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ÖGK erwartet in nächsten Jahren weiter massive Verluste

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McDonald plädiert für systematische Maßnahmen
 © APA/APA/HANS KLAUS TECHT/HANS KLAUS TECHT
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Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) prognostiziert für die nächsten Jahre weiter dreistellige Millionenverluste. Während für 2026 mit einem Defizit von 459,6 Millionen Euro gerechnet wird, sollen es 2029 797,7 Mio. Euro sein. Peter McDonald, aktuell Vorsitzender im Dachverband der Sozialversicherungsträger, sieht einen "Handlungsbedarf systemischer Natur." Heuer ist die ÖGK mit 546,6 Mio. Euro im Minus, insgesamt liegt das Defizit der Krankenkassen bei 583,3 Mio. Euro.

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Bei der Gebarungsvorschau im August war man noch von einem Gesamt-Bilanzverlust von 591 Mio. Euro für 2025 ausgegangen, dieser hat sich um knapp acht Mio. Euro verringert, teilte der Dachverband mit. Alle drei gesetzlichen Krankenversicherungsträger kommen 2026 gemeinsam auf ein Minus von 438,3 Mio. Euro und 2029 auf ein Minus von 926,9 Mio. Euro.

Bei der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) beträgt das Minus 2025 105,7 Mio. Im Plus ist die Sozialversicherungsanstalt der Selbstständigen (SVS), 2025 mit 69,1 Mio. Euro. Die SVS sorgt damit auch hauptsächlich für die leichte Verbesserung beim heurigen Gesamtdefizit. Die ÖGK-Prognose ist indes weit von der noch im Frühjahr als Ziel ausgegebenen "schwarzen Null" für 2026 entfernt.

Angesichts der neuen Zahlen drängte McDonald im Interview mit der APA auf systemische Maßnahmen. Es brauche eine Finanzierung aus einer Hand, "wo das Geld der medizinischen Leistung folgt." Viel anfangen kann er deshalb auch mit dem Vorschlag der Salzburger Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP), die gesamten Gesundheitsagenden an den Bund zu übertragen. Auch die Bevölkerung übe nun Druck auf die Politik aus, dazu kämen Finanznöte in den Bundesländern, so McDonald. "Das befeuert meine Hoffnung, dass man zu einem großen Schritt bereit sein könnte."

Medizinische Notwendigkeit solle zudem vermehrt in den Fokus rücken, McDonald nannte als Beispiel, CT- und MRT-Untersuchungen "stärker an die wissenschaftliche Evidenz" zu koppeln. Ärzte sollten beispielsweise nicht jede Person weiterüberweisen; auch die Patienten müssten wieder mehr Eigenverantwortung übernehmen. Außerdem schweben McDonald Anreizmodelle für mehr Vorsorge vor.

"Wir merken, dass die Architektur des Gesundheitswesens bröckelt, es braucht mehr Innovation und Selbstverantwortung", betonte er. Es gebe fünf große Herausforderungen - dazu zählt etwa die demografische Entwicklung. In den nächsten 25 Jahren würde die Zahl der Über-65-Jährigen von 1,8 auf 2,7 Millionen ansteigen. Diese Gruppe würde doppelt so viele medizinische Leistungen brauchen wie Jüngere. Sinken würden zugleich die Zahl der Personen, die Beiträge zahlen können, sowie die geleisteten Arbeitsstunden. Zudem seien aufgrund rasanten medizinischen Fortschritts "tolle Medikamente in der Pipeline", die aber auch zusätzliche Kosten mit sich bringen würden.

Auch dass das Wirtschaftswachstum "nicht mehr in die Höhe sprudelt", wie beispielsweise in den 2000er-Jahren, sieht McDonald als Herausforderung. "Da entwickelt sich eine Schere aus stärker steigenden Ausgaben für Behandlungen und nicht gleich stark steigenden Einnahmen." Außerdem sieht er eine "gewisse Unkultur" Richtung "es steht mir zu, egal was es kostet".

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