Trend Logo

Self-Leadership, der Schlüssel zu erfolgreicher Führung

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
9 min

Effiziente Self-Leadership beginnt damit, eigene Meinungen und Positionen zu hinterfragen.

©iStockphoto
  1. home
  2. Business
  3. Karriere

Erfolgreiches Leadership beginnt mit Self-Leadership. Und der Schlüssel für effiziente Self-Leadership ist, die eigene Führungsarbeit gezielt zu hinterfragen und zu analysieren. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, gibt Tipps, um die Qualität der Self-Leaderhip auf den Prüfstand zu stellen.

von

Was bedeutet Self-Leadership?

Self-Leadership ist ein relativ neuer Begriff aus der Management-Lehre. Er beschreibt die Fähigkeit von Führungskräften, die eigene Leistungsfähigkeit durch zu verbessern, indem das eigene Verhalten, Gedanken und Meinungen auf den Prüfstand gestellt werden.

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und selbstbeeinflussende Fähigkeiten sind dabei entscheidende Faktoren, um das persönliche Potenzial ausschöpfen zu können.

Marco Furtner, Professor für Entrepreneurship & Leadership an der Universität Liechtenstein und Assoziierter Professor am Institut für Psychologie der Universität Innsbruck, sieht die effiziente Self-Leadership als eine Schlüsselkompetenz erfolgreicher Spitzenführungskräfte des 21. Jahrhunderts. Solche Führungskräfte „transformieren“ ihre Mitarbeiter, indem sie deren Self-Leadership-Fähigkeiten entwickeln und ihnen hohe Autonomie und Selbstbestimmung gewähren.

Dafür gibt es drei zentrale Hauptstrategien mit neun spezifischen Fähigkeiten oder Dimensionen, die in der Folge beschrieben sind.

1. Kognitionsbasierte Strategien zur grundlegenden gedanklichen Selbstbeeinflussung

  • Selbstanalyse & -reflexion: Die zentrale Strategie. Selbstanalyse und Selbstreflexion sollte fortlaufend praktiziert werden. Ohne Selbstreflexion ist kein Self-Leadership möglich.

  • Selbstzielsetzung: Mittels proaktiver und SMARTer Zielen soll der Veränderungsprozess gelenkt und kontinuierlich kontrolliert werden.

  • Selbstverbalisierung: Mit Selbstverbalisierungen wie "Ich schaffe das!" oder dem berühmten "Yes, we/I can!" kann die Selbstwirksamkeit in konkreten Situationen verstärkt werden.

  • Selbsterinnerung: Für eine effektive Veränderung müssen die genannten Fähigkeiten wieder und wieder wiederholt werden. Dabei kommen verschiedene Techniken zur Visualisierung zum Einsatz.

2. Natürliche Belohnungsstrategien zur Steigerung der intrinsischen Motivation und Leistung

  • Positiver Fokus: Aufgaben und Situationen sollen positiv bewertet werden. Negative Gedanken in funktionale, gute Gedanken umgewandelt.

  • Intrinsifizierung: Erfreuliche Aspekte bspw. eines Hobbys werden direkt an berufliche Aufgaben gekoppelt. So können sich sich positive Emotionen, Identifikation mit der Tätigkeit und intrinsische Motivation entwickeln.

  • Erfolgsvisualisierung: Positive Erfolge sollen wiederholt und möglichst plastisch als konkrete, mentale Projektionen visualisiert werden.   

3. Soziale Self-Leadership-Strategien zur Gruppen- und Leistungsoptimierung.

  • Gruppenoptimierung: Als Führungskraft eine Vorbildfunktion einzunehmen verstärkt das Leistungsverhalten der ganzen Gruppe.

  • Leistungsbezugnahme: Der laufende Vergleich der eigenen Leistung mit den Leistungen anderer, auch außerhalb der Gruppe, wirkt anspornend und führt zu weiterer persönlicher Optimierung.

Entwicklungsplan von Self-Leadership-Fähigkeiten von Christian Ganser, Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologe, Kalaidos Fachhochschule Schweiz für Berufstätige.

Selbst-Monitoring durch Feedback

Internationale Studien belegen, dass die Qualität der Führungsarbeit von der Fähigkeit einer Person abhängt, Feedback zu erhalten und umzusetzen - vor allem, wenn die Umstände schwierig oder unsicher sind.

Um zu wissen, wie es um Sie als Führungskraft bestellt ist, rät Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, daher, zuerst aktiv nach Feedback zu suchen, aus dem Sie Entwicklungspotential ableiten können. Überlegen Sie sich dazu konkrete Fragen, die Sie Ihrem Vorgesetzten, Ihren Kollegen und Ihren direkten Mitarbeitern stellen können.

Stöttinger: "Es wird für Ihr Gegenüber nicht immer einfach sein, neben positiven Aspekten auch Themen anzusprechen, die weniger gut laufen und/oder Veränderung brauchen. Stellen Sie sich also auf ein gewisses Unbehagen in der Situation ein. Versuchen Sie klarzumachen, dass Sie ehrlich an Feedback interessiert sind und Sie sich und die Situation nicht weiterentwickeln können, wenn Sie hier nicht die richtigen Inputs bekommen."

Stöttingers Tipps, um konstruktives Feedback zu erhalten und einen Nutzen daraus ziehen zu können sind:

  • Hören Sie aufmerksam zu und versuchen Sie zu verstehen, was der andere sagt, anstatt sich darauf zu konzentrieren, wie Sie reagieren werden.

  • Der beste Weg, um sicherzustellen, dass Sie auch weiterhin Feedback erhalten, ist, sich für das offen Gespräch zu bedanken und konkrete Maßnahmen zu formulieren, die Sie aufgrund des Gehörten beabsichtigen zu tun.

