Sberbank-Insolvenz und Milliardenschaden abgewendet
Die Insolvenz der in Wien ansässigen Sberbank Europe AG konnte doch noch abgewendet werden. Der österreichischen Einlagensicherung werden die bereits ausbezahlten 926 Millionen Euro von der Muttergesellschaft refundiert.
Die Sanktionen gegen die russische Sberbank führen zum Aus der Sberbank Europe AG.
Am 1. März 2022, nur wenige Tage nach der Invasion Russlands in das Staatsgebiet der Ukraine, hat die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) der Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien mit sofortiger Wirkung die Fortführung des Geschäftsbetriebs untersagt. Die Sberbank Europe AG ist eine 100-Prozent-Tochter der mehrheitlich in russischem Staatsbesitz stehenden Moskauer Sberbank. Der Entzug der Geschäftslizenz erfolgte auf Anweisung der Europäischen Zentralbank (EZB).
Die Untersagung des Geschäftsbetriebes löste gesetzlich den Einlagensicherungsfall aus. Die Einlagensicherung Austria GesmbH (ESA) musste daher gesicherte Einlagen bis zu einem Betrag von je 100.000 Euro pro Kunden binnen zehn Bankarbeitstagen auszahlen. Siehe Artikel "Aus für russische Sberbank wird teuer für Österreich"
Nun gibt es eine erfreuliche Wende. Am 3. Mai 2022 konnte die österreichische Aufsicht in Abstimmung mit dem Regierungskommissär sowie der EZB die geordnete Abwicklung auf den Weg bringen. Die FMA gab bekannt, dass die Insolvenz der Sberbank Europe AG vermieden werden konnte und somit eine geordnete Abwicklung der Bank möglich ist. Die österreichische Einlagensicherung, die bereits 926 Millionen Euro an gesicherten Einlagen ausgezahlt hat, bekommt damit umgehend die gesamten Gelder von der Sberbank zurück. Auch alle anderen Gläubiger können fristgerecht gemäß Sanktionenregime bedient werden. Die Abwicklung der Bankgeschäfte soll nach derzeitiger Planung bis Ende 2022 abgeschlossen werden.
Komplexe Banken-Insolvenz
„Die Sberbank Europe AG, die mit 3.800 Mitarbeitern, acht Tochterbanken und insgesamt 187 Zweigstellen in Zentral-, Ost- und Südosteuropa zusammen rund 775.000 Kunden betreute und eine Bilanzsumme von rund 13,6 Mrd EUR hatte, ist der bisher komplexeste Fall der Abwicklung einer Bank in der Europäischen Union,“ so der Vorstand der FMA: „Die enge und gute Zusammenarbeit zwischen Europäischer Zentralbank, Europäischer Abwicklungsbehörde und den nationalen Aufsichtsinstitutionen im Rahmen des neuen europäischen Aufsichts- und Abwicklungsregimes ermöglicht es, die Banken dieser Gruppe ohne Erschütterung der Finanzmarktstabilität und unter weitestmöglichem Schutz der Kunden geordnet aus dem Markt zu nehmen.“
„Durch das rasche und entschlossene Handeln der Bankenaufsicht und die prompten Auszahlungen der Einlagensicherung wurde gerade in diesem herausfordernden Umfeld ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der Finanzmarktstabilität und zum Vertrauen in den österreichischen Finanzmarkt geleistet. Mit der Verwertung von Vermögenswerten der Sberbank Europe im Rahmen des geordneten Abbaus konnten nun alle Auszahlungen der Einlagensicherung vollständig abgedeckt werden, sodass eine finanzielle Belastung der Einlagensicherung und somit negative finanzielle Auswirkungen auf österreichische Banken erfolgreich vermieden werden konnten“, so Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Die temporäre Liquiditätsbereitstellung für die Auszahlung an die gesicherten Einleger, wie es auch der grundlegenden Konzeption des Einlagensicherungssystems entspricht, hat damit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Finanzmarktstabilität geleistet.