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Private Equity: Was Sie von Bernard Arnault lernen können

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Der LVMH-Boss macht mit der Investmentgesellschaft L Catterton Milliardengeschäfte. Mit dem Birkenstock-Deal verdiente das Unternehmen 4,6 Milliarden US-Dollar.

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LVMH-Boss Bernard Arnault wurde mit Private-Equity-Deals zum fünftreichsten Menschen der Welt. Nun können auch Privatanleger bereits ab 10.000 Euro in Unternehmen abseits der Börse investieren.

Bernard Arnault verdankt sein Vermögen von 190 Milliarden US-Dollar nicht nur seinem Mehrheitsanteil am weltgrößten Luxusgüterkonzern LVMH, sondern seinem untrüglichen Gespür für Private-Equity-Deals. Sein Meisterstück lieferte der mit 190 Milliarden US-Dollar aktuell fünftreichste Mensch der Welt mit Birkenstock ab. Für rund vier Milliarden Euro erwarb er 2021 den deutschen Gesundheitssandalenhersteller. Knapp drei Jahre und einen Barbie-Film später ging Birkenstock an die Börse und erzielte dort einen Erlös von 8,6 Milliarden US-Dollar. 4,6 Milliarden US-Dollar mehr als der ursprüngliche Kaufpreis.

Den Deal machte Arnault mit seiner Private-Equity-Gesellschaft L Catterton, der weltgrößten Beteiligungsgesellschaft für Konsumgütermarken. Die aus dem Zusammenschluss der US-Investmentgesellschaft Catterton mit der Familienholding von Bernard Arnault entstandene Private-Equity-Gesellschaft bietet vermögenden Kunden an, sich an ihrem Portfolio zu beteiligen. Und dann beim Börsengang der Unternehmen oder bei einem Verkauf zu verdienen.

Die Chancen von Private-Equity-Investments

Üblicherweise spielen sich derartige Investments erst in der Höhe von zehn, 50 Millionen Euro und mehr ab. Doch nun werden Investments in Unternehmen abseits der Börse auch schon mit geringerem Einstiegskapital möglich. Norbert Prenner, Head of Advisory Experts bei der Schollerbank, sagt: „Renditestarke Anlageformen wie Private Equity werden zunehmend auch für privater Anleger und Anlegerinnen interessant. Was früher institutionellen Investoren vorbehalten war, wird dank neuer regulatorischer Rahmenbedingungen nun breiteren Zielgruppen zugänglich.“ Konkret: Neue Regelungen der sogenannten ELTIF2-Verordnung machen es nun Anlegern möglich, sich schon ab 10.000 Euro langfristig an nicht börsennotierten Unternehmen zu beteiligen.

Die Chancen in Private Markets, wie der Bereich von nicht börsennotierten Investments auch genannt wird, sind tatsächlich groß. Angesichts der Tatsache, dass laut einer Erhebung von BlackRock rund 88 Prozent der globalen Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro nicht börsennotiert sind, eröffnet sich hier ein gewaltiges Potenzial. Es ist deutlich größer als das bekannte Aktienuniversum.

Blackrock und JP Morgan haben daher vor Kurzem eigene Private-Equity-Fonds auf den Markt gebracht. Der Blackrock-Fonds soll mit einem Mindestinvestment von 10.000 Euro speziell Privatanleger ansprechen. Vertrieben wird er über Vermögensverwalter wie etwa die Schoellerbank. Er kann aber auch beim Onlinebroker Scalable Capital gekauft werden. Der Fonds investiert hauptsächlich in große Private-Equity-Gesellschaften wie etwa Warwick Capital Partners, Benefit Street Partners oder CIFC Funding.

Im Private-Equity-Bereich schlummern für Anleger viele Chancen, aber naturgemäß auch zahlreiche Risiken. Professionell agierende Private-Equity-Gesell­schaften entscheiden nicht wie Fondsmanager anhand von Roadshows, ob sie eine Aktie kaufen, sondern gehen tief in die Unternehmen hinein und prüfen dort auf Herz und Nieren. Oftmals wird das Management ausgetauscht, neue Unternehmensziele werden definiert, und Umstrukturierungen vorgenommen.

Wie es auch L Catterton, die Beteiligungsgesellschaft von LVMH-Boss Arnault, bei Birkenstock gemacht hat. Die früheren Eigentümer räumten als Manager das Feld. Die Gesundheitssandalen wurden auf Fashion Products getrimmt. Neue Produktionsstandorte wurden gefunden. Das machte das Unternehmen deutlich rentabler, wertvoller – und an der Börse konnte ein höherer Preis als der ursprüngliche Kaufpreis erzielt werden.

In Summe erzielen die besten Private Equity- Gesellschaften einen durchschnittlichen jährlichen Ertrag von 23 Prozent. Der durchschnittliche Ertrag aller Beteiligungsfonds liegt bei 15 Prozent.

Der große Reiz am Beteiligungsgeschäft liegt daran, dass Investoren mit Unternehmen, die noch nicht an der Börse notieren, höhere Gewinne erzielen, als wenn sie erst nach einem IPO Aktien des Unternehmens kaufen. Deshalb nimmt das Interesse an Private Equity auch rapid zu. Prognosen des britischen Analyseunternehmens Preqin zufolge dürften die in europäische Privatunternehmen investierten Beträge bis 2030 auf über fünf Billionen Euro ansteigen und damit zu den weltweit am schnellsten wachsenden Anlageformen zählen.

Anleger, die sich mit einem Teil ihres Portfolios in Private-Equity-Investments versuchen wollen, können das indirekt auch über drei spezielle ETFs. Sowohl Blackrock mit der ETF-Tochter iShares als auch der Deutsche-Bank-ETF-Ableger Xtrackers und der ETF-Anbieter Flex Shares des globalen Vermögensverwalters Northern Trust haben Indexfonds im Programm, die sich aus den größten börsennotierten Private-Equity-Unternehmen wie Blackstone, Brookfield, Apollo Global Management oder KKR zusammensetzen.

Die Risiken von Private-Equity-Investments

An den Indexfonds sieht man gut, wie riskant diese Investments kurzfristig sind. Über ein Jahr sind alle im Minus. Über fünf Jahre betrachtet sieht das Ergebnis wieder anders aus. Hier kommen die Private-Equity-ETFs von iShares und XTrackers auf ein Plus von bis zu 80 Prozent, der von Flex Shares immer noch auf 50 Prozent.

Investments in nicht börsennotierte Unternehmen unterliegen starken Schwankungen, dessen müssen sich Anleger bewusst sein. Denn nicht jede Unternehmensbeteiligung bringt einen Ertrag. Das so investierte Kapital muss tatsächlich für lange Zeit frei zur Verfügung stehen können, ohne die Notwendigkeit, es plötzlich abzuziehen. Dann kann es auch für Privatanleger eine interessante Position im Portfolio sein.

Der langfristige Erfolg von Private-Equity-Investments lässt sich auch gut an den Finanz-Ergebnissen der großen US-Ivy-League-Universitäten ablesen. Die Finanzmanager von Harvards 57 Milliarden US-Dollar großem Endowment Fund oder der 42 Milliarden US-Dollar von Yale veranlagen bis zur Hälfte des Vermögens in Private Equity und erzielen so im Schnitt rund 15 Prozent im Jahr – deutlich mehr als am globalen Aktienmarkt.

Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 21. November 2025 erschienen.

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