
Der Doppelstaatsbürger und frühere Nespresso-Chef wird CEO des Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Er folgt Laurent Freixe nach, der wegen einer Affäre mit einer Mitarbeiterin das Unternehmen verlassen muss.
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat Konzernchef Laurent Freixe mit sofortiger Wirkung abgesetzt. Der Schritt folge auf eine Untersuchung zu einer nicht offengelegten „romantischen Beziehung“ Freixes mit einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin, wie das Unternehmen in Vevey mitteilte.
Der Verwaltungsrat sah im Verhalten von Freixe einen Verstoß gegen den Nestlé-Verhaltenskodex sowie interne Richtlinien, wie es hieß. „Das war eine notwendige Entscheidung“, sagte Nestlé-Chairman Paul Bulcke. Er dankte Freixe für seine jahrelangen Dienste für Nestlé. Freixe wurde erst vor einem Jahr zum CEO ernannt.
Auf Freixe folgt Philipp Navratil. Der Nespresso-Chef Philipp Navratil ist seit 24 Jahren bei Nestlé. Der 49-Jährige begann seine Karriere bei dem Unternehmen 2001 in der internen Revision. Nach mehreren Stationen im kaufmännischen Bereich in Mittelamerika übernahm er 2009 die Leitung von Nestlé Honduras. 2020 wechselte Navratil in die globale Kaffee-Sparte von Nestlé, wo er die strategische Ausrichtung sowie die Innovationsagenda für die Marken Nescafé und Starbucks vorantrieb. Vor einem Jahr wurde er zum Nespresso-Chef ernannt. Seit Anfang Jänner sitzt Navratil in der Konzernleitung.
Navratils Herausforderungen
Navratil muss sich mehreren Problemen gleichzeitig stellen. Die weltweite Konjunkturflaute zwingt die Verbraucher zum Sparen, weshalb sie zunehmend zu günstigeren Alternativen greifen. Dies belastet den Absatz von Markenprodukten. Im ersten Halbjahr wuchs Nestlé langsamer als erwartet und verwies auf die negativen Auswirkungen von US-Zöllen und des starken Frankens.
Zudem muss Navratil dem Aktienkurs neuen Auftrieb verleihen. Das Papier hat sich seit Freixes Amtsantritt schlechter als die europäische Konkurrenz entwickelt und in den vergangenen fünf Jahren ein Drittel seines Wertes verloren. Analysten äußerten die Sorge, der neue Chef könne durch die Sanierungsstrategie seines Vorgängers eingeengt sein, von der der Markt nicht überzeugt sei. „Freixe kam am Markt nicht gut an und auch die Ziele für die Umstrukturierung wurden auf die lange Bank geschoben“, kommentierte Maurizio Porfiri, Anlagechef von Maverix Securities. Nun komme es zu einem weiteren Neustart.
Nestlé hat rund 277.000 Beschäftigte. Das Unternehmen vertreibt nach eigenen Angaben mehr als 2.000 Marken in 185 Ländern und kommt auf einen Börsenwert von mehr als 200 Mrd. Euro.
(trend/APA)