
CEO Andreas Fill führt den Maschinenbauer in der zweiten Generation.
©FillIn Workshops, Gesprächsrunden und in der Lernfabrik entstehen beim Maschinenbauer aus dem Innviertel die Impulse, die das Unternehmen zum innovativsten des Landes machen.
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„Die besten Ideen sind jene, die technologisch begeistern und wirtschaftlich erfolgreich sind“, sagt Alois Wiesinger, CTO beim oberösterreichischen Maschinenbauer Fill. Auf dem weitläufigen Firmengelände in Gurten sind alle Kompetenzen gebündelt, vom Engineering über die Produktion bis zur Talentschmiede.
Somit auch das Thema, das einen etwas sperrigen Namen trägt, aber genau für die erfolgreichen Innovationen steht, für die Fill über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist: „Unsere hochpräzisen Prüfanlagen für zerstörungsfreie Prüfverfahren (NDT – Non-Destructive Testing) setzen weltweit Maßstäbe – insbesondere in der Luftfahrt mit unseren ultraschallbasierten Lösungen“, erklärt Wiesinger. Im Zentrum der Anlagen stehen speziell weiterentwickelte Roboter und eine eigene Softwareplattform, die Prüfprozesse schneller und effizienter gestalten als Lösungen der Mitbewerber.
„Dieser technologische Meilenstein wurde vor über zehn Jahren initiiert – heute erleben wir seine volle Dynamik und Marktrelevanz“, sagt der CTO. Doch nicht nur wirtschaftlich sei der NDT-Bereich wichtig für den Maschinenbauer, auch für die Reputation am Markt sei er essenziell.
Innovationssieger
Fill, gegründet 1966, ist ein in der zweiten Generation geführtes Familienunternehmen, das vom Innviertel aus eine Innovationskraft entwickelt hat, mit der es sich an die Spitze der österreichischen Wirtschaft setzt. Fill ist der diesjährige Sieger des trend-Rankings der top 100 innovativen Unternehmen. Das ist eine weitere wichtige Bestätigung des Kurses, der schon mit zahlreichen Auszeichnungen belohnt wurde. Erst kürzlich wurde CEO Andreas Fill der EY Entrepreneur of the Year Award 2025 in der Kategorie „Innovation & Hightech“ überreicht. Fill: „Innovation ist Teil unserer DNA und die Triebfeder schlechthin, damit unser Werk gut läuft.“
Innovation ist bei Fill jedenfalls kein Zufall, sondern hat System: „Das Thema steht im Zentrum jeder Entscheidung. Wir fragen uns immer: Wollen wir die Dinge wirklich so machen wie bisher, oder ist es nicht klüger, sie neu zu denken?“, sagt Wiesinger. Das setze eine gewisse Risikofreudigkeit voraus, die die Unternehmerfamilie mitbringe. Innovation sei heute mehr denn je notwendig, um aus dem hochpreisigen Mitteleuropa heraus am Weltmarkt zu reüssieren.
Von den Entwicklungsprojekten entfallen bei Fill rund 80 Prozent auf marktgetriebene Entwicklungen. Hier schaue man sich genau an, was der Markt gebrauchen kann. Die anderen 20 Prozent seien komplett neue Themen wie beispielsweise künstliche Intelligenz (KI). „Wir haben vor zehn Jahren die ersten KI-Lösungen bewertet und begonnen, sie in der Bildverarbeitung einzusetzen. Dadurch konnten wir uns einen Know-how-Vorsprung aufbauen“, sagt Wiesinger.
Im Unternehmen habe man Mechanismen etabliert, um Ideen zu identifizieren und weiterzuentwickeln. Dazu gehören etwa F&E-Round-Table-Gespräche, wo neue Technologien und Forschungsprojekte den Entscheidern im Unternehmen vorgestellt würden. Wichtig seien auch die internen Workshops in den Abteilungen, um herauszufinden, welche nicht dokumentierten Ideen es gebe. Aus einem dieser Workshops ist eine Patentanmeldung hervorgegangen. „Nun kassiert Fill von einem Mitbewerber Lizenzgebühren dafür, dass dieser ihre Technologie nutzt. So haben sie durch systematisches Screening eine neue Einnahmequelle erschlossen“, hebt Stefan Harasek, Präsident des Österreichischen Patentamtes, hervor.
Die F&E-Abteilung, die Wiesinger organisatorisch zugeordnet ist, besteht aus rund einem Dutzend Leuten, die sich um neue Technologien, Patente, Marken und Fördermanagement kümmern. Für Produktentwicklungen wiederum sind die Entwickler aus dem Projektgeschäft zuständig – unterstützt durch F&E. „Der enge Austausch mit unseren Kunden und führenden Forschungseinrichtungen in Mitteleuropa ist für unsere Innovationskraft essenziell“, sagt Wiesinger.
Man habe in den vergangenen Jahren ein großes Netzwerk aufgebaut, indem man an nationalen und europäischen Förderprojekten teilgenommen habe. In den Ausschreibungen steckten schon viele Technologietrends drin, von denen man sich leiten lasse, erzählt der CTO. Kooperationen mit Start-ups spielten hingegen keine so große Rolle.
Eigene Lernfabriken
Ein Unternehmen, das so technologiegetrieben agiert wie Fill, ist darauf angewiesen, die besten Köpfe ins Innviertel zu locken. Hier hat Andreas Fill Maßstäbe mit dem gesetzt, was er an Ausbildungsinitiativen für das Unternehmen, aber auch für die Region geschaffen hat. Das Future Lab am Firmensitz in Gurten ist eine Wissensfabrik für digitale Talente, die Workshops rund um die Themen Digitalisierung und Technik anbietet – für Kindergartenkinder genauso wie für Erwachsene. Noch kein Jahr alt ist die Next World Factory, deren Workshops sich bisher an die unternehmenseigenen Lehrlinge mit Interesse an vertieften Fähigkeiten im MINT-Bereich richten, aber künftig auch Auszubildende von Kunden aufnehmen könnten.
Fill ist es gelungen, „die Firma als potenziellen Arbeitgeber für innovationsfähige und -bereite Menschen in der Region zu branden, so zieht sie aus den Schulen des Innviertels frühzeitig die Talente an“, sagt der Präsident des Patentamtes und ergänzt: Mit den vier HTLs der Umgebung mache man einen Hackathon, der „sensationell“ funktioniere.
Die Zukunft will Fill aktiv mitgestalten – vor allem im Bereich der Automatisierung. „Derzeit entwickeln wir KI-gestützte Robotiklösungen, die sich adaptiv an neue Arbeitsumgebungen anpassen“, sagt Wiesinger. Das sei ein Thema, das Kunden an das Unternehmen herangetragen hätten, für das es aber noch keine marktreife Lösung gebe. Auch hier schneller und innovativer zu sein als die Konkurrenz, das ist das Ziel des Innviertler Maschinenbauers.
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