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Die Zahlen dürften die Pläne der Zentralbank für weitere Zinssenkungen beeinträchtigen. Zudem verringert das zuletzt überraschend kräftige Wirtschaftswachstum den Druck, die Konjunktur mit billigerem Geld anzukurbeln. Die türkische Wirtschaft ist im zweiten Quartal mit 4,8 Prozent stärker gewachsen als erwartet, was auf eine robuste Verbrauchernachfrage trotz der langen Phase straffer Geldpolitik hindeutet.
Analysten zufolge könnte die Zentralbank nun das Tempo der Lockerung drosseln. "Mit Blick auf die Sitzung der Zentralbank am 11. September erwarten wir, dass der Marktkonsens für eine Zinssenkung von drei Prozentpunkten auf zwei bis 2,5 Prozentpunkte zurückgehen wird", schrieb das Finanzhaus Oyak Securities an seine Kunden. Hakan Kara, ein ehemaliger Chefvolkswirt der Zentralbank, äußerte sich ähnlich. "Nach den gestrigen Daten zum Wirtschaftswachstum und den heutigen Inflationsdaten ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbank die Zinsen im September um drei Prozentpunkte senkt, sehr gering geworden", schrieb der jetzige Professor an der Bilkent-Universität in Ankara auf der Plattform X. Im Juli hatte die Zentralbank den Leitzins um drei Prozentpunkte gesenkt und damit einen im März unterbrochenen Lockerungszyklus wieder aufgenommen.
Die Daten fallen in eine für Investoren in der Türkei schwierige Zeit. Ein Gericht hatte am Dienstag den Istanbuler Provinzchef der größten Oppositionspartei CHP seines Amtes enthoben. Dies wurde als juristischer Schlag gegen die Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan gewertet und löste starke Kursverluste an den türkischen Aktien- und Anleihemärkten aus.