Trend Logo

„Die Zukunft gehört den Mutigen“

IN KOOPERATION MIT Commerzbank-Österreich
Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
10 min
Artikelbild
 © Robert Harson

©Robert Harson
  1. home
  2. Finanzen
  3. Investment

Wie österreichische Firmen den globalen Wandel stemmen können. Commerzbank-Österreich-Chef Martin Butollo über Herausforderungen und Chancen.

TREND: Die österreichische Niederlassung der Commerzbank ist heuer an ihre neue Adresse am Neuen Markt im Zentrum Wiens umgezogen. Ist Ihr Büro im 13. Bezirk zu klein geworden?

Martin Butollo: Mit unserer Übersiedlung wollten wir ein Statement setzen. Wir wollten auch geografisch noch näher an unsere Kunden rücken. Unser Credo ist ja, die Bank an der Seite unserer Kunden zu sein. Österreich zählt neben Deutschland und der Schweiz zu den Kernmärkten der Commerzbank. Es ist also ein Signal gegenüber unseren Kunden, der Öffentlichkeit und unseren Mitbewerbern.

Wer sind Ihre Kunden?

Wir betreiben in Österreich ausschließlich das Firmenkundengeschäft. Unsere Kunden sind große österreichische Unternehmen ebenso wie mittelgroße, familiengeführte Betriebe. Viele davon sind sehr stark exportorientiert. Das ist auch schon der Ansatzpunkt für die ­Commerzbank.

Wie setzen Sie diese sehr fokussierte Ausrichtung in der konkreten Praxis um?

Im Vergleich mit unseren Mit­bewerbern bieten wir in Österreich ein komplementäres Netzwerk an. Natürlich ist die Commerzbank stark in Deutschland verankert, das für öster­reichische Exporteure ja ein wichtiger Zielmarkt ist. Aber sehr stark sind wir auch in den USA, in China und in anderen asiatischen Staaten vertreten. Das ist ein geografischer Footprint, der uns von den österreichischen Mitbewerbern unterscheidet und uns ermöglicht, ­unsere Kunden in diesen Regionen zu begleiten.

Sind denn österreichische Unternehmen in diesen Regionen in nennenswertem Ausmaß tätig?

Natürlich. Das sind Regionen, in denen viele österreichische Unternehmen sehr erfolgreich präsent sind. Und zwar sowohl als Exporteure als auch als Produzenten. Und natürlich auf der Beschaffungsseite, was in Anbetracht der geopolitischen Situation immer wichtiger wird. Eine Folge der Entwicklungen der vergangenen Jahre ist ja, dass sich Handelskorridore verändern, auch durch protektionistische Tendenzen.

Sind die heimischen Unternehmen darauf vorbereitet? Sind sie flexibel genug?

Meine Erfahrung ist, dass viele österreichische Unternehmen, vor ­allem nach den Krisenjahren, gelernt haben, auf die unterschiedlichen Anforderungen zu reagieren. Es wurden Kosten reduziert, unterschiedliche Absatz- und Beschaffungskanäle erschlossen. Die Resilienz vieler Unternehmen ist sehr hoch.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Unternehmen?

Das variiert je nach Branche und Geschäftsmodell. Im besonders herausfordernden Bereich automotive Zulieferungen gibt es viele Beispiele, wo die Anpassung an die neue Situation sehr gut gelungen ist. Und auch in den USA sind zahlreiche österreichische Unternehmen erfolgreich unterwegs. Trotz aller protektionistischen Tendenzen bleiben die USA ein interessanter Markt mit Wachstumsraten, die jene in Deutschland und Österreich deutlich übertreffen.

Wie können Sie Ihre Kunden dort unterstützen?

Die Commerzbank ist in den USA mit einer großen Niederlassung vertreten. Wir begleiten dort viele österreichische und deutsche Unternehmen ebenso wie Kunden aus anderen europäischen Regionen.

Wie funktioniert das konkret?

