Trend Logo

Betriebsübergabe in der Familie: Die Nachfolge richtig regeln

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
10 min
Der eigene Sohn als Nachfolger: Die familieninterne Weitergabe von Unternehmen ist in Österreich die häufigste Form der Betriebsübergabe.
Der eigene Sohn als Nachfolger: Die familieninterne Weitergabe von Unternehmen ist in Österreich die häufigste Form der Betriebsübergabe.©Ihor Bulyhin
  1. home
  2. Aktuell
  3. Unternehmen

Bei der Übernahme eines Unternehmens durch Angehörige spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Mitunter kann die Einbeziehung von Mediatoren hilfreich sein. Worauf man bei der Nachfolge innerhalb der Familie achten sollte. Und warum das Loslassen entscheidend ist.

von

Betrieb und Verantwortung übergeben

Wenn das Unternehmen innerhalb der Familie übergeben wird, scheint das die einfachste Variante einer Betriebsübergabe zu sein. Tatsächlich werden zwei Drittel der Unternehmensübernahmen in Österreich auf diese Weise durchgeführt. Familienbetriebe prägen die heimische Wirtschaft: Es gibt rund 157.000 solcher Betriebe. Sie machen mehr als die Hälfte der Unternehmen aus – vom Handwerksbetrieb über das Ferienhotel bis zum weltweit tätigen Konzern mit mehreren tausend Mitarbeitern reicht die Bandbreite der österreichischen Firmen, die in Familienbesitz sind.

Aber auch wenn die eigene Tochter oder der eigene Sohn bereit sind, die Firma zu übernehmen, ist es für die Elterngeneration, die den Betrieb über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut hat, oft schwer, sich aus der Verantwortung zu nehmen. Selbst dann, wenn offensichtlich alles geregelt ist, die rechtlichen und steuerlichen Details geklärt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert sind. Und wenn kein Zweifel besteht, dass der Betrieb auch nach der Übergabe florieren wird.

Zunächst überwiegt bei den bisherigen Eigentümern die Erleichterung, dass alles geklappt hat. Sie werden zwar weiterhin ab und zu mit Rat und Tat zur Seite stehen, doch ihr Leben wird und muss nun größtenteils abseits der Firma – ihrem Lebenswerk – ablaufen. Genau das ist für viele ein Problem. Sie müssen erst lernen, loslassen zu können. Das ist auch wichtig, um die Arbeit der Nachfolger zu erleichtern.

Loslassen gehört zum Übergabeprozess

Experten warnen: Loslassen ist ein wichtiger Bestandteil des Übergabeprozesses. Das klappt auch nicht von heute auf morgen, sondern sollte nach Möglichkeit sukzessive erfolgen. Dazu können bestimmte Aufgaben und vor allem auch mehr Verantwortung nach und nach an die Nachfolger übergeben werden.

Ideal ist es, wenn der Sohn oder die Tochter eine Art "Lehre" in dem Unternehmen durchläuft und dabei alle Teile des Unternehmens kennenlernt. In der Folge dann in die Leitung einzelner Geschäftsbereiche einsteigt und diese übernimmt, ehe er oder sie die Geschäftsführung übernimmt und sich die vorige Generation stufenweise aus dem operativen Geschäft zurückzieht und in der Folge eine Art Aufsichtsratsposition einnimmt. Das macht es dann am Tag X leichter, sich gänzlich aus dem Unternehmen zu verabschieden.

Schließlich wird es mit Sicherheit eine unterschiedliche Auffassung darüber geben, wie die Firma geführt werden kann und welche strategischen Weichenstellungen nun nötig sind. Wenn sich die bisherigen Eigentümer bzw. Firmenchefs ständig einmischen, mag das gut gemeint sein – der Effekt kann aber ein anderer sein.

Zeitplan für die Übergabe

Wenn ein Unternehmen bereits Jahrzehnte besteht, kommt es auf einige Monate nicht an. Könnte man meinen. Doch die Übergabe einer Firma an Nachfolger braucht einen Zeitplan, damit der Prozess nicht ewig dauert und ein Tag X angepeilt werden kann, an dem das Unternehmen letztlich in den neuen Händen ist.

Zwar erfordert jedes Unternehmen eine individuelle Herangehensweise, doch in der Praxis hat sich die Einteilung in verschiedene Phasen – also ein Fahrplan für die Übergabe – bewährt:

  • Phase 1: Entscheidung, Bestandsaufnahme & Information

  • Phase 2: Evaluierung & Strategie, eventuell Experten beiziehen

  • Phase 3: Konzept & Businessplan, familieninterne Regelungen

  • Phase 4: Konkrete Umsetzung & Übertragung der Unternehmensführung

  • Phase 5: Abschluss, Beginn des Lebens danach („Loslassen“)

Entscheidend ist dabei, zumindest einen groben Zeitplan mit den jeweiligen Phasen zu verbinden, der dann natürlich adaptiert werden kann. Aber ohne zeitlichen Rahmen für den Nachfolge- bzw. Übergabeprozesses ufert das Ganze aus. Zudem könnte es nötig sein, auf einen bestimmten Zeitpunkt hinzuarbeiten.

Es gibt persönliche, rechtliche und wirtschaftliche Motive für den bestimmten Zeitpunkt bzw. Zeitraum einer Übergabe. Persönliche Gründe können etwa innerhalb der Familie gegeben sein, wenn Angehörige nun das Unternehmen übernehmen möchten. Rechtlich können unter anderem ein bevorstehender Pensionsantritt oder steuerliche Gründe entscheidend sein. Und wirtschaftliche Motive können angesichts des Bilanzstichtags oder saisonaler Überlegungen – etwa in Tourismus und Landwirtschaft – ausschlaggebend sein.

Wie lange dauert eine Übergabe?

Im Idealfall beginnen Unternehmer mindestens fünf bis sieben Jahre vor der Übergabe mit den ersten Schritten bzw. Überlegungen. Das ist in der Praxis nicht immer möglich, etwa wenn gesundheitliche Probleme der Eigentümer zur Eile nötigen.

Doch je früher man beginnt, desto mehr Möglichkeiten stehen zur Verfügung – für die Suche oder den Aufbau eines geeigneten Nachfolgers innerhalb der Familie, das Ausnutzen steuerlicher und rechtlicher Möglichkeiten und für die Vorbereitung auf die Zeit nach der Übergabe. Bei einer familieninternen Nachfolge braucht es außerdem ausreichend Zeit, um Emotionen und mögliche Konflikte anzusprechen und auszubügeln.

Leben nach der Betriebsübergabe

Nicht nur die Übergabe selbst braucht Vorbereitungszeit, auch die persönliche Zeit nach dieser Übergabe an Nachfolger: Oft wissen Unternehmerinnen und Unternehmer nicht, was sie mit der Freizeit anfangen sollen. Viele von ihnen fallen in ein Loch, weil ihnen eine Aufgabe fehlt.

Schon die Erkenntnis kann helfen, dass die Firma zwar mit viel Engagement aufgebaut wurde, aber nicht alles im Leben ist. Vielfach helfen Tätigkeiten, die zwar abseits der (alten) Firma laufen, aber dennoch unternehmerisches Geschick erfordern – dadurch können die erworbenen Erfahrungen und Fähigkeiten eingebracht werden.

Auch ein sauberer Abschluss der Betriebsübergabe, bei der Konflikte angesprochen und (hoffentlich) ausgeräumt wurden, hilft beim Loslassen. Dann hat man das gute Gefühl, alles erledigt zu haben und sich nun einem neuen Lebensabschnitt widmen zu können.

Mögliche Schwierigkeiten bei der Familien-Nachfolge

Die Verknüpfung aus Familie – also de facto dem privaten Umfeld – und Unternehmertum ist einerseits die große Stärke eines Familienbetriebs. Dadurch stehen nämlich langfristige Ziele statt kurzlebiger Trends, Rücksicht auf Mitarbeiter und hoher persönlicher Einsatz im Vordergrund. Andererseits kann diese Verknüpfung bei der Regelung der Nachfolge zu Schwierigkeiten führen.

Es beginnt schon bei der Frage, wer den Betrieb übernehmen wird. Heikel ist das bei Geschwistern, denn laut Erbrecht kann zwar ein Nachfolger bestimmt werden, doch es sind auch die Pflichtteilsansprüche der anderen Erben zu berücksichtigen. Eine mögliche Auszahlung dieser Pflichtteile muss daher kalkuliert werden; das könnte sogar das ganze Unternehmen gefährden. Wichtig für die Nachfolgeregelung ist zudem, solche Fragen rechtzeitig zu klären, damit nicht bei einem Todesfall des Eigentümers rechtliche Probleme auf die Erben – und auf den Betrieb selbst – zukommen.

Probleme durch Emotionen

Ein Familienunternehmen wird mit viel persönlichem Einsatz geführt. Da ist es nur zu verständlich, dass auch bei der Regelung der Nachfolge Emotionen und Gefühle eine Rolle spielen – umso mehr, weil ja andere Familienmitglieder einbezogen werden. Aus Rücksicht auf die ältere Generation wollen Nachfolger oft nicht zugeben, dass sie den Betrieb gar nicht übernehmen möchten. Umgekehrt wollen die Übergeber ihre Angehörigen nicht überfordern.

In solchen Fällen braucht es laut Experten vor allem eine klare, ehrliche Kommunikation. Hilfreich kann in solchen Fällen die Einbeziehung von Mediatoren sein, die auf die unterschiedlichen Befindlichkeiten Rücksicht nehmen und einen transparenten Prozess anleiten können.

Emotionen bei der Nachfolge früh erkennen

Entscheidend ist darüber hinaus, die Nachfolge innerhalb der Familie früh anzudenken und nicht zu warten, bis die Übergabe überhastet erfolgen muss. Ängste, aber auch Erwartungen sollten bei Zusammenkünften der Familie angesprochen werden.

Oft haben die bisherigen Eigentümer ihre eigenen, bewährten Vorstellungen, wie eine Firma geführt und organisiert gehört – doch die nächste Generation denkt vielleicht ganz anders. Da braucht es vor allem Verständnis für unterschiedliche Herangehensweisen, die ja durchaus positiv sein können. Schließlich ist zu bedenken, dass die Nachfolgeregelung langfristig funktionieren und den Erhalt des Unternehmens garantieren soll. Eine Möglichkeit wäre in diesem Zusammenhang, die Führung des Betriebs einem Geschäftsführer zu überlassen.

Firmenübergabe

Über die Autoren

Logo
Abo ab €16,81 pro Monat