Trend Logo

Der Tofu-Riese unterm Giebelkreuz

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
3 min

©Beigestellt
  1. home
  2. Aktuell
  3. Unternehmen

Still und heimlich hat sich die Raiffeisenlandesbank OÖ zum europäischen Marktführer für die pflanzliche Fleischalternative aus Soja gemausert – teils zum Missfallen der Agrarier in den eigenen Reihen.

von

Tofu ist nichts für echte Männer, und vor allem hat es nichts mit echten Bauern zu tun. So oder so ähnlich lästern Rechtspopulisten gern über das Produkt, das aus Sojamilch oder Kichererbsen hergestellt wird. Der deutsche Ministerpräsident Markus Söder von der CSU begleitete die Ernennung eines gelernten Fleischhauers zum neuen deutschen Landwirtschaftsminister Ende April etwa mit der Bemerkung, jetzt gebe es wieder „Leberkäse statt Tofu-Tümelei“.

Reinhard Schwendtbauer kommt es dagegen in erster Linie auf Marktchancen an, und so hat er als Beteiligungsvorstand der RLB Oberösterreich in den letzten eineinhalb Jahren still und heimlich einen Tofu-Erzeuger nach dem anderen aufgekauft, in der Slowakei, in Deutschland, in Rumänien und Anfang 2025 auch in den Niederlanden. 600 Mitarbeitende zählt man mittlerweile, verarbeitet werden 15.000 bis 20.000 Tonnen pro Jahr. Dieses Jahr werden 100 Millionen Euro Umsatz erwartet. „Wir sind jetzt der größte Tofu-Erzeuger Europas“, sagt der neue RaiffeisenGeneral sichtlich stolz.

Derzeit ist der europäische Markt mit rund 400 Millionen Euro noch relativ klein, er ist aber in den letzten Jahren um 15 Prozent pro Jahr gewachsen. Herstellerseitig ist er noch stark fragmentiert, es fehlen noch große Player, die entsprechend in Produktinnovation und eine Modernisierung der Produktion investieren könnten.

Das soll nun unter dem Dach von The New Originals Company (NOC) erfolgen. An dem Unternehmen mit Sitz im ersten Wiener Gemeindebezirk hält die RLB OÖ über Beteiligungsvehikel mehr als 67 Prozent; der Rest ist in den Händen slowakischer TofuPioniere und des Managements. Eine Produktion in Österreich ist ebenso angedacht wie weitere Akquisitionen, um den Kurs fortzusetzen.

Ohne Murren der mächtigen Agrarier unterm Giebelkreuz soll die Einkaufstour im Bereich der pflanzlichen Fleischalternativen nicht abgegangen sein, doch das will Schwendtbauer nicht weiter kommentieren. Schon als der frühere Raiffeisen-eigene Fleischverarbeiter Landhof eine vegane Linie („die ohne“) einführte, war der Aufschrei in den eigenen Reihen groß. Mittlerweile hat sich jedoch herum gesprochen, dass auch echte Männer ganz ohne Leberkäse auskommen können.

Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 9. Mai 2025 erschienen.

trend. Newsletter
Bleiben Sie informiert mit dem trend. Newsletter. Die wichtigsten Informationen aus der Welt der Wirtschaft. An Werktagen täglich per E-Mail.

Über die Autoren

Logo
Jetzt trend. ab € 14,60 im Monat abonnieren!
Ähnliche Artikel