KSV1870 rechnet mit kräftigem Pleiteanstieg
Der Kreditschutzverband KSV1870 erwartet einen kräftigen Pleiteanstieg in Folge der Corona-Krise. Die Insolvenzfrist soll daher von 60 auf 120 Tage ausgeweitet werden.

Wien. Österreichs Wirtschaft dürfte in Zuge der Corona-Krise in eine Pleiteweile hineinschlittern. Der Kreditschutzverband KSV1870 rechnet zumindest in den kommenden Monaten mit einem massiven Anstieg der Unternehmenspleiten. Wie viel Unternehmen gefährdet sind, vermochte KSV-Vorstand Ricardo-Jose Vybiral nicht beziffern. Jetzt sei das finanzielle Fundament entscheidend, das Unternehmen in den vergangenen Jahren aufgebaut haben.
Um den zu erwartenden Anstieg bei den Insolvenzen zu bremsen, sollte die Insolvenzfrist verlängert werden. Die Regierung diskutiert derzeit eine „Insolvenzbremse“. Soll heißen: Unternehmen sind derzeit verpflichtet, innerhalb von 60 Tagen eine Insolvenz zu beantragen, wenn entsprechende Insolvenzvoraussetzungen vorliegen und gleichzeitig auch eine negative Zukunftsprognose besteht. Diese Frist soll auf 120 Tage ausgeweitet werden, fordert der Gläubigerschutzverband KSV.
Ein Lehre aus der Finanzkrise 2008 war der Eigenmittelaufbau, den Unternehmen aus der Krise mitgenommen haben. Das hat der KSV in der vergangenen Jahren stets betont, gestützt durch Umfragen seiner über 26.000 Mitglieder. In einer KSV-Umfrage hatten noch kurz vor Ausbruch der Corona-Krise rund 63 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage positiv bewertet. Die für das Jahr geplanten Investitionen wollten 68 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Eigenkapital stemmen. Zwischen den Jahren 2015 und 2018 haben die Unternehmen ihre Rücklagen demnach im Schnitt um plus zwei Prozent pro Jahr erhöht.
Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung sei "ein wesentlicher Schritt, um möglichst viele Unternehmen vor dem Zusperren zu bewahren“, erklärt KSV-Chef Vybiral. Wie groß die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise am Ende tatsächlich sein werden, könne heute noch nicht vorhergesagt werden. Der KSV-Chef appelliert an die Unternehmer "kühlen Kopf" zu behalten und in "Krisenlethargie" zu verfallen. Unternehmen sollten nun schauen, welche "Formen der finanziellen Unterstützung für sie individuell am besten passen".
Der schnelle Kontakt mit Geschäftspartnern
Die Zahlungsmoral sei in Österreich im internationalen Vergleich sehr gut und habe sich in der aktuellen Krise noch nicht gravierend verändert. Die Unternehmen sollten dennoch ein konsequentes Forderungsmanagement betreiben, um die eigene Liquidität zu sichern. Wird eine Rechnung nicht bezahlt, sollte mit dem Geschäftspartner rasch Kontakt aufgenommen werden, um dessen individuelle Situation gemeinsam zu besprechen“, sagt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. Ratenvereinbarungen oder Stundungen seien geeignete Lösungen, um die Krise zu bewältigen.