KSV prognostiziert kräftigen Anstieg bei Unternehmenspleiten

Der Kreditschutzverband von 1870 erwartet mit seiner Insolvenzhochrechnung für das 1. Quartal 2023 einen Anstieg bei Unternehmenspleiten um 22 Prozent. Der Schuldenberg der Pleiteunternehmen steigt im Jahresvergleich lediglich um 2,5 Prozent. Die Zahl der Privatkonkurse steigt indes nur geringfügig an.

KSV prognostiziert kräftigen Anstieg bei Unternehmenspleiten

Die Zahl der Pleitefirmen steigt zwar wieder, aber weiterhin ist keine Insolvenzwelle in Sicht, wie etwa im Zuge der Corona-Epedemie befürchtet worden war, berichtet der Gläubigerschutzverband KSV1870. Aber dennoch: Nach der aktuellen KSV-Insolvenzhochrechnung für das 1. Quartal 2023 (Q1/23) sind in Österreich 1.279 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen. Das bedeutet ein Anstieg von 22,3 Prozent gegenüber dem Auftaktquartal in 2022. Somit sind in den ersten drei Monaten pro Tag 14 Unternehmen in die Insolvenz geschlittert.

Bis Jahresende 2023 rechnet der KSV mit insgesamt 5.500 Unternehmenspleiten. Das würde im Jahresabstand ein Zuwachs im niedrigen zweistelligen Prozentbereich bedeuten. Gegenüber Vorkrisenzeiten wären das bis zu 500 insolvente Unternehmen mehr.

Von Pleiten betroffenen sind derzeit rund 4.200 Mitarbeiter, was einer Steigerung von 44,8 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres entspricht. Die Zahl der betroffenen Gläubiger ist auf 7.600 Geschädigte (+ 43,4 Prozent) angewachsen.

Im Gegensatz zum kräftigen Anstieg der Pleiteunternehmen fällt das Plus bei den damit angeschriebenen Schulden weitaus geringer aus. So haben die Pleiteunternehmen Passiva in der Höhe von rund 286 Mio. Euro, was gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg von 2,5 Prozent bedeutet. Stichtag für die Wertermittlung der Schulden ist die vorläufige Passiva zum 14. März 2023.

Neues Jahr, alte Entwicklung

Mit der Insolvenzhochrechnung für Q1/23 ist die Zahl der Insolvenzen wieder höher sein als noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Vorjahres haben sich zu Jahresbeginn fortgesetzt, weshalb der Trend vergangener Monate anhält", sagt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. "Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis das Vorkrisenniveau erreicht wird. Jetzt ist es so weit.“

Neben dem deutlichen Zuwachs (+ 35,5 Prozent) bei den Eröffnungen der Insolvenzen kommt es auch zu einem Anstieg nichteröffneten Verfahren (+ 5,1 Prozent) mangels Kostendeckung. „In diesen Fällen ist der ‚worst case‘ eingetreten. Nachdem zu lange mit einem Insolvenzantrag gewartet wurde, müssen diese Unternehmen liquidiert werden. Für die Mitarbeiter bedeutet das den Verlust ihrer Jobs, zudem sehen die Gläubiger keinen Cent“, so Götze.

Der KSV1870 fordert eine Lösung über die Eröffnung von aktuell nichteröffneten Fällen. Im Zuge einer ordentlichen Regulierung könnten laut KSV nämlich häufig Assets genutzt werden, die im Sinne der Gläubiger verwertbar wären.

Die Unternehmenspleiten werden laut KSV zunehmend kleinteiliger. Demnach gab es heuer bislang fünf Unternehmensinsolvenzen mit Passiva von zumindest zehn Millionen Euro. Die bis dato größte Pleite betrifft die „Pharmazeutische Fabrik Montavit Gesellschaft m.b.H.“ aus Tirol mit vorläufigen Passiva von rund 45 Mio. Euro. Diese Insolvenz ist auch der Grund dafür, warum in Tirol die Passiva gegenüber den ersten drei Monaten des Vorjahres um mehr als 360 Prozent gestiegen sind.

