
Wer Kolleginnen und Kollegen beim Urlaub den Vortritt gelassen hat und im Büro die Stellung hält, sollte einige Tipps zu Tagesorganisation und Arbeitseinteilung beachten, um konzentriert, leistungsfähig und möglichst frisch durch heiße Tage zu kommen. Experten raten etwa zu mehreren aber kurzen Pausen und Powernap zur Mittagszeit.
Arbeitsalltag im Büro, während andere auf Urlaub weilen, ist für sich schon ein hartes Los. Oft genug verschärft sich das Normalpensum der zu bewältigenden Aufgaben dabei auch noch durch notwendige Urlaubsvertretungen. Um das persönliche Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit dennoch gut durch die heißen Tage zu bringen, gibt es ein paar bewährte Tipps von Arbeitsmedizinern und Psychologen, die zu beherzigen sich auch über die Sommerhitze und Urlaubssaison hinaus lohnen kann.
Die weniger dicht von Vorgesetzten und Kollegen besetzten Arbeitsräume bieten vielleicht sogar ideale Gelegenheit, einige gleich direkt auf ihre Wirksamkeit zu testen, ohne schiefe Blicke zu ernten. Was die Experten raten, ist in manchen Firmen und Kulturen karrieretechnisch nämlich immer nicht hoch angesehen: das Tagwerk klug zu strukturieren, auf ausreichend lohnende Pausen zu achten, um abzuschalten und so auf längere Sicht konzentriert zu bleiben, statt einen Arbeitsberg in Bulldozzermanier stur und gleichförmig abzutragen. Gerade viele, dafür kurze Pausen und sogar ein Power Nap zur Mittagszeit können dazu maßgeblich beitragen.
Powernap senkt Fehlerquote
So empfiehlt etwa Arbeitsmediziner Helmut Stadlbauer von IBG, dem führenden heimischen Berater im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements, einen kurzen Powernap von maximal 15 Minuten am frühen Nachmittag nicht nur im Homeoffice in den Arbeitsalltag zu integrieren. Einer Studie der NASA zufolge habe Powernapping die Reaktionsschnelligkeit von Piloten um 16 Prozent gesteigert und Aufmerksamkeitsausfälle um 34 Prozent vermindert. „Ein Powernap zur Mittagszeit hilft uns, munterer frischer und leistungsfähiger zu werden. Danach ist unsere Stimmung viel ausgeglichener. Menschen können sich intensiver konzentrieren und sogar nervige Kollegen und Vorgesetzte besser aushalten“, zitiert IBG den Mediziner in einer Aussendung.
Allerdings gebe es ein nur ein kurzes Zeitfenster für den Erfrischungseffekt: „Schlaf passiert phasenhaft. Nach dem Einschlafen gleitet man rasch in die erste Tiefschlafphase, aus der heraus es unangenehm ist, geweckt zu werden.“ Also: 15 Minuten sind wirksam, mehr als eine halbe Stunde kann sogar kontraproduktiv sein – nicht nur für das Ansehen in der Kollegenschaft.
Zehn Prozent der Arbeitszeit für Pausen
Noch deutlicher wird der deutsche Psychologe Gerhard Blaschke, der einem Interview für die aktuelle Ausgabe des „Spiegel“ dafür plädiert, dass zehn Prozent der Arbeitszeit aus Pausenzeit bestehen sollte. Das hieße also pro Arbeitsstunde sechs Minuten Pause. Experimente hätten gezeigt, dass Probanden genau bei diesem Intervall mehr Kopfrechenaufgaben richtig lösen würden, als mit längeren oder kürzeren Pausen. Interessanterweise entspricht das ziemlich genau dem Ausmaß typischer Arbeitsunterbrechungen in der Praxis wie dem Kaffeetratsch. „Im Job zur Ruhe zu kommen, funktioniert bei jedem anders“, so Blaschke dazu, Hauptsache man schaffe es regelmäßig abzuschalten.
Allerdings, so meint er, genau wie Stadlbauer im Hinblick auf die Dauer des Powernap, komme es auch bei den Pausen auf das richtige Maß an: Lieber öfter kürzere Pausen machen als seltene längere. Dauert die Unterbrechung nämlich zu lange, nimmt die Produktivität ab statt die Frische und Leistung zu.