
Die Weinwirtschaft sichert hierzulande ungefähr 68.000 Arbeitsplätze.
©APA/APA/dpa/Thomas FreyEine neue Studie zeigt: Österreichs Weinwirtschaft sorgt für Milliarden an Wertschöpfung und ist ein Jobmotor – doch steigende Kosten und Zölle trüben die Stimmung.
Die österreichische Weinwirtschaft sichert rund 39.000 Vollzeitäquivalente und schafft indirekt mehr als 68.000 Arbeitsplätze. Mit einer Bruttowertschöpfung von 3,8 Milliarden Euro trägt sie 1,2 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben zum Staatshaushalt bei. Das zeigt eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica, die im Auftrag der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) für das Jahr 2023 durchgeführt wurde.
Die Untersuchung sei wichtig, betont Christian Helmenstein, Leiter des Economica-Instituts, da die wirtschaftliche Bedeutung des Weinsektors quantitativ unterschätzt und auf politischer Ebene zu wenig wahrgenommen werde.
Im Jahr 2023 produzierte die österreichische Weinwirtschaft knapp 240 Millionen Liter Wein und erzielte damit eine Bruttowertschöpfung von 3,8 Milliarden Euro – das entspricht 0,9 Prozent der gesamten heimischen Wirtschaftsleistung. Besonders profitieren davon Beherbergung und Gastronomie mit einem Anteil von knapp 1,5 Milliarden Euro an der Wertschöpfung. Es folgen die Landwirtschaft mit rund 390 Millionen Euro sowie der Großhandel mit etwa 353 Millionen Euro.
Hohe Bedeutung für ländlich geprägte Regionen
„In zahlreichen Gebieten stellt der Weinbau aufgrund besonderer geographischer und klimatischer Gegebenheiten die zentrale – und nicht selten einzige – Form der Wertschöpfung dar“, sagt Chris York, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing.
Unter den vier Weinregionen Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Wien spielt der Weinbau im Burgenland die größte Rolle: Dort ist jedes 24. Beschäftigungsverhältnis dem Weinsektor zuzurechnen – österreichweit ist es jedes siebte, so die Economica-Studie.
Die österreichische Weinwirtschaft ist von klein strukturierten Betrieben geprägt: Rund 95 Prozent der etwa 10.000 Weinbaubetriebe sind familiengeführt und bewirtschaften im Schnitt 4,4 Hektar.
Herausforderndes Umfeld
Positiv sei, so Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbands und ÖVP-Nationalratsabgeordneter, dass die Vielzahl an Betrieben für regen Wettbewerb, hohe Qualität und eine starke Loyalität gegenüber dem Standort Österreich sorge. Gleichzeitig kämpfe die Branche mit wachsenden Herausforderungen: „Unsere Weinbaubetriebe sind aktuell durch rekordhohe Produktionskosten, rückläufigen Weinkonsum, überbordende Bürokratie und zunehmenden internationalen Wettbewerb stark unter Druck. Daher brauchen wir mehr denn je einen Schulterschluss zwischen Politik und Weinwirtschaft“, betont Schmuckenschlager und fordert einen Finanzierungsbeitrag des Bundes für Österreich Wein Marketing (ÖWM). Derzeit wird die Organisation von Geldern der Länder sowie durch Beiträge der Branche getragen. Bis 2015 beteilligte sich der Bund allerdings noch als Gesellschhafter an der Finanzierung des Marketingunternehmens und förderte es von 2008 bis 2012 mit jährlich rund 1,5 Millionen Euro.
Zusätzlich belasten geopolitische Spannungen den Export. Trumps Zollpolitik etwa sorgt für Schwierigkeiten: Für Weine aus der EU, die in die USA exportiert werden, gilt ein Zoll von 15 Prozent. Im ersten Halbjahr 2025 brach der Exportwert österreichischen Weins in die USA um 15,5 Prozent ein.