  • Ermutigen Sie ihr Team, proaktiv mit Feedback – also mit Feed-Forward– auf Sie zuzukommen und betonen Sie, dass Ihre Türe Ihren Mitarbeitern jederzeit offensteht.

Blurred image background

Barbara Stöttinger, Dekanin WU Executive Academy: "Beruflicher Erfolg macht nicht notwendigerweise auch zufrieden."

© Elke Mayr

Eine Frage des Mindset

Beruflicher Erfolg macht nicht notwendigerweise auch zufrieden. Sollten Sie zu jenen Menschen zählen, die dazu neigen, auch in erfolgreichen Momenten (nach einer Gehaltserhöhung, Beförderung, etc.) mit sich selbst unzufrieden zu sein, dann schlägt Stöttinger drei Möglichkeiten vor, ihr Mindset so zu ändern, um von „pain zu gain“ zu gelangen:

  • Hören Sie auf, sich ständig mit sich selbst oder anderen zu messen und begegnen Sie sich stattdessen mit Milde und Selbstfürsorge. Anstatt sich für das, was Sie nicht erreicht haben, Vorwürfe zu machen, loben Sie sich für alle Fortschritte, die Sie jeden Tag machen – seien sie noch so klein. Und anstatt jemandem seine Erfolge übel zu nehmen, sollten Sie anerkennen, dass deren Erfolg auch etwas Besonderes ist und vor allem nicht auf Kosten Ihrer eigenen Erfolge geht.

  • Zählen Sie nicht, was Sie erreicht haben (Geld, Follower etc.), sondern beginnen Sie damit, sich vor Augen zu führen, wo Sie etwas beigetragen bzw. wessen Leben Sie positiv beeinflusst haben – denn langanhaltende Freude entsteht nur, indem Sie geben, nicht nehmen.

  • Und schließlich sollten Sie sich vor übertriebenem Ehrgeiz hüten, denn er führt – egal wie viel Geld oder Einfluss Sie in Ihrem beruflichen Leben schon verdient haben - zu Verbitterung und Einsamkeit. Denken Sie vielmehr daran, die Beziehungen in Ihrem Leben zu schätzen und zu pflegen - vor allem jene, die nichts mit Ihrem beruflichen Erfolg zu tun haben.

Selbstkontrolle: Ist es schwer, für Sie zu arbeiten?

Keine Führungskraft möchte ein schlechter Chef sein. Dennoch gibt es sie, die schlechten Führungskräfte. Die nachstehenden Fragen, die sich Führungskräfte selbst stellen sollten, sollen eine kleine Hilfestellung dabei sein, um herauszufinden, ob Sie das Paradebeispiel einer modernen Führungskraft sind, oder ob es eher schwer ist, für Sie zu arbeiten.

  • Wie sieht es mit Ihren Ansprüchen aus? Hervorragende Leistungen zu erwarten, ist keine schlechte Sache. Wenn Ihre Ansprüche jedoch zu hoch sind, läuft Ihr Team Gefahr zu scheitern. Überlegen Sie, ob Sie perfektionistische Gewohnheiten haben, die sich häufig (negativ) auf Ihr Team auswirken.

  • Neigen Sie zu Micromanagement? Schreiben Sie Ihren Mitarbeitern vor, wie Dinge zu tun sind, und lassen Sie wenig Raum für Kreativität oder Initiative? Wenn ja, dann konzentrieren Sie sich auf die Ergebnisse – sagen Sie, wohin die Reise gehen soll, aber geben Sie nicht vor, wie Ihr Team dorthin kommen soll.

  • Delegieren Sie nur Routinearbeiten? Jeder möchte sich weiterentwickeln, auch Ihr Team. Wie wäre es, wenn Sie die Messlatte ein wenig höher legen und ein bisschen Kontrolle loslassen? Sie werden überrascht sein, wozu Ihre Mitarbeiter fähig sind.

  • Feedback? Gerne, aber nur dann, wenn etwas nicht passt. Falls das auf Sie zutreffen sollte, dann sollten Sie dazu übergehen, deutlich mehr positives Feedback zu geben als negatives. Am leichtesten gelingt das, indem Sie die Stärken und Erfolge Ihrer Mitarbeiter gezielt und rechtzeitig würdigen.

Blurred image background

Marco Furtner und Urs Baldegger erläutern in dem Lehrbuch zur Mitarbeiterführung wichtige Entwicklungen und Modelle der Führungsforschung. Auf Basis aktuellster Erkenntnisse aus der Führungsforschung und der Psychologie beschreiben sie den Entwicklungsprozess zu einer erfolgreichen Spitzenführungskraft des 21. Jahrhunderts. Das Buch hier beziehen.

© SpringerGabler

WU Executive Academy

Die WU Wien, eine der weltweit führenden Business-Hochschulen, bündelt in der WU Executive Academy ihr Programmportfolio im Bereich „Executive Education“. Zu diesen zählen MBA, Master of Laws und Professional Master Programme, das Universitätsstudium Diplom BetriebswirtIn, Universitätslehrgänge, kompakte Weiterbildungsprogramme und Custom Programs. KI ist an der WU Executive Academy bereits in vielen Lehrangeboten ein wichtiger Teil der Digitalökonomie, der auch konkret angewandt wird. Mit durchschnittlich 750 Graduate Students und ca. 900 Führungskräften, Fachleuten und High-Potentials aus über 75 Ländern, die jährlich an den Programmen teilnehmen, gehört die WU Executive Academy zu den führenden Weiterbildungsanbietern in Zentral- und Osteuropa.

Executive EducationLeadership

Über die Autoren

Logo
Abo ab €16,81 pro Monat
Ähnliche Artikel