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Legenden: Mautner Markhof, Egger, Wenckheim

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 © picturedesk.com/Ernst Kainerstorfer, picturedesk.com/APA/H. Pfarrhofer, Copyright: OTS/Fritz Egger GmbH

Die Überschäumenden: Manfred II. Mautner Markhof, Fritz Egger und Engelbert Wenckheim

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Die 55 trend-Legenden (V): Ