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Weltraum und Wirtschaft: „Eine zweite Revolution“

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ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher

©APA/Tobias Steinmaurer
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Die Budgetknappheit hemmt das Wachstum, doch aus Sicht von ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher gibt es riesige Chancen für Österreichs Wirtschaft im Weltraum. „In der Industrialisierung müssen wir aufholen.“

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„Es ist eine politische Entscheidung, wo investiert wird“. So kommentiert der aus Tirol stammende Generaldirektor der European Space Agency (ESA), Josef Aschbacher, trocken die heute von Technologieminister Peter Hanke bekannt gegebene Zahl 320 Millionen Euro. Das ist der Beitrag, den Österreich künftig zur ESA beisteuern will. Und auch wenn es nominell eine Erhöhung ist, ist der Anteil in Relation zum Bruttoinlandsprodukt seit 2016 gesunken. Damals betrug er 2,1 Prozent. Heute bräuchte es dafür 480 Millionen Euro.

Dabei sei die Dynamik in der Weltraumforschung - und -wirtschaft enorm, berichtete Aschbacher in einem Pressetermin mit FFG-Geschäftsführerin Karin Tausz, IV-Vizepräsidentin Sabine Herlitschka und Dieter Grebner, Präsident des Branchenverbandes Austrospace.

Eine neue Studie des Wirtschaftsforschungsinstitut Economica zeigt, dass das Exportverhältnis bei ESA-Investitionen bei 1 zu 4 liegt. Jeder eingesetzte Euro schafft ein Vielfaches an Exporterlösen. Insbesondere für Meteorologie, Landwirtschaft und Verteidigung gebe es viel versprechende Anwendungsfälle. Aschbacher: „Der Weltraum ist in einer zweiten Revolution.“ Die Weltraumwirtschaft weltweit ist derzeit rund 500 Milliarden Euro groß und wächst um zehn Prozent per Jahr.

Während aber von den insgesamt 100 Milliarden Euro an öffentlichen Ausgaben 60 Prozent aus den USA und 15 Prozent aus China kommen, stammen nur zehn Prozent aus Europa, so Aschbacher. „Die besten Talente gehen ins Silicon Valley, das beunruhigt mich“, sieht Aschbacher auch einen schleichenden Brain Drain. Es gebe andererseits aber auch noch keinen Ansatz, um Spitzen-Weltraumforscher, die vor Donald Trumps Attacken auf das US-Universitätssystem fliehen, gezielt nach Europa zu holen.

Herlitschka ist optimistisch, dass auch im Weltraumbereich Europa angesichts seiner guten Forschungsposition „MEGA“ werden könne: Make Europe Great Again als Versuch Europas, in Schlüsseltechnologien mehr Autonomie zu erlangen. „Es sind schon viele Wissenswertschöpfungsketten entstanden“, ist die Infineon-Österreich-CEO aber optimistisch. Österreichische Stärken seien etwa Satellitenteile oder Quantenkommunikation. Nun gelte es zu skalieren und zu industrialisieren. „Es geht nicht darum, einige wenige Satelliten, sondern hunderte Satelliten zu bauen. In der Industrialisierung müssen wir aufholen“, ergänzt der ESA-Chef.

Einen möglichen Zusatzhebel sprach Grebner an. Beim Kauf von C-390 Transportmaschinen fürs österreichische Bundesheer beim brasilianischen Hersteller Embraer seien rund 400 Millionen Euro an Gegengeschäften liegen gelassen worden – weil schlicht keine Gegengeschäfte vereinbart worden seien. Von solchen Kooperationen könnten aber auch die österreichischen Unternehmen profitieren. Eine Weltraummission auf die Beine zu stellen, bei der auch die österreichische Astronautin in Reserve Carmen Possnig teilnehme, hätte zudem das Zeug, viele Junge für das Thema zu erreichen. Mit einer öffentlichen Finanzierung für so ein Projekt in zweistelliger Millionenhöhe rechnet derzeit niemand, Grebner fügt dennoch an: „Österreich hat 40 Millionen Euro für ein Aquarium in Schönbrunn“. Auch eine Weltraummission werde sich „später einmal in Investitionen niederschlagen“, wirbt auch Tausz.

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