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Peter F. Drucker, der Erfinder des Managements

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Peter F. Drucker, der Erfinder des Managements
Peter F. Drucker - 1909–2005©Getty Images
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Für Peter F. Drucker, den Pionierdenker des modernen Managements, hatte Führung stets eine menschliche und gesellschaftliche Dimension. Das hebt ihn über alle Managementmoden hinaus und hält ihn zeitlos aktuell.

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Zum neunten Mal kommt heuer die Elite der einflussreichsten Managementvordenker unserer Zeit – weltweit renommierte Akademiker, Berater, Consultants, Autoren von Fachbuchbestsellern sowie zahlreiche Top-Executives international führender Unternehmen – in Wien zusammen. Und zwar in seinem Namen: Peter F. Drucker.

Was macht die globale Zugkraft des Mannes aus, der in dieser Stadt vor 108 Jahren das Licht der Welt erblickte? Was fasziniert Business-Denker über Generationen hinweg an seinen Ideen, Gedanken und Erkenntnissen? Und was war die Leistung seines fast hundertjährigen Lebens, der alle diese Hochkaräter mit ihrer Anwesenheit hier in Wien ihren Respekt erweisen?

Drucker ist, wie es die Leitmedien der globalen Business-Community von „Business Week“ über „Economist“ bis „Harvard Business Review“ schon vor Jahrzehnten in angemessener journalistischer Zuspitzung fast einhellig formulierten, „der Erfinder des Managements“. Er hat die Anforderungen an die Führungsfähigkeiten des modernen Managers in großen multinational operierenden Unternehmen als Erster beschrieben sowie maßgeblich definiert und damit dieses Berufsbild geprägt.

An English version of the article is available in the trend special issue accompanying the Global Peter Drucker Forum 2017.
To download click HERE or on the cover image above (.pdf, 4,52 MB)

Das wäre schon einmal eine beträchtliche Lebensleistung, ist aber lange noch nicht alles, wofür Peter Drucker steht. Er war nämlich eben nicht der erste „Management-Guru“. Das zu erfassen, ist ein Rückblick auf seinen Lebensweg hilfreich: Er wuchs in einem großbürgerlichen Elternhaus auf, in dem eine Salontradition gepflogen wurde und viele jener Geistesgrößen ein und aus gingen, die für die intellektuell aufgeladene Atmosphäre in Wien kurz nach dem Untergang der Habsburgermonarchie prägend waren. Als er mit 18 zum Studium nach Hamburg und Frankfurt ging, kannte er die Nationalökonomen Schumpeter, Hayek und Mises, ebenso Hans Kelsen, Schöpfer der Verfassung der jungen Republik.

Europas geistige Essenz trifft US-Konzerne

Selbst ein hochbegabter Schreiber, der schon im Studium als Journalist arbeitete, bewunderte Drucker die Sprachbrillanz eines Karl Kraus, Herausgeber der „Fackel“.

Als prägend für Druckers Denken nannten verschiedene Autoren darüber hinaus so breit gefächerte Persönlichkeiten wie den Naturforscher und Universitätsbegründer Alexander von Humboldt, den Philosophen Sören Kierkegaard und den Jesuiten Baltasar Gracián – ziemlich sicher haben alle recht und noch sicherer ist diese Aufzählung höchst unvollständig. Man kann davon ausgehen, dass man es bei Drucker mit in einem Kopf konzentrierter abendländisch-aufgeklärter Geistesgeschichte zu tun hat. 1933 emigrierte der Altösterreicher jüdischer Abstammung nach England, wo er seine Frau Doris heiratete, die er in Frankfurt kennengelernt hatte, und wenig später weiter in die USA.

Dort traf er auf die zu dieser Zeit stärkste jener bestimmenden Kräfte gesellschaftlicher Entwicklung, mit denen er sich schon in sozialwissenschaftlichen Publikationen befasst hatte: die zu Weltkonzernen aufstrebenden US-Unternehmen, die gerade dabei waren, die erste moderne Industriegesellschaft der Welt zu formen.

Diese, allen voran General Motors, wollten von einem exzellenten Kopf wie Drucker vor allem wissen, wie sie ihre dafür erforderlichen Organisations- und Führungsstrukturen effizienter und wirksamer gestalten konnten.

So kam Drucker zu seinem Lebensthema Management. Aber eben mit einer viel breiteren Perspektive als der eines Produktivitäts- und Effizienzsteigerers. Er selbst meinte dazu später: „Management was neither my first nor has it been my foremost concern. I only became interested in it because of my work on community and society.“ Ihm ging es immer um die Rolle des Managements in der Gesellschaft. „Erst in diesem Kontext“, so analysiert Fredmund Malik, selbst weltweit renommierter Unternehmensberater, „entstand Druckers Management als anwendungsorientierte Disziplin.“

Zentrale Erkenntnisse

Für Malik entscheidend ist Druckers Definition des Kundennutzens als Zweck und Mission des Unternehmens: „Gewinn und Beschäftigung sind nicht Ziel, sondern Ergebnis der effektiven Erfüllung der Mission für den Kunden, womit Produktivität und Innovation als Antriebe unternehmerischen Handelns verankert werden, nicht selbstzerstörerische Gewinnmaximierung.“

Peter Paschek, zuerst Schüler, später Freund und Mitherausgeber von späten Werken Druckers, streicht die von ihm identifizierten „drei gleichermaßen wichtigen, jedoch sehr unterschiedlichen Aufgaben“ hervor, die Management erfüllen müsse: eine ökonomische Leistung erbringen, Arbeit produktiv und zugleich für Mitarbeiter erfüllend zu organisieren, indem sie ihre Stärken wirksam zum Einsatz bringen können, sowie die sozialen Einwirkungen und Probleme zu managen. „Eine hochkomplexe Aufgabenstellung“, resümiert Paschek, sei es, Entscheidungen permanent in diesem Spannungsfeld treffen zu müssen.

Auf Druckers Erkenntnissen beruhen auch konkrete Instrumente, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden: „Management by Objectives“ etwa auf der von ihm definierten Aufgabe, produktiv und wirksam zu führen.

Selbstmanagement erkannte er überhaupt als Grundlage jeder Führung. Dass Motivation bei Wissens­arbeitern (eine natürlich von ihm „entdeckte“ Spezies) nicht mit Anordnung und Kontrolle funktioniert, war für ihn selbstverständlich, lange ehe beide Begriffe zu Managementmodewörtern wurden. Humanistisch gebildet und historisch bewandert, erkannte er Trends früher als andere – von der Notwendigkeit zeitgemäßer Managementausbildung über die Transformation zur Wissensgesellschaft bis zum Aufstieg Asiens, wo seine Lehren übrigens allerhöchste Anerkennung finden. Doch auch die Fehlentwicklungen entgingen ihm natürlich nicht. Gehalts- und Boniexzesse sowie kurzfristige Gewinnmaximierung kritisierte er in seinen späten Jahren.

Im Mittelpunkt seines Denkens standen aber nie Managementwerkzeuge oder -methoden, sondern – der Mensch! „Management is most and foremost about human beings“, postulierte der Meister, und dieser Grundgedanke bleibt im Global Peter Drucker Forum lebendig.

Zur Person

Peter Drucker , Publizist und Managementlehrer, skizzierte in 39 Büchern und zahlreichen Publikationen seine bis heute aktuelle Sicht von Wirtschaft und Gesellschaft. Im kalifornischen Claremont, wo er von 1971 bis zu seinem Tod 2005 wirkte, begründete er unter anderem das erste MBA-Programm für Executives. Im Jahr 2009 organisierte Richard Straub das erste Global Peter Drucker Forum in Wien, ein mittlerweile weltweit renommiertes Managementsymposium.

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