbands „Austrospace" forderte im trend-Interview eine Erhöhung auf 500 Millionen Euro.
Sicherheitspolitische Schwerpunktsetzung und Quanten-Fokus
Der Länder-Beitrag besteht aus zwei Komponenten: Der Anteil für die ESA-Pflichtprogramme wird für die einzelnen Länder nach einem Schlüssel basierend auf dem BIP festgesetzt, bei den Wahlprogrammen können die Staaten die Finanzierungshöhe und die inhaltlichen Schwerpunkte frei wählen. „Mit einem bewusst gewählten Zeichnungsschwerpunkt, der auch gezielt den Bereich Quanten, etwa über cybersichere Quantenkommunikation einschließt", wolle Hanke die „international wettbewerbsfähigen" Unternehmen des Landes „weiter stärken", heißt es.
Weltrauminfrastrukturen und weltraumbasierte Daten seien mittlerweile zur „sicherheitskritischen Komponente der wirtschaftlichen Stabilität, des politischen Handlungsspielraums und der strategischen Autonomie" geworden. Werden solche Systeme „gestört, blockiert oder manipuliert", dann gefährde das „die Handlungsfähigkeit unserer Staaten unmittelbar", so Hanke, der damit einen zentralen Punkt in Aschbachers Argumentation aufgreift, auch die Sicherheits- und militärischen Aspekte bei Europas Weltraumprogramm hervorzuheben.
Weltpolitik strahlt aus, Österreich will Gelder-Verteilung diskutieren
In Norddeutschland wird bis Donnerstag (27. November) über die finanzielle und inhaltliche Ausrichtung von Europas Raumfahrt entschieden: Zuletzt war der Druck auf die ESA zu mehr Eigenständigkeit angesichts der geopolitischen Spannungen gewachsen. Infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine fielen die Sojus-Raketen weg. Wegen weiterer Probleme bei Raketen musste man teils Missionen mit dem US-Unternehmen SpaceX von Elon Musk ins All bringen. Und unter US-Präsident Donald Trump scheint unklar, wie sehr man sich in Europa auf die NASA weiterhin verlassen kann. Die Weltraumagentur mit Sitz in Paris arbeitet an zahlreichen Vorhaben im Weltraum von Wettersatelliten über Wissenschaftsprojekte bis hin zu bemannten Missionen auf der Raumstation ISS.
Österreich will die anstehenden Verhandlungen, an denen alle 23 Mitgliedstaaten teilnahmen, auch nutzen, um über den Verteilungsmechanismus der Gelder zu sprechen: „Aktuell ist das Verhältnis zwischen Pflichtbeitrag und Aufträgen an Industrie und Wissenschaft für kleine Mitgliedstaaten wie Österreich unausgewogen und damit wird das finanzielle Potential für die Wahlprogramme beschränkt", so Hanke. In der ESA-Budgetlogik gilt grundsätzlich: Wer viel einzahlt, bekommt auch viel zurück - in Form von Aufträgen an Unternehmen oder für Forschung im eigenen Land.
Deutschland stockt auf rund fünf Milliarden Euro auf
Zu Beginn der Ministerratskonferenz hat Deutschland am Mittwochvormittag angekündigt, rund fünf Milliarden Euro zum ESA-Budget beizusteuern. „Wir wollen unser Engagement noch mal ausbauen", kündigte die deutsche Raumfahrtministerin Dorothee Bär an. Zuletzt hatte Deutschland 3,5 Milliarden Euro gezahlt. Man wolle „im Bereich der Satellitenkommunikation, der Erdbeobachtung, der Navigation" Schwerpunkte setzen, hieß es aus Deutschland.