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FMA will Immobilien-Kredite genauer prüfen

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FMA-Vorstand Helmut Ettl

©Dieter Steinbach
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Die Finanzmarktaufsicht FMA will die Kreditvergaben der Banken genauer prüfen. Anlass ist die Schere zwischen der Entwicklung der Immobilienpreise und der Einkommen. Eine Aufweichung der Kreditvergabe-Standards steht für FMA-Chef Helut Ettl nicht zur Diskussion.

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Die Finanzmarktaufsicht will sich in den nächsten Monaten die Kreditvergaben der Banken sehr genau anschauen, "das wird ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit sein", sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Dabei will man auch prüfen, wie die Banken ihre Kunden beraten haben. Die Kreditvergabe-Standards seien in den letzten Jahren stark erodiert, die derzeitigen Standards seien langfristig gesehen "gerade noch vertretbar".

Ettl erinnerte an die vor 15 Jahren durch die Lehman-Pleite ausgelöste Finanzkrise. Man habe damals auch an Menschen, die es sich eigentlich nicht leisten konnten, Wohnbaukredite vergeben. Viele der heutigen Kreditnehmer seien damals nicht dabei gewesen und würden die Niedrigzinsphase der letzten zehn Jahre für eine normale Entwicklung halten, das sei aber nicht richtig: Diese Phase sei vielmehr außergewöhnlich und sie sei durch außergewöhnliche Stabilisierungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank herbeigeführt worden.

Schere zwischen Einkommen und Immobilienpreisen

Bis 2010 habe es in Österreich eine Parallelentwicklung der Einkommen und der Preise von Wohnimmobilien gegeben, erklärte Ettl. Seither hätten sich aber die Preise der Wohnimmobilien mehr als verdoppelt, während die Einkommen nur um etwas über 50 Prozent gestiegen seien. Die Wohnimmobilien seien in den letzten Jahren massiv überbewertet gewesen. "Die dahinter stehenden Triebkräfte waren natürlich die niedrigen Zinsen", so der FMA-Vorstand. Außerdem hätten durch die erodierenden Kreditvergabe-Standards der Banken auch Menschen Kredite bekommen, die es sich nicht leisten konnten.

Variabel verzinste Wohnbaukredite seien ein österreichisches Spezifikum. "Es gibt kein anderes Land, wo der Anteil der variabel verzinsten Kredite so hoch ist." Zeitweise habe der Anteil der variablen Kredite bei der Neuvergabe 80 Prozent betragen. Die FMA habe damals bereits davor gewarnt und vorgerechnet, dass für fix verzinste Kredite nur um 30 bis 40 Basispunkte höhere Zinsen zu bezahlen gewesen wären. "Wir haben es natürlich heute mit Generationen zu tun, die eine normale Zinsentwicklung niemals gefühlt haben." Das gelte auch für die Inflation.

Dass Kredite mit variabler Verzinsung seit der Zinswende der EZB wieder zunehmen, sei überraschend. Eine mögliche Erklärung: "Die Leute glauben nicht, dass die Zinsen nachhaltig gestiegen sind." Möglicherweise hätten sich viele aber auch fixe Zinsen einfach nicht leisten können.

"Minimum-Standards" in Österreich

In den nächsten Monaten will sich die Aufsichtsbehörde die Kreditvergaben der Banken genauer anschauen und auch, wie die Banken ihre Kunden beraten haben. Die derzeit geltenden Standards seien "gerade noch vertretbar" und im europäischen Vergleich immer noch "großzügig", meinte Ettl. "Das sind Minimum-Standards, die nicht unterschritten werden sollten." Vorgesehen ist derzeit unter anderem, dass die Kreditraten 40 Prozent des Haushaltseinkommens nicht übersteigen dürfen und der Eigenmittelanteil nur 10 Prozent betragen muss bzw. 20 Prozent, wenn man die Nebenkosten des Kredits berücksichtigt.

Argumente für eine Aufweichung der Standards sehe man derzeit "nicht auf dem Tisch". Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) hatte wiederholt auf Lockerungen gedrängt, damit "alle Bürgerinnen und Bürger, die es sich leisten können, ihren Wunsch nach einem Eigenheim umsetzen können", wie er in einem veröffentlichten Brief an den FMA-Vorstand formulierte.

Dass die Kreditausfälle immer noch sehr gering sind, beruhigt Ettl nicht. Auch vor 2008 seien die Ausfälle gering gewesen. Richtig sei aber, dass die Banken derzeit sehr gut verdienen würden und mit guten Kapitalquoten ausgestattet seien.

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