Jeder österreichische Kunde wird von hier aus zentral betreut, wir behalten die Verantwortung. Aber je nachdem, in welchem Land unser Kunde aktiv ist, stellen wir mit den jeweiligen lokalen Einheiten den Kontakt her. Ansprechpartner für auftretende Fragen bleiben aber nach wie vor wir in Österreich. So können wir von hier aus den Zugang zu den Ressourcen der gesamten Gruppe anbieten.

Auf welches Umfeld müssen sich die Unternehmen im kommenden Jahr einstellen?

Die geopolitische Unsicherheit bleibt bestehen, das Umfeld wird weiter herausfordernd sein. Wie immer in Veränderungsprozessen wird es aber auch Chancen für Unternehmen geben. Für Deutschland sagen unsere Volkswirte ein Wachstum von immerhin 1,2 Prozent voraus. Nach Jahren der Stagnation oder sogar des Rückganges wird es also wieder positive Wachstumsraten geben. Ähnlich sieht es auch für Österreich aus. Es wird kein ful­minantes Wachstum geben, aber immerhin eine Wende zum Positiven.

Was werden die Treiber des Wachstums sein?

Sicher nach wie vor die Energiewende. Hier geht es uns darum, Investitionen der Unternehmen in diese Richtung zu unterstützen. Weitere Themen sind erneuerbare Energie, Energiespeicherung, Produktion von Energiezellen für E-Autos, die Mobilitätswende, der Ausbau der Netze. In diesem Bereich passiert international sehr viel, und da sind zahlreiche österreichische Unternehmen involviert – ebenso wie wir als Bank auf der Finanzierungsseite.

Aber ist das Thema Nachhaltigkeit in jüngerer Zeit nicht etwas in den Hintergrund getreten?

Stimmt schon, Nachhaltigkeit steht derzeit vielleicht nicht mehr ganz oben auf der Agenda. Aber bei vielen Unternehmern ist das nach wie vor ein wichtiger Punkt der Strategie. Und für uns als Bank ist Nachhaltigkeit eine zentrale Strategie. Der Klimawandel ist ein Faktor, den wir natürlich auch unter dem Gesichtspunkt des Risikos berücksichtigen.

Was können Sie als Bank zum Klimaschutz beitragen?

Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, bis 2050 netto null CO2-Emission zu erreichen – und zwar im gesamten Kredit- und Anlageportfolio. Dasselbe streben wir für unseren eigenen Bankbetrieb an – hier bis 2040. Aber der große Hebel, das sind natürlich die Unternehmenskredite.

Wie gut sind die Banken für diese Aufgaben gerüstet?

Die EZB hat dem Bankensektor in Europa kürzlich ein gutes Zeugnis ausgestellt. Da ist seit der Finanzkrise viel geschehen. Es wurden zahlreiche Maßnahmen getroffen, sowohl auf der wirtschaftlichen Seite als auch regulatorisch. Ein solides und stabiles Finanzsystem ist die Lebensader einer funktionierenden Wirtschaft.

Europa plant, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen – kein ganz unumstrittenes Thema. Sehen Sie auch dort Chancen?

Wir als Bank anerkennen die entscheidende Rolle, die die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie bei der Gewährleistung unserer nationalen Sicherheit und für die politische Stabilität spielt. Als Commerzbank tragen wir unseren Teil dazu bei, die notwendige Finanzierung in diesem Bereich bereitzustellen. Das tun wir mit Blick auf unsere unternehmerische Verantwortung innerhalb unserer eigenen und der gesetzlichen Vorgaben.

Die Statistiken weisen steigende ­Insolvenzzahlen aus. Hat das einen Einfluss auf Ihr Geschäftsmodell? Merken Sie etwas davon?

Wir haben das zwar auch registriert, in unserer Kundengruppe ist das aber kein drängendes Problem. Da passiert wahrscheinlich mehr im Bereich der kleineren Unternehmen. Aber natürlich machen sich die strukturellen Nachteile bemerkbar. Hohe Lohnkosten, Bürokratie, lange Genehmigungsverfahren und das auch noch bei einer stagnierenden Konjunktur oder sogar einer Rezession. Da ist die Politik gefragt. Aber auch in schwierigen Zeiten bieten sich immer wieder Opportunitäten.

Auf Wachstumskurs

Zur Person.

In zusammenarbeit mit
Logo