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Novomatic-Gründer Johann Graf, der Glücksspielkaiser [PORTRÄT]

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Novomatic-Gründer Johann Graf
Novomatic-Gründer Johann Graf©Novomatic AG
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Der gebürtige Wiener Johann Graf baute mit Novomatic ein weltweites Glücksspielimperium auf. Der Self-Made-Milliardär liegt mit einem Vermögen von 5,7 Milliarden Euro auf Rang 4 im trend-Ranking der reichsten Österreicher 2023.

von

Johann Graf

  • Geboren: 3. Jänner 1947 in Wien

  • Funktion: Gründer und mittelbarer Mehrheitsgesellschafter der Novomatic AG

  • Ausbildung: Handelsschule und 1970 abgeschlossene Meisterprüfung zum Fleischhauermeister

  • Vermögen: 5,7 Milliarden Euro

Vom Fleischer zum Spielautomaten-Importeur

Johann Graf ist ein echter Self-Made-Milliardär. Er wuchs in einfachen Verhältnissen bei seinen Großeltern in Wien-Döbling auf und absolvierte in jungen Jahren eine Lehre als Fleischhauer. Mit 23 war er im Jahr 1970 Österreichs jüngster Fleischermeister und begann im elterlichen Betrieb, einem Gasthaus mit einigen Fremdenzimmern und angeschlossener Fleischhauerei am Marktplatz von Perchtoldsdorf bei Wien zu arbeiten.

Wirklich angetan hatten es ihm aber Spielautomaten, und besonders die zu Beginn der 1970er Jahre sehr populären Flipperautomaten. Also gründete er 1974 mit seinem Bekannten Gerhard Brodnik die Brodnik & Graf GmbH und begann, Flipperautomaten für Gaststätten zu importieren. Im trend-Interview erzählte Graf im Jahr 2007 dazu:

Ich wollte immer schon selbstständig sein, weil das eine gewisse Unabhängigkeit und Freiheit gibt. Technik hat mich interessiert, aber die Eltern bestanden auf eine Fleischerausbildung. So machte ich die Handelsschule und wurde der jüngste Fleischhauermeister Österreichs. Bald darauf habe ich mich jedoch in einem ganz anderen Metier versucht. Mit meinem Bekannten Gerhard Brodnik, der ein Elektrogeschäft hatte und von dem ich mich später getrennt habe, begann ich, Flipperautomaten zu importieren. Ich hatte in Wirklichkeit keine Ahnung von Spielautomaten und war über Fußball-Wuzler nicht hinausgekommen, doch wir hatten immerhin eine eigene Firma.

Der Handel mit den Automaten entpuppte sich bald als ein sehr lukratives Geschäft. Und Graf konnte tatsächlich bald den Fleischer-Beruf an den Nagel hängen, dem Familienunternehmen adieu sagen und sich völlig auf die technologische Weiterentwicklung sowie den Vertrieb von Spielautomaten konzentrieren. Graf dazu:

Wir hatten Glück und bekamen bald die Vertretung einer englischen Firma namens JPM, damals der zweitgrößte unabhängige Hersteller von Slotmaschinen. Vorher hatten wir über Belgien amerikanische Pinball-Flipper importiert. Ein zweiter Glücksfall war, dass genau damals, so um 1975 herum - bei Spielautomaten ein technologischer Sprung passierte, der Umstieg von Elektromechanik auf Elektronik. Die Herstellerfabriken bekamen mächtige Probleme, weil ihre Leute von Elektronik keine Ahnung hatten. Das war für uns eine Chance. Ich stellte Elektronikspezialisten ein und bot unsere Dienste an. Damals bin ich auch schon nach Amerika geflogen und habe mir Fabriken angeschaut. Mich interessierte, wie es hinter den Kulissen ausschaut, ich besuchte Hersteller in ganz Europa und flog wegen Spielautomaten bis nach Australien.

Die Gründung von Novomatic

1980, im Alter von 33 Jahren setzte Graf den nächsten und entscheidenden Schritt seines Berufslebens. Er gründete sein eigenes Unternehmen, die Novomatic Automatenhandels GmbH, mit der er die Glücksspielautomaten nicht mehr importieren, sondern selbst entwickeln und herstellen wollte. Insbesondere die den Geräten zugrundeliegende Technologie hatte es dem schon immer äußerst technikinteressierten Graf angetan. Es war der Grundstein für ein heute weltumspannendes Firmenimperium.

Die Anfänge waren dennoch sehr bescheiden. Graf erzählt:

Wir haben sehr, sehr klein begonnen. Es war anfangs mühsam und schwierig. Wir mussten jeden Schilling fünfmal umdrehen. Startkapital war mein Erspartes: rund 50.000 Schilling. Ende der siebziger Jahre fingen wir an, eigene Billardtische zu produzieren. Ein Tischler in Oberösterreich baute sie, die Münzeinheiten kauften wir in Italien. Verkauft haben wir an den Großhandel, und wir stellten auch schon ein paar von uns betriebene Automaten auf. Der Erste, der sich erbarmte, einen unserer Billardtische aufzustellen, war ein Cafetier im 16. Bezirk in Wien.

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Firmengründer Johann F. Graf (links) im Jahr 1980

© Novomatic

Johann Grafs Aufstieg und Expansion

Der Aufstieg des Novomatic Konzerns war nicht zu stoppen, zumal Graf die Philosophie "Qualität vor Quantität" verfolgte und darauf achtete, dass seine Automaten auch wirklich ausgereift waren und tadellos funktionierten, ehe er sie in den Markt brachte. Schon 1982 setzte die Firma zur Expansion ins Ausland an: Graf gründete eine Vertriebsfirma in der Schweiz. Der Novomatic-Gründer dazu:

Wir waren die Ersten, die Automaten in Kursäle gestellt haben. Unser Heimmarkt war in Wahrheit nicht Österreich, sondern die Schweiz: Dort konnten wir liefern und auch selbst Automaten betreiben. Auch England und Deutschland wurden für uns zu Heimmärkten. Die haben natürlich nicht auf uns gewartet, und es erforderte große Innovationskraft, was uns insgesamt stärker gemacht hat.

Der wirkliche Turbo für die weitere Unternehmensentwicklung war aber der Schritt nach Osteuropa. Novomatic hat die Chancen in den CEE-Reformstaaten frühzeitig wahrgenommen und dort auch Mitarbeiter gefunden, um die Produktentwicklung voranzutreiben. In Krakau hat Graf dafür ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Softwareentwicklung gegründet.

Die Novomatic AG wuchs rasant. Heute ist das Unternehmen mit über 21.000 Mitarbeitern in 100 Ländern tätig, entwickelte sich zu Europas führendem Gamingtechnologie-Konzern und unterhält mehr als 200 Tochtergesellschaften und 30 Technologiezentren. Und so kam Graf bald zu dem Punkt, an dem er sagen konnte: "Geld ist ab einem bestimmten Punkt persönlich nicht mehr wichtig."

"Ich habe sicher Glück gehabt in meinem Leben, obwohl Glück alleine war es natürlich nicht. Von der Gesundheit abgesehen, muss man sich das Glück auch erarbeiten. Da hilft einem niemand dabei", betont Graf im trend-Interview von 2007.

Er blieb ein erfolgreicher Geschäftsmann und baute weiter an seinem Weltkonzern, der heute über 2000 elektronische Casinos – darunter etwa das größte Casino Deutschlands – Spielbanken sowie Sportwettenlokale betreibt. Darüber hinaus entwickelt und produziert das Unternehmen Hightech-Gamingprodukte die an Casinos auf der ganzen Welt vertrieben werden.

Leben als Milliardär

Der Novomatic-Gründer war rein rechnerisch bald einige Milliarden Euro schwer, doch das interessierte ihn eigentlich gar nicht besonders. Im trend-Interview von 2007 wusste er zu erzählen: "Das Geld steckt in der Firma. Ich führe ein relativ normales Leben und habe es daher nie für notwendig befunden, große Summen aus der Firma herauszunehmen. Was wir machen, ist thesaurieren und reinvestieren. So kann eine Firma erfolgreich wachsen."

Der Selfmade-Milliardär vermeidet es größtenteils in der Öffentlichkeit zu stehen und gab nur selten Informationen über sein Leben und seine erfolgreichen Firmen preis. Er bevorzugt ein Leben außerhalb des Medientrubels. Im trend-Interview erklärte Graf:

"Ich bin nicht jemand, der gerne Interviews gibt, und auch die "Seitenblicke"-Welt ist nicht die meine. Ich agiere lieber strategisch im Hintergrund, für das Tagesgeschäft habe ich sehr gute Manager."

Thomas Graf, Sohn und Nachfolger

Johann Graf hat drei Söhne, von denen der älteste Sohn, Thomas Graf, bereits seit 30 Jahren an führender Stelle im Konzern tätig ist. Als CEO der Firma Greentube zeichnet er insbesondere auch für die weltweiten Onlineaktivitäten verantwortlich. Im Jahr 2021 übergab Johann Graf bereits 10% der Novoinvest GmbH, einer Holdinggesellschaft die 90% an der Novomatic AG hält, an Thomas Graf. Darüber hinaus wurden je 5% der Anteile an die langjährigen Wegbegleitern von Johann Graf, Birgit Wimmer und Ryszard Presch, übertragen. Somit wurde bereits ein Generationenwechsel für den Konzern eingeleitet.

Kritik und Kontroversen

Im Jahr 2020 führte die Großzügigkeit des Milliardärs zu Ermittlungen der österreichischen Staatsanwaltschaft. Ihm wurde vorgeworfen, privat hohe Geldschenkungen an Angehörige getätigt zu haben. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um rund 160 Geldschenkungen, zahlreiche davon in Millionenhöhe gehandelt haben muss. Graf stellte jedoch über seinen Anwalt klar, dass alle Schenkungen aus seinem versteuerten Privatvermögen und ohne jegliche Gegenleistungen an Personen erfolgt sind, die er als Novomatic-Familie bezeichnet. Jede Transaktion wurde auch dem zuständigen Finanzamt nach den gesetzlichen Vorgaben gemeldet.

Auch aufgrund des „Ibiza-Skandals“ hagelte es massive Kritik an der Novomatic AG. So soll der Bestellung des freiheitlichen Bezirkspolitikers Peter Sidlo zum Vorstand der Casinos Austria ein politischer Deal zugrunde gelegen und Einfluss auf Glücksspielgesetznovellen genommen worden sein. Bestätigungen für diese Vorwürfe gibt es bislang aber nicht.

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