Trend Logo

Weltraumwirtschaft: Kleine Branche, große Wirkung

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
Artikelbild

Reserveastronaution Carmen Possnig und ESA-Chef Josef Aschbacher

©PICTUREDESK.COM/TOBIAS STEINMAURER
  1. home
  2. Business
  3. Technologie

Warum der Weltraum in Geopolitik, Forschung und Wirtschaft nun wieder Hochkonjunktur hat.

von

Es ist Zeit für ein neues Raumschiff Enterprise. Die TV-Serie um Captain James T. Kirk beflügelte ab Ende der 1960er die All-Fantasien von Hunderten Millionen Menschen weltweit, auch Sabine Herlitschka outet sich als Fan. In den letzten Jahren waren bei Netflix & Co. jedoch eher Historiendramen der Renner, keine Zukunftsserien.

Aber auch eine echte Weltraummission könnte helfen. Österreich hat mit Carmen Possnig eine „Astronautin in Reserve“ bei der European Space Agency (ESA). Eine Aufnahme der Kärntnerin ins ESA-Astronautenprogramm „findet ­jedenfalls unsere Unterstützung – und wohl der gesamten Industrie“, sagt TTTech-Chef Georg Kopetz, dessen Netzwerktechnologie etwa bei der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 eingesetzt wird. Finanziert werden müsste eine Mission mit österreichischer Beteiligung angesichts der knappen budgetären Mittel wohl privat, eventuell auch über Crowdfunding.

Dieter Grebner, Präsident des Branchenverbands Austrospace, kämpft seit Jahren für eine Erhöhung der österreichischen Beiträge für die ESA, die teilweise in Form von Aufträgen an die österreichischen Raumfahrtzulieferer zurückkommen. Auf bis zu 320 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre will der zuständige Minister Peter Hanke diesen Beitrag künftig erhöhen. Auch wenn das nominell eine Erhöhung ist, ist der Anteil in Relation zum Bruttoinlandsprodukt seit 2016 gesunken. Damals betrug er 2,1 Prozent. Heute bräuchte es dafür 480 Millionen Euro. Grebner merkt mit Blick auf populärere Ausgaben durchaus sarkastisch an: „Österreich hat 40 Millionen Euro für ein Aquarium in Schönbrunn.“

Eine neue Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica zeigt, dass das Exportverhältnis bei ESA-Investitionen bei eins zu vier liegt. Jeder eingesetzte Euro schafft ein Vielfaches an Exporterlösen. ­Insbesondere für Meteorologie, Landwirtschaft und Verteidigung gibt es vielversprechende Anwendungsfälle. Der aus Tirol stammende ESA-Generaldirektor: „Der Weltraum ist in einer zweiten Revolution.“

Die Weltraumwirtschaft weltweit ist derzeit rund 500 Milliarden Euro groß und wächst um zehn Prozent per Jahr. Während aber von den insgesamt 100 Milliarden Euro an öffentlichen Ausgaben 60 Prozent aus den USA und 15 Prozent aus China kommen, stammen nur zehn Prozent aus Europa, so Aschbacher.

Für Österreich klingen die Größenordnungen auf den ersten Blick überschaubar: Laut Austrospace beträgt die Bruttowertschöpfung der Weltraumwirtschaft in Österreich – der Sektor besteht aus 150 Unternehmen mit rund 1.300 Beschäftigten – rund 240 Millionen Euro. Dennoch leiten sich viele Durchbrüche in Hochtechnologiebereichen von Forschungen für Weltraumzwecke ab, haben also eine potenziell enorm verstärkende Wirkung.

Weil Weltraumgüter praktisch immer Dual-Use-Güter sind, also sowohl zivil als auch militärisch nutzbar, werden gerade Inves­titionen aus Österreich in diesen Bereich besonders genau beobachtet. Durch die Notwendigkeit Europas, sich im Verteidigungsbereich unabhängiger zu machen, richtet sich die ESA jedenfalls verstärkt auf diesen Bereich aus, erzählt Aschbacher, der gleichwohl anmerkt: „Die ESA kann im Verteidigungsbereich arbeiten, nicht im Angriffsbereich.“

Der Artikel ist in der trend.EDITION vom 8. Juni 2025 erschienen.

Über die Autoren

Logo
Bleiben Sie im trend.
Ähnliche Artikel