
Family Business - drei Generationen im Dienste der Schönheit: Gründer Karl J. Troll, Tochter Barbara Sandner-Troll und Enkelin Sophie.
©BeigestelltDie in Lustenau ansässige Troll Cosmetics ist hierzulande ein Hidden Champion, besitzt, produziert und vermarket aber weltbekannte Pflegeprodukte in mehr als 60 Ländern.
Es gibt sie auch im Österreich, die „Hidden Champions“, also mittelständische Unternehmen, die in ihrem Spezialgebiet weltweit führend, aber in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Dazu zählt in jedem Fall das Unternehmen Troll Cosmetics GmbH mit Hauptsitz in Lustenau. Weltbekannt sind hingegen die Pflegemarken Declaré, Juvena und Marlies Möller Beauty Haircare, die in Summe in mehr als 60 Länder vermarktet werden.
An der Spitze des Unternehmens stehen Gründer Karl Troll, 84, und seine Tochter Barbara Sandner-Troll, 58. Der jüngste Coup der beiden ist die Marke Sophie’s Garden, eine Anti-Aging-Linie mit einem weltweit exklusiven Schlüsselkomplex, der die Hautalterung vermindert und verzögert. „Große Dinge muss man in Etappen machen“, so das Credo von Karl Troll, der noch immer mit Herzblut im Business voll dabei ist.
Die Anfänge des Unternehmens
Das kaufmännische Gespür hat Troll offenbar geerbt, seine Vorfahren zählten zu den größten Wetzsteinschleifern der K.-u.-k.-Monarchie, insbesondere in der Region Schwarzach bei Dornbirn. Doch anstatt in das Business mit Sensen und Sicheln einzusteigen, schlug Karl Troll einen anderen Weg ein: Er startete seine berufliche Karriere in der Kosmetikbranche beim Sonnenschutz-Pionier Piz Buin und war dort im Führungsteam von Franz Greiter, einem Schweizer Chemiker und Bergsteiger, der auf dem Gipfel des Piz Buin 1938 einen Sonnenbrand erlitt.
Dieses Erlebnis veranlasste ihn, 1946 die „Gletscher Crème“ zu entwickeln, eines der ersten wirksamen modernen Sonnenschutzmittel und der Grundstein für die Marke Piz Buin. „Ich war mehr als drei Jahrzehnte bei Greiter an Bord, denn es war etwas Besonderes, im Team eines Unternehmens zu sein, das den Sonnenschutzfaktor erfunden hat“, erinnert sich Troll. „Wir hatten sehr viele Gegner und zehn Jahre gebraucht, um den ersten Sonnenschutz mit Sonnenschutzfaktor durchzubringen, und dann hat uns die ganze Welt kopiert!“
Mit Verve ans Ziel
Nach dem Tod von Greiter strebte Troll einen MBO an, „doch die Erben verkauften an den Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson, und ich blieb an Bord“. Als der neue Eigentümer die 1978 von Greiter entwickelte Traditionsmarke Declaré, eine speziell für empfindliche Haut konzipierte Linie, wegen schleppendem Umsatz aufgeben wollte, kam Troll auf den Plan. „Declaré war mein Kind, ich bat darum, mir die Marke zu verkaufen.“ Kein leichtes Unterfangen, da die Marke eine Million Verlust machte. Troll kannte jedoch die Deckungsbeiträge, die Overheads, und wusste, dass er es schaffen würde. Er bekam einen Lizenzvertrag für Declaré.
„Ich fuhr nach Hause zu meiner Frau und sagte: Ab nächsten Monat sind wir selbstständig. Da war ich bereits fünfzig Jahre alt.“ Bereits im ersten Jahr steigerte Troll den Umsatz um 40 bis 50 Prozent und war bald in den schwarzen Zahlen. Der Grundstein für ein international erfolgreiches Unternehmen war gelegt.
Erwerb von „Juvena“ und „Marlies Möller“
Von Anbeginn mit dabei war Tochter Barbara Sandner-Troll, die erst eine Ausbildung für wirtschaftliche Frauenberufe absolvierte und dann beim Vorarlberger Strumpfhersteller Wolford als Assistenz der Geschäftsleitung arbeitete. „Ich habe für Wolford in Frankreich die erste Niederlassung eröffnet und mit französischen Couturiers wie Chantal Thomass und Thierry Mugler zusammengearbeitet. Es machte eine Menge Spaß, aber schlussendlich habe ich mich dazu entschieden, im Familienbetrieb Fuß zu fassen.“
Beim Vater musste Sandner-Troll durch eine harte Schule, sie lernte alles von der Pike auf, „lernte die Kosmetik kennen und die Sprache der Kunden“, erinnert sich Vater Troll. „Stückli für Stückli haben wir mit Declaré Land für Land erobert. Wir sind so erfolgreich geworden, dass mir 2000 angst und bange wurde, denn die Lizenz lief nach zehn Jahren aus.“ Mit viel Ach und Weh verkaufte Johnson & Johnson Declaré an Troll, „allerdings um sehr viel Geld“.
Der Erfolg von Troll Cosmetics basiert nicht zuletzt auf kontinuierlicher Forschung, innovativen Produktentwicklungen und internationalem Wachstum. Der nächste Meilenstein in der Firmengeschichte war 2011 der Erwerb der Anti-Aging-Marke „Juvena“ sowie der Hair-Care-Brand Marlies Möller aus dem Hause Beiersdorf. „Wir hatten zu diesem Zeitpunkt bereits eine Haarpflegeserie geplant und diesen Plan durch den Erwerb von Marlies Möller verworfen“, so Sandner Troll.
Allein die Umschreibung der Markenrechte in 120 bis 140 Ländern verursachte Kosten von einer Million Euro. Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Mittlerweile sind Vater und Tochter Troll stolz auf einen Whole sale-Umsatz von 43 Millionen Euro, wobei Declaré und Juvena jeweils einen Anteil von 40 Prozent haben. Der Rest wird mit Marlies Möller und Sophie’s Garden erzielt. Produziert wird in Österreich und in Deutschland in Lohnbetrieben. Vertrieben werden Declaré in 58 und Juvena in 54 Ländern, Marlies Möller in 35 und Sophies Garden in 16 Ländern. Das Eigenkapital ist zuletzt auf 49 Prozent gestiegen, der Bilanzgewinn betrug zuletzt 3,3 Millionen Euro.
Nächster Schritt: Hautalterung stoppen
Innovation, gepaart mit Qualität, hat nach wie vor oberste Priorität. Womit wir auch schon beim jüngsten Produkt, Sophie’s Garden, einer Anti-Aging-Linie, sind. Diese wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Biotechnologie-Experten Sven Gohla im Rahmen einer fünfjährigen Forschungstätigkeit entwickelt. Ausgangspunkt war die Hauterkrankung Progerie, die Haut schnell altern lässt und einen Freund von Karl J. Troll plagte. Gohla fand in Sachen Progerie heraus, dass die Kommunikation zwischen Zellkern und Zellplasma über kleine Kanälchen stattfindet. Sind diese verstopft, verliert die Haut Feuchtigkeit und beginnt zu altern.
„Wir fanden nun einen Weg, diese verkalkten Kanälchen wieder zu öffnen, und zwar mit 400 Millionen Jahre altem Moos aus den Schweizer Hochalpen, das wir biotechnologisch herstellen“, ergänzt Barbara Sandner-Troll: „Mit dem MoosWirkstoff, auch Funarine genannt, machen wir die Hautalterung rückläufig und beginnen mit Anti-Aging eine Stufe früher als die restliche Kosmetikwelt. Wir drehen die Uhr tatsächlich zurück.“
Einzigartig wie der Wirkstoffkomplex bei Sophie’s Garden ist auch die Verpackung: Der wiederbefüllbare Porzellantiegel wird für Troll Cosmetics in der französischen Porzellanmanufaktur Bernardaud im Limoges gefertigt. Das Papier für die Verpackung stammt aus der deutschen Papiermanufaktur Gmund am Tegernsee, die auch für die Oscars die Einladungskarten druckt.
Mit einem Schulungszentrum auf Mallorca, strategischen Partnerschaften unter anderem in Asien und einer globalen Vertriebsstrategie bleibt Troll Cosmetics am Puls der Zeit. „Hier auf Mallorca ziehen wir auch Olivenbäume, aus denen wir Öl machen, aber deren Stammzellen wir auch untersuchen, weil diese Bäume ja uralt werden“, so Karl J. Troll. Laut jüngsten Ergebnissen konnte Troll Cosmetics binnen drei Jahren die Stammzellen der Olivenblätter extrahieren, im Labor vervielfältigen und in die Produkte von Sophie’s Garden einbringen.
Namensgeberin der Luxushautpflege ist übrigens Sandner-Trolls Tochter Sophie, die bei Roche in Basel als Neurowissenschaftlerin und Molekularbiologin in der Alzheimerforschung arbeitet. Für Nachfolge ist also bei den Trolls gesorgt, neben Sophie macht auch ihr Bruder Jakob bereits gute Figur im Betrieb: Der Grafiker entwickelte das Blütenlogo für Sophies Garden.
Auch wenn die Jugend schon in den Startlöchern steht, denkt Senior Troll noch lange nicht ans Aufhören. Nicht nur seine Haut wirkt jugendlich frisch, der Mann ist fit wie ein Turnschuh.
Als „Bua“ war er Vorarlberger Meister über 100 und 200 Meter im Laufen, und vor fünf Jahren wurde er noch Vorarlberger Meister im Tennis-Doppel (Kategorie 70+), schildert er. Und welchen Sport betreiben Sie heute noch Herr Troll? „Was fällt Ihnen ein“, sagt er lachend, „das sind alles nur Erinnerungen. Im Golf spiele ich nur mehr Scramble, aber ich gehe seit 40 Jahren jeden Samstag mit Freunden auf meine Segeljacht ,Coco de Mer‘. Mit ‚Coco‘ haben wir alles gewonnen, was am Bodensee zu gewinnen ist, und noch heute segeln wir hart am Wind.“
Und wenn Enkelsohn Linus mit an Bord ist, geht dem Großvater das Herz auf, denn der ist nicht nur segelaffin, sondern Bootsbauer von Beruf.
Der Artikel ist im im trend.PREMIUM vom 18. Juli 2025 erschienen.