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Und die weiteren Aussichten sind …

In Kooperation mit Schiefer Rechtsanwälte.
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… gut – wenn wir endlich INS HANDELN KOMMEN. Denn Lösungen gibt es. Wir müssen sie nur umsetzen. Ein Plädoyer für mehr Mut zum Anpacken.

Das Urteil ist schnell gefällt: Kriege in der Ukraine und in Israel mit unendlichem menschlichem Leid und wenig Friedenshoffnung, hohe Teuerung, flaue Konjunkturaussichten. Und dazu noch der fortschreitende Klimawandel – 2023, ein Jahr mit viel Rückschritt und wenig Fortschritt. Ohnmacht statt Hoffnung. Ein Jahr zum Abhaken.

„Bitte nicht“, sagt Martin Schiefer, Spezialist für Vergaberecht und engagierter Rechtsanwalt. Zwar gibt auch Schiefer zu, dass sich die Gemengelage an zukunftsrelevanten Herausforderungen in den vergangenen Jahren enorm verdichtet hat, vom Klimanotstand über die Energiekrise bis zur Ressourcenknappheit, und dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefordert sind wie selten zuvor. Aber: „Es gibt viele positive Entwicklungen, es gibt unglaublich viele Lösungsmöglichkeiten und Ideen, Österreich ist schließlich ein Land der Ingenieure – wir müssen nur endlich ins Handeln kommen“, so Schiefer, „das Einzige, was uns nicht hilft, ist Mutlosigkeit.“

Mit dieser Einstellung ist er nicht allein. „Wenn man einfach nur beklagt, dass alles schlechter wird, vergibt man die Chance zur Gestaltung der Zukunft“, betont auch die prominente Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Ihr aktuelles Buch trägt den programmatischen Titel „Für Pessimismus ist es zu spät“. Mit dem Buch geht es ihr darum, „darzustellen, dass es die Möglichkeit gibt, eine bessere Welt zu erreichen“, so die Autorin.

Und tatsächlich: Wer aus dem dunklen Tunnel der Perspektivlosigkeit herausfindet, kann ziemlich viel Licht sehen. 120.000 Photovoltaikanlagen werden heuer in Österreich in Betrieb gehen, so viele wie nie zuvor. Zwei Drittel der Förderungen, die die Forschungsförderungs-Gesellschaft FFG vergibt, werden in klimarelevante Projekte investiert. Die Technologie entwickelt sich immer weiter: Moderne Wärmepumpen heizen bevorzugt dann, wenn Strom im Überfluss vorhanden ist. E-Autos werden bald als Stromspeicher fungieren.

Wir sollten weniger darüber diskutieren, ob die Ziele ambitioniert genug sind, sondern einfach machen und umsetzen.

Wolfgang Anzengruber, CEOs for Future

Besonders eindrucksvoll ist die Entwicklung bei Windrädern. Aktuell beträgt die durchschnittliche Leitung einer Windkraftanlage vier Megawatt, im südchinesischen Meer wird gerade eine Anlage errichtet, die 16 Megawatt erreicht – genug, um 36.000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen.

„Wir haben das Know-how und das Wissen, wie die Energiewende zu schaffen ist, da muss nicht mehr viel erfunden werden“, betont auch der ehemalige Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, „deshalb sollten wir weniger darüber diskutieren, ob die Ziele ambitioniert genug sind und der Zeitplan eingehalten werden kann, sondern einfach machen und umsetzen. Gehen wir es an!“ Anzengruber ist auch im Vorstand der Plattform „CEOs for Future“. Deren Anliegen beschreibt der Manager so: „Wegkommen vom Pessimismus und dem Verzichts-Narrativ, das in der Diskussion immer wieder zu spüren ist, und stattdessen mehr die Chancen sehen.“

Auch wenn jeder Einzelne seinen Beitrag zur Klimawende leisten kann: Mit einer reinen Individualisierung und dem Aufruf, mehr Rad zu fahren, wird die Erd­erwärmung alleine nicht zu stoppen sein. „Die Politik ist gefordert“, sagt auch Martin Schiefer, „und sie hat auch die Möglichkeiten dazu.“ Ein wirkungsvolles Tool ist aus seiner Sicht das Vergaberecht. Der Mechanismus dahinter ist simpel: Wer zahlt, schafft an. Und die öffentliche Hand schafft reichlich an: Bund, Länder und Gemeinden vergeben jährlich Aufträge im Volumen von über 60 Milliarden Euro – ein kräftiger Hebel, um die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft Richtung Nachhaltigkeit voranzutreiben. Man muss ihn nur sinnvoll nutzen. „Dazu gehört auch, das Vergaberecht neu zu denken“, so Martin Schiefer.

Wenn man nur beklagt, dass alles schlechter wird, vergibt man die Chance zur Gestaltung der Zukunft.

Helga Kromp-Kolb, Klimaforscherin

Die Guten belohnen.

 „Jedes Vergabeverfahren muss ein Investment in eine nachhaltige Zukunft sein“, fordert Schiefer. Gelingen kann das mit einem ganz einfachen und gesellschaftlich anerkannten Prinzip: Leistung muss sich lohnen – gerade auch bei Auftragsvergaben. „Vergaberecht ist ein Belohnungstool“, betont Schiefer. Was das bedeutet? „Vergabekriterien müssen sich viel stärker an konkreten Nachhaltigkeitszielen orientieren“, so der Vergaberechtsspezialist, „Schwerpunkte wie Regionalität, kurze Lieferketten und Energieeffizienz in den Ausschreibungen können wesentlich zum Klimaschutz beitragen“ (siehe auch Interview).

Stichwort „Regionalität“. Auch sie ist ein wichtiger Hebel für das Erreichen der Klimaziele: Denn kürzere Transportwege bedeuten weniger Energieverbrauch, weniger Verkehr und weniger Luftverschmutzung. Schiefer: „Würden ESG-Kriterien wie eben Regionalität bei Auftragsvergaben mehr Gewicht bekommen, würden wir für verantwortungsvolle Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil schaffen. Und damit auch andere ermutigen, in diese Richtung zu gehen.“ Bei der Vergabe von Bauaufträgen heißt das: weg vom Billigstbieter-, hin zum Bestbieterprinzip. Auch ESG-Kriterien sind bewertbar, sie müssen nur in der Ausschreibung klar definiert werden, dann ist das Verfahren absolut transparent.

Job-Motor Umwelttechnik.

Aber bedeutet das nicht eine Überforderung der Wirtschaft? Im Gegenteil, sagen viele Experten: Denn Umwelttechnik hat sich zu einem echten Exportschlager entwickelt. Neun von zehn internationalen Delegationen kommen nach Österreich, weil sie sich für Umwelttechnologie „Made in Austria“ interessieren, weiß man bei der Wirtschaftskammer. „Die heimische Um­welttechnikbranche zeichnet sich durch überdurchschnittliches Wachstum und Export­erfolge aus“, heißt es in einer Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts, „die österreichische Umwelttechnikindustrie weist eine hohe Forschungsaffinität auf und gehört zu den innovativsten der Welt.“ Bis zu 100.000 neue Jobs mit Nachhaltigkeits-Fokus könnten in den kommenden fünf ­Jahren in Österreich entstehen, erwarten die Experten des Be­ratungsunternehmens Deloitte. Auch hier gilt also: Weniger Schwarzmalen, mehr die Chancen sehen und betonen. Und vor allem: Machen!

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