
von
Es gelte, "alles zu tun, dass so etwas nie wieder passiert", sagte Vizekanzler Babler nach dem Gedenkakt vor Journalisten. Dazu sei es wichtig, die Gedenkkultur an die Opfer des Anschlags aufrechtzuerhalten und zu "zeigen, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen", so Babler. Er erinnerte daran, dass neben den Einsatzkräften, die rasch zur Stelle waren, auch drei couragierte Bürger eingegriffen und Hilfe geleistet hatten.
Der Bundeskanzler, der nach einer Rückenoperation gesundheitsbedingt verhindert war, erklärte in einer Stellungnahme: "Meine Gedanken sind bei all jenen, die an diesem Tag einen geliebten Menschen verloren haben." Unsere freie Gesellschaft sei keine Selbstverständlichkeit, betonte Stocker. "Wir müssen sie verteidigen und null Toleranz gegenüber jenen zeigen, die sie gefährden."
"Die Erinnerungen an diesen 2. November 2020 begleiten uns. Aber uns begleitet auch die Gewissheit: Hass kann niemals so stark sein wie unsere Gemeinschaft in Freiheit, in Demokratie, in Toleranz und in Liebe", erklärte Bundespräsident Alexander Van der Bellen anlässlich des Gedenkens am via Twitter.
Bei dem schwersten Terroranschlag in der jüngeren österreichischen Geschichte hatte am Abend des 2. November 2020 ein 20-jähriger Islamist in der Wiener Innenstadt vier Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt. Zwar konnte der Anschlag bereits nach neun Minuten von der Polizei beendet werden, indem der Attentäter erschossen wurde, jedoch offenbarte der Anschlag erhebliche Mängel bei Staatsschutz und Terrorabwehr. Eine Untersuchungskommission stellte operatives Fehlverhalten einzelner Behörden bzw. Organisationseinheiten im Vorfeld des Anschlags fest.
Der terroristische Angriff habe sich nicht nur in das kollektive Gedächtnis des Landes eingegraben, sondern sei auch Ausgangspunkt gewesen für zahlreiche Weiterentwicklungen in der Polizei und im Staatsschutz, betonte Innenminister Karner am Sonntag in einer Stellungnahme. Er verwies auf die Einrichtung der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) und die beschlossene Messengerüberwachung als "Meilensteine im Kampf gegen jede Form von Extremismus". Zudem sei der polizeiliche Einsatz durch die Einrichtung der Schnellen Interventionsgruppe (SIG) und der Bereitschaftseinheiten in allen Bundesländern wesentlich weiterentwickelt worden.
Neben dem Gedenken an die Opfer sei der traurige Anlass einmal mehr "ein Aufruf, die Werte zu verteidigen, die uns ausmachen und verbinden: Menschlichkeit, Solidarität, Zusammenhalt", meinte SPÖ-Staatssekretär Leichtfried. Der Wiener Bürgermeister Ludwig sprach von einer "schweren Zäsur" in der Geschichte der Stadt. Dennoch lasse man sich nicht von Gewalt und Terrorismus lähmen. "Wien steht für Zusammenhalt und Solidarität, und wir werden immer gegen Extremismus und Menschenfeindlichkeit kämpfen", so Ludwig.
Auch die anderen Parteien meldeten sich anlässlich des Jahrestags zu Wort. Die NEOS, die bei der Gedenkveranstaltung durch die Nationalratsabgeordnete Martina von Künsberg Sarre vertreten waren, hoben die zielgerichteten Maßnahmen in den Bereichen Sicherheit und Deradikalisierung sowie eine enge Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern hervor. "Der Schutz der Menschen in unserem Land hat oberste Priorität", betonte Generalsekretär Douglas Hoyos: "Auch fünf Jahre später sitzt der Schmerz tief."
Für die FPÖ ist das Gedenken an die Terroropfer "zugleich Erinnerung an das Systemversagen". Dieser schreckliche Anschlag sei "kein unabwendbares Schicksal" gewesen, "sondern die furchtbare Konsequenz eines beispiellosen Politik- und Behördenversagens, für das bis heute niemand die volle Verantwortung übernommen hat", erklärte Bundesparteiobmann Herbert Kickl in einer Aussendung.
Grünen-Chefin Leonore Gewessler erinnerte daran, dass sich "in den dunklen Stunden nach dem Anschlag" gezeigt habe, "was Österreich stark macht: Zivilcourage, Solidarität und Zusammenhalt". Terrorismus ziele darauf ab, Angst und Hass zu säen, so Gewessler: "Wir stellen uns den Terroristen entgegen: Mit allen Mitteln unseres Rechtsstaats, mit Zusammenhalt, mit unseren Werten."