KSV1870: Covid-Krise drückt 2021 richtig auf die Zahlungsmoral
Die Zahlungsmoral ist in Österreich noch gut. Im Jahr 2021 rechnet der KSV1870 mit einer bedeutenden Verschlechterung infolge der Covid-Krise. Unternehmen wollen trotz Krise investieren.
Die Covid-Krise hat die Zahlungsmoral noch nicht wesentlich ins Wanken gebracht. Nur der Bund braucht heuer länger mit seinen Zahlungen.
Wien. Neun von zehn Unternehmen (88 Prozent) haben derzeit mit den massiven Auswirkungen der Covid-Krise zu kämpfen. 41 Prozent der heimischen Unternehmen sind demnach "stark" oder "sehr stark" betroffen. 44 Prozent der Unternehmen sehen dennoch die Lage als "gut" oder "sehr gut". Das ergab die neueste Auswertung des Austrian Business Check des KSV1870.
Die Stimmung hat sich aber verschlechtert. Zum Vergleich: Noch im Frühjahr 2020, vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten zwei Drittel der Unternehmen die eigene Lage mit "sehr gut" oder "gut" bewertet.
Überraschend ist das Umfrageergebnis zur Zahlungsmoral der heimischen Betriebe. Österreichweit begleichen 23 Prozent ihre Rechnungen zu spät, 2019 waren es noch 16 Prozent. Was aber vom KSV1970 noch durchaus als positiv bewertet wird. Die wirtschaftliche Situation habe noch nicht massiv auf die Zahlungsmoral mit verspäteten Zahlungen durchgegriffen. Einzig: Der Bund ist säumig. Die leichte Verschlechterung der Zahlungsmoral ist auf die spätere Zahlung von Rechnungen vom Bund verursacht. Eine allgemeine Verschlechterung der Zahlungsmoral erwartet der KSV1870 erst für das kommende Jahr.

Der Bund braucht zur Zahlung der Rechnungen am längsten. Die Zahlungsdauer hat sich von 36 Tagen auf nunmehr 49 Tage verschlechtert, so das Ergebnis der KSV-Umfrage. Zurückzuführen sei das höchstwahrscheinlich auf die Zahlung von Förderungen. Pünktliche Zahler sind hingegen Privatkunden, von den 90 Prozent fristgerecht und im Schnitt binnen 13 Tagen ihre Rechnungen begleichen. Im Vorjahr waren es noch 15 Tage.
Der Schein trügt
Rund 40 Prozent der Unternehmen rechnen bereits damit, dass nur die finanzstärksten Unternehmen am Ende die Covid-Krise überleben. 39 Prozent der Befragten Unternehmen rechnen indes bereits mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit, vor allem aber mit langfristig hohen Arbeitslosenzahlen.
„Die Corona-Krise hat wenig überraschend massive wirtschaftliche Auswirkungen für die Unternehmen gebracht. Wir sprechen aktuell von einer deutlich verschlechterten Geschäftslage, die zum einen den teils gravierenden Einschränkungen geschuldet, andererseits auch eine Folge der ungewissen Zukunftsperspektive ist“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO KSV1870 Holding AG. Viele Unternehmen wüssten momentan nicht, wie es Geschäftspartnern wirklich gehe. Ein Grund sind die vielen Stundungen, die noch bis Jänner 2021 laufen. "Viele Firmen verfügen über Scheinliquidität", warnt Vybiral.
Bei den Unternehmenspleiten erwartet der KSV-Chef für das kommende Jahr zweistelligen Zuwachsraten. Entscheidend werde dabei aber auch sein, wie die Regierung künftig mit Stundungen umgehen wird.
Die Schieflage
In Schieflage gekommenen Unternehmen rät KSV-Chef Vybiral so rasch wie möglich ein Sanierungsverfahren einzuleiten. Die Gläubiger seien derzeit großzügiger und würden einem Schuldenschnitt zustimmen.
Die Pandemie hat laut KSV viele Branchen ganz besonders hart getroffen. Die Bereiche Verkehr/Nachrichtenübermittlung, das Gastgewerbe und der Freizeitsektor leiden am stärksten unter der Covid-Pandemie. Hingegen sind die Bereiche Land/Tiere/Forstwirtschaft oder auch die IT bzw. elektronische Datenverarbeitung so gut wie verschont geblieben.
Die Betroffenheit von der Covid-Pandemie lässt sich an der Betriebsgröße analysieren: Je kleiner das Unternehmen, desto größer die finanzielle Betroffenheit. 43 Prozent der Kleinstunternehmen (bis 1 Mio. Euro Umsatz) antworteten mit sehr stark bzw. stark betroffen; bei den Kleinunternehmen (bis 9,99 Mio. Euro) sind es 42 Prozent; bei den mittleren Unternehmen (bis 49,99 Mio. Euro) sind 22 Prozent und bei den Großunternehmen (über 50 Mio. Euro Umsatz) rund 15 Prozent betroffen.
Trotz Corona-Krise bleibt auf Unternehmerschaft mehrheitlich der Optimismus. 63 Prozent blicken trotz allem optimistisch in die Zukunft. Die starken Unternehmen werden entscheidend dafür sein, auch die kleineren mitzuziehen, so Vybiral. Besonders im Westen sei der Optimismus aktuell groß. Enstrepchend offen sind die Unternehmer für Investitionen. 30 Prozent der Unternehmen wollen wie geplant ihre Investitionen tätigen. Weitere 15 Prozent investieren zwar, allerdings weniger als sie eigentlich vorhatten und 10 Prozent können geplante Investitionen vorerst nicht tätigen.