Thomas Cook Konkurs: Totalausfall für die Hotellerie
Das Konkursverfahren über Thomas Cook Austria wurde am Handelsgericht Wien eröffnet. Betroffen sind 60 Arbeitnehmer und bis zu 15.000 Gläubiger. Der Masseverwalter bezweifelt bereits, dass es eine Quotenzahlung geben wird.
Zimmer frei: Nach der Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook drohen der heimischen Tourismuswirtschaft Zahlungsausfälle und Leerstände.
Endspiel für Thomas Cook Austria: Am Wiener Handelsgericht wurde das Konkursverfahren über den Reiseveranstalter eröffnet. Sämtliche Reisen mit Antrittsdatum bis einschließlich 4. Oktober 2019 wurden gestrichen. Zu den späteren Urlauben steht die Vorgehensweise noch nicht fest.
Eine Sanierung des Unternehmens wird nicht angestrebt. Masseverwalter Günther Hödl, rechnet "zu 99,9 Prozent mit einem Schließungsfall und einer Liquidierung". Er empfiehlt geschädigten Pauschalreisenden, sich unbedingt an den Abwickler AWP P&C S.A zu wenden (siehe Information am Ende des Artikels). Denn im Konkursverfahren werde es am Ende womöglich keine Quote geben und Reisende könnten mit einer Anmeldung draufzahlen. "Womöglich gibt es am Ende des Tages keine Quote. Aber aufgrund der Pauschalreiseverordnung sind zumindest die geschädigten Pauschalreisenden abgesichert", erklärt Hödl.
Zahlungsausfall für 15.000 Gläubiger
Keine Quote - das ist kein gutes Signal für die bis zu 15.000 österreichischen Gläubiger, die neben den 60 Mitarbeitern direkt von der Pleite betroffen sind.
Thomas Cook war ein wichtiger Partner der heimischen Tourismuswirtschaft. Ein Drittel der rund 1.500 heimischen Spitzenhotels, vornehmlich aus der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie, hatten Verträge mit dem Unternehmen und damit verbundenen Firmen wie Neckermann. Der Gesamtschaden kann noch nicht beziffert werden, die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) befürchtet aber in Einzelfällen Schäden bis in den sechsstelligen Eurobereich.
Petra Nocker-Schwarzenbacher, Tourismusobfrau in der Wirtschaftskammer, schätzt, dass der Schaden pro betroffenem Hotel bei 10.000 bis 70.000 Euro, teilweise auch deutlich darüber liegt. Thomas Cook habe stets sechs Wochen zum Begleichen der Rechnungen Zeit gehabt - die Gäste seien abgereist, ihre Rechnungen seien nicht bezahlt. Bisher hätten sich rund 250 Hoteliers an die Wirtschaftskammer gewendet. "Wir sind uns sicher, dass da noch einiges daherkommen wird", erklärte Nocker-Schwarzenbacher im Gespräch mit dem Radio Ö1.
Bei etwa 350 Häusern, die auch für die Wintersaison 2019/2020 im Vertrieb auf Thomas Cook gesetzt hatten, ist die Sorge besonders groß. Die ÖHV fordert, dass der Masseverwalter rasch klarstellt, dass die Hoteliers über die reservierten Kontingente frei verfügen können. "Wir müssen verhindern, dass gute Betriebe ins Straucheln kommen, weil ein anderer schlecht gewirtschaftet hat. Es kann nicht sein, dass diese Betten im Winter leerstehen oder die Hotels kein Geld dafür sehen", warnt ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer. Es gehe auch um viele Arbeitsplätze.
Wertlose Aktiva
Rein rechnerisch sollten die Forderungen der Gläubiger bedient werden können, denn die Aktiva von Thomas Cook Austria liegen bei 41,6 Millionen Euro, die Passiva laut Gläubigerliste bei 33 Millionen Euro. Allerdings dürften sich die im Konkursantrag angegebenen Aktiva laut Kreditschutzverband KSV1870 vor allem auf konzerninterne Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen beziehen und werden daher kaum einzubringen sein, zumal die Insolvenzursachen in der Zahlungsunfähigkeit der britischen und deutschen Gesellschaften liegen. Was auch die Aussage des Masseverwalters erklärt, der bereits zur Konkurseröffnung eine Quote in Frage stellt.
Online-Buchungen, veränderte Reisegewohnheiten - Individualurlaube statt Pauschalreisen -, verlustbringende Akquisitionen etc. hatten zur größten internationalen Insolvenz im Tourismusbereich geführt, die nun eben auch den Österreich-Ableger des bisher ältesten Reiseveranstalters der Welt erreicht hat.
Schön wäre es, Teile verkaufen zu können. Aber ich befürchte, da wird sich nicht viel machen lassen", meinte der Masseverwalter unter Verweis auf seine bisherigen Informationen. "Ich lasse mich aber gerne überraschen." Grundsätzlich wäre womöglich auch das ganze Unternehmen verkaufbar, Hödl gibt aber zu bedenken, dass der Name womöglich zu beschädigt sei und potenzielle Interessenten daher die Finger davon lassen könnten.
Nach der Insolvenz drohen auch Österreicher im Ausland hängen zu bleiben. An die 5.000 Österreicher könnten zurückgeholt werden müssen. Verschiedene Airlines sollen die Urlauber mit nach Hause nehmen. Urlauber sollen eine Garantie des Abwicklers Allianz bekommen, nicht auf den Kosten sitzenzubleiben. Eine staatliche Heimholaktion wurde als nicht notwendig erachtet.
SERVICE
Betroffene Urlauber werden gebeten, sich an den Abwickler zu wenden:
AWP P&C S.A
Mail: thomascook.at <AT> allianz.com
Telefon: +43/1/525 036 853