Deutlicher Rückgang bei Unternehmenspleiten

In den ersten drei Monaten des Jahres 2019 sind die Unternehmenspleiten in Österreich stark zurückgegangen. Die zu regulierenden Verbindlichkeiten sind noch stärker gefallen. Die Ursachen, die Details, plus Infografik.

Deutlicher Rückgang bei Unternehmenspleiten

Firmenpleiten schlugen sich im ersten Quartal 2019 mit Passiva von 355 Millionen Euro zu buche.

Wenige Insolvenzen sind den niedrigen Zinsen geschuldet
„Niemand darf sich angesichts des momentanen österreichweiten Rückganges der Insolvenzen zurücklehnen. Es muss uns allen bewusst sein, dass die gegenwärtig niedrigen Insolvenzzahlen praktisch zur Gänze den niedrigen Zinsen geschuldet sind. Die Abkühlung der internationalen Konjunktur und vor allem auch der deutschen Industrieentwicklung werden für Österreich jedenfalls indirekt spürbar sein“, so Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte vom KSV1870.

Tirol ist der Ausreißer
Die erfreuliche Insolvenzentwicklung teilt sich recht unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer auf: Es gab mit Ausnahme von Salzburg und Tirol Rückgänge. Während in Salzburg der Zuwachs insgesamt circa 2 Prozent betrug, steht Tirol mit einem „Ausreißer“ von rund 45 Prozent alleine auf weiter Flur. Kantner: „Das muss kein Anlass zur Sorge sein. Tirol hatte im ersten Quartal 2018 (im Vergleich zu 2017) einen Rückgang von fast 30 Prozent verzeichnet und ist somit aktuell wieder auf dem Stand von 2017 (74 Fälle). Jedenfalls zeigt Tirol eine Trendumkehr und das kann als Signal für mögliche kommende Entwicklungen gelesen werden. Tirol ist ein wirtschaftlich starkes, europäisch sehr gut vernetztes und auch diversifiziertes Bundesland.

Die Bundesländer mit den stärksten Rückgängen bei Pleiten
1. Burgenland: - 26,4 %
2. Vorarlberg: - 21,1 %
3. Steiermark : - 19,8 %
4. Kärnten: - 17,1 %
Wien verzeichnet immerhin noch ein Minus von 12,3 %, wogegen das Minus in Oberösterreich (- 1,3 %) statistisch nicht signifikant sein kann, vor allem nicht in einer Hochrechnung. Denn auch Oberösterreich ist ein stark auf den Export orientiertes Bundesland, sodass es nicht verwundert, dass es nicht im Generaltrend von Österreich liegt.

Bauwirtschaft und Dienstleister am stärksten betroffen
Nach der Anzahl der Fälle rangieren wiederum wohlbekannte Branchen unter den ersten drei: unternehmensbezogene Dienstleistungen mit 212 Fällen, die Bauwirtschaft mit 208 Fällen und das Gastgewerbe mit 195 Fällen. Alle drei Branchen sind ausgesprochen groß, mit sehr vielen, teilweise extrem kleinen Unternehmen. Daher darf es nicht verwundern, dass diese drei Branchen das Ranking anführen.

Durchschnitt der Passiva sehr niedrig
Bei den Passiva firmieren ebenfalls die Bauwirtschaft und unternehmensbezogene Dienstleistungen unter den ersten drei, wobei betont werden muss, dass im Durchschnitt diese Fälle extrem niedrige Passiva aufweisen: 580.000 Euro bei den Dienstleistungen (In diesen Bereich fallen auch Holdinggesellschaften bzw. haftende Gesellschafter wie die Brüder Braunsberger) und 173.000 Euro bei den Baufirmen. Zur Entwicklung in der Branche Papier/Druck/Verlagswesen: Aus systematischen Gründen wird die Tätigkeit der Firma Alufix (Verpackungen aus diversen Materialien) dieser Branchengruppe zugeordnet, weil historisch Verpackungen zumeist bedruckt und aus Papier oder Karton hergestellt werden. Bei Alufix ist auch nicht alles aus Aluminium, da dieses Unternehmen etwa auch substanziell mit Backfolien aus Papier am Markt präsent ist.

Ausblick auf das Jahr 2019
„Die rückläufigen Zahlen des ersten Quartals dürfen noch nicht als Signal einer weiteren Entspannung gedeutet werden. Die Zahlen aus zwei wichtigen Bundesländern (Tirol und Oberösterreich) geben Anlass zur Vorsicht. Aus dem ersten Quartal auf den Rest des Jahres zu schließen, wäre verfrüht. Insgesamt erwarten wir für 2019 keinen Rückgang der Insolvenzen", so Insolvenzexperte Kantner.

Die Zahlen übersichtlich in einer Infografik, inklusive der Entwicklung von Privatinsolvenzen im 1. Quartal 2019:

Die drei größten Firmeninsolvenzen des 1. Quartals 2019: 1. Aluflix mit 52,5 Millionen Euro Schulden, gefolgt von Bernhard und Thomas Braunsberger (Passiva: 31 Millionen Euro) und auf Rang 3 Schmuckhersteller Pierre Lang, der mit 24,8 Millionen Euro in der Kreide steckt.

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