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Das Aussetzen des Familiennachzugs verteidigte Karner. Er sei "zutiefst überzeugt", dass diese Maßnahme zum starken Rückgang an Asylanträgen beigetragen habe. Andere europäische Länder wie Deutschland würden daher dem österreichischen Beispiel folgen.
Zuletzt hat das Innenministerium den Rückbau von Grenzeinrichtungen in Spielberg und Nickelsdorf begonnen. Dass man diese noch brauchen könnte, glaubt Karner eher nicht. Das Ziel sei, illegale Migration Richtung null zu bekommen. Daher werde man "eher abbauen können, als zusätzliche Kapazitäten zu brauchen". Vorhalte-Kapazitäten habe man aber.
Karner verteidigte auch einmal mehr, dass man eine erste Abschiebung nach Syrien durchgeführt hat: "Wenn wir damit nur eine Straftat verhindert haben, war das schon richtig." Die Forderung einer UN-Unterorganisation, nach dem Verbleib des Mannes in Syrien zu forschen, lehnt der Innenminister ab: "Wir schieben im Jahr 13.000 Personen ab. Man kann nicht bei jeder Person nachsehen, wo sie sich aufhält."
Der nächste Schritt dürften nun auch Abschiebungen in das von der radikalislamischen Taliban beherrschte Afghanistan sein: "Davon ist auszugehen, dass nach Afghanistan abgeschoben wird." Karner verwies diesbezüglich darauf, dass Deutschland ja schon den entsprechenden Schritt gesetzt hat.
Kritik äußert der Innenminister im Zusammenhang mit einem EuGH-Urteil Italien betreffend, das eine genauere Definierung sicherer Herkunftsstaaten vorschreibt. Karner sieht zwar Österreich nicht betroffen, jedoch europäischen Handlungsbedarf: "Der Spruch zeigt schon, dass Europa gefordert ist, in manchen Bereichen nachzuschärfen, wenn ich an die Europäische Menschenrechtskonvention denke." Er unterstütze daher die gemeinsame Initiative mehrerer Länder, den Gerichten eine klarere Handhabe zu geben für Entscheidungen, die Abschiebungen möglich machten.
Was Überlegungen angeht, in Österreich lebenden Ukrainern eine Rückkehr in ihre Heimat schmackhaft zu machen, nennt Karner eine entsprechende Initiative der Regierung in Kiew als Hintergrund. Nach Einschätzung der österreichischen Behörden wäre in etwa die Hälfte der Ukrainer in Österreich bereit, wieder heim zu kehren. Diese sollte man dabei auch unterstützen. Bei den übrigen habe man schon Erfolge erzielt, sie in den österreichischen Arbeitsmarkt zu integrieren. Entsprechende Bemühungen sollten fortgeführt werden.
Für internationale Verstimmung hatte zuletzt der Einsatz der Polizei bei einem Antifa-Camp am Peršmanhof in Kärnten gesorgt. Gefragt, ob die Exekutive überhaupt eine Ausbildung bezüglich solch historisch sensibler Orte habe, meinte der Innenminister, das sei selbstverständlich der Fall. Würde er jetzt sagen, der Einsatz sei perfekt gelaufen, würde er dafür ebenso zu Recht kritisiert, wie wenn er behaupten würde, es sei alles falsch gewesen. Daher habe er eben eine "multiprofessionelle" Gruppe als Expertenkommission zur Evaluierung der Vorgänge eingesetzt, von der er sich bis Ende September erste Ergebnisse erhoffe. Zum ersten Mal getagt hat das Gremium am Freitag.