Das Top-Trio der Pleitenbranchen

Die Rangliste der Insolvenztreiber nach Branchen führen die Bauwirtschaft, der Handel sowie Tourismus/Gastronomie an - wie im im ersten Quartal 2023. Die Bauwirtschaft (274 Fälle), der „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (217) und Tourismus/Gastronomie (181) führen die Rangliste an.

„Hohe Kosten und fehlendes Personal bilden jenen gefährlichen Mix, der für viele Betriebe über einen längeren Zeitraum nicht zu stemmen ist. Für sie bildet die Insolvenzanmeldung den einzigen Ausweg“, so Götze.

Der Gang zum Insolvenzrichter fällt den Unternehmen schwer und erfolgt häufig zu spät. Bei den Nichteröffnungen führt das Gesundheits- und Sozialwesen (89 Fälle) die Rangliste an. Dahinter folgt der Handel (69 Fälle) vor der Bauwirtschaft (68) und dem Bereich Tourismus/Gastronomie (59).

Geringer Anstieg bei Privatkonkursen, Rückgang bei den Schulden

In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 haben in Österreich 2.138 Personen Privatkonkurs gemacht. Im Jahresvergleich ist das eine Steigerung von rund einem Prozent. Damit wurden seit Jahresbeginn pro Tag im Durchschnitt knapp 24 Privatkonkurse an den Gerichten eröffnet.

Der dabei entstandene Schuldenberg ist jedoch im Vergleich des Vorjahresquartal um 15,5 Prozent geringer ausgefallen – der Schuldenstand beläuft sich insgesamt auf 218 Mio. Euro . Pro Schuldner wurden somit im Schnitt rund 102.000 Euro angeschrieben – etwa 20.000 Euro weniger als im vergangenen Jahr.

Im Vergleichszeitraum des Jahres 2019, und damit vor Beginn der Corona-Krise, wurden noch rund 2.500 Privatkonkurse gezählt – das entspricht in etwa 15 Prozent mehr Fälle.

„Die Menschen in Österreich gehen aktuell sehr vorsichtig mit ihrem Geld um. Wenn man bedenkt, dass sich die ohnehin schon angespannte finanzielle Situation vieler Privatpersonen im Vorjahr noch weiter verschärft hat, zeugen die aktuellen Zahlen von einer gewissen Krisenresistenz“, erklärt KSV-Insolvenzexperte Götze. Mit Fokus auf die ersten Wochen des Jahres 2023 zeigt sich, dass insbesondere in den ersten eineinhalb Monaten die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren eher niedriger waren und seit rund vier Wochen wieder deutlich steigen.

Kräftiger Zuwachs bei Privatpleiten erwartet

Bis zum Jahresende 2023 erwartet der KSV1870 insgesamt rund 10.000 private Pleiten. Gegenüber dem Vorjahr wären das um knapp 2.000 Fälle mehr. „Es ist leider damit zu rechnen, dass sich die finanziell angespannte Lage für viele in Österreich lebenden Menschen in den nächsten Monaten kaum bis gar nicht entspannen wird. Insofern müssen wir mit einer Zunahme bei den Privatkonkursen rechnen“, so Götze. Aufgrund der kräftigen Zuwächse der Privatpleiten ist im Verlauf des Jahres mit einem Zuwachs der Privatpleiten von gut 25 Prozent zu rechnen.

Diese Entwicklung sei laut KSV auch davon abhängig, ob und wenn ja in welchem Ausmaß den Menschen finanziell unter die Arme gegriffen wird – etwa in Form von Energiekostenzuschüssen oder auch betrieblichen Unterstützungsmodellen.

Trotz leichter Zuwächse auf ganz Österreich berechnet gibt es in einzelnen Bundesländern gibt es zum Teil starke Veränderungen. Von plus 77,6 Prozent in Salzburg bis minus 16,9 Prozent in der Steiermark ist de facto alles vertreten. Neben der Steiermark verzeichnen auch die Bundeshauptstadt Wien mit minus 7,1 Prozent und das benachbarte Niederösterreich mit einem Minus von 4,2 Prozent rückläufige Ergebnisse. In absoluten Zahlen werden in Wien mit 689 eröffneten Privatkonkursen nach wie vor zahlenmäßig die meisten Privatkonkurse mit Schuldenregulierungsverfahren angemeldet.

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