
Mariana Kühnel ist seit Juli 2025 Vorständin der FMA.
©FOTO: MICHAEL RAUSCH-SCHOTTEine Replik von FMA-Vorständin Mariana Kühnel: Ein stabiles, starkes Finanzsystem schützt den Wirtschaftsstandort. Es ist kein Zeichen für einen „expansiven Staat".
Die Diskussion über Größe und Effizienz von Staat und Verwaltung ist legitim. Wenn öffentliche Ausgaben schneller wachsen als die Wirtschaft, dürfen Prioritäten überprüft werden. Der jüngste trend-Artikel („Die Lunte brennt“, 21. 11. 2025) liefert dafür Anhaltspunkte. Die Darstellung der Finanzmarktaufsicht (FMA) als Beispiel eines „expansiven Staats“ greift jedoch zu kurz. Sie blendet wesentliche Entwicklungen des Finanzmarkts in den letzten zwanzig Jahren aus. Aufsicht ist kein Selbstzweck, sondern dient der Stabilität des Finanzsystems und damit dem Standort Österreich.
Zunächst: Die FMA beaufsichtigt nicht nur Banken, sondern den gesamten Finanzmarkt, also auch Versicherungen, Pensionskassen, Investmentfonds, Wertpapierfirmen, Krypto-Anbieter und viele mehr. Der Vergleich zwischen Bankangestellten und FMA-Mitarbeitern ist somit einer von Äpfeln mit Birnen.
Hinzu kommt: Aufsicht orientiert sich an Risiken, nicht an Beschäftigtenzahlen. Der Rückgang der Bankangestellten spiegelt Digitalisierung, Automatisierung, Konsolidierung, Filialabbau oder auch Outsourcing wider. Das reduziert Köpfe, aber nicht Komplexität. Im Gegenteil: Die Risikolandschaft wird breiter. Cyberangriffe, operative Risiken, neue Geschäftsmodelle und grenzüberschreitende Vernetzung verlangen heute eine technisch anspruchsvollere Aufsicht als noch vor 15 Jahren.
Die FMA zählt seit ihrer Gründung im Jahr 2002 zu den schlankeren Behörden im europäischen Vergleich. Die Zahl der Gesetze, die die FMA vollzieht, ist jedoch seitdem von 17 auf 40 stark gestiegen. Das Bankwesengesetz alleine wuchs von weniger als 70.000 auf mehr als 120.000 Wörter.
Der wichtigste Punkt aber ist: Dem Jahr 2007, das der trend als Vergleich heranzieht, folgte nur ein Jahr später die große Finanzkrise. Eine Krise, die auch in Österreich die gesamte Volkswirtschaft und auch die Steuerzahler Milliarden gekostet hat. Meine eigene berufliche Laufb ahn begann unmittelbar danach im Europaparlament, wo ich im Team von Othmar Karas die ersten Finanzreformen auf den Weg gebracht habe, mit denen solche Krisen in Zukunft verhindert werden sollten und die die Basis unserer heutigen Kompetenzen darstellen.
Unser Ziel war und ist nicht die Ausweitung staatlicher Strukturen, sondern die Sicherung eines stabilen und wettbewerbsfähigen Finanzsystems, das Krisen vorbeugt und Vertrauen schafft. Der Erfolg spricht für sich. Ein paar Beispiele:
» Österreichs Banken haben mehr als doppelt so viel Eigenkapital wie damals – und können deshalb Wirtschaftskrise, Problemkrediten und geopolitischen Risiken widerstehen.
» Im Kampf gegen Geldwäsche ist der heimische Finanzsektor inzwischen international anerkannt und ein Plus für die Reputation der Republik Österreich. » Dank Abwicklungsregime und gestärkter Einlagensicherung können Banken heute wie normale Firmen am Markt scheitern, ohne eine staatliche Rettung zu provozieren.
Kurzum: Das Finanzsystem ist heute – auch dank Regulierung und Aufsicht – Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.
Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und neue geopolitische Entwicklungen haben heuer erneut den Verantwortungsbereich der FMA erweitert:
» In der Aufsicht über Kryptowerte setzen wir auf Kompetenz und Konsequenz, um österreichischen Anlegern gute Dienstleistungen in diesem dynamischen Sektor zu sichern.
» Die Aufsicht über digitale Resilienz schafft erstmals Transparenz über Abhängigkeiten von systemkritischen Software- und Cloud-Anbietern und über Cyber-Zwischenfälle.
» Das Sanktionengesetz hilft mit, dass die FATF-Prüfung Österreichs im Finanzsektor positiv ausfällt.
In der FMA wissen wir aber auch: Risikoorientierte, adaptive Aufsicht bedeutet auch, zu prüfen, wo wir Aufsicht zurückfahren und fokussieren können, um uns neuen Themen zuzuwenden. Effizienz und die Nutzung digitaler Potenziale werden noch stärker Teil unserer DNA. Wir prüfen laufend, wo Ressourcen gezielt auf die zentralen Risiken fokussiert und Prozesse vereinfacht werden können. Mit Entbürokratisierung, Vereinfachung und Effizienzsteigerung werden wir so in den kommenden Jahren definitiv Ressourcen freischaufeln.
Eine starke und zugleich effiziente Aufsicht ist kein Hindernis für wirtschaftliche Entwicklung. Im Gegenteil. Sie schafft Vertrauen und verhindert Krisen, die am Ende weitaus kostspieliger wären. Der Wirtschaftsstandort braucht ein stabiles, verlässliches Finanzsystem. Dafür arbeiten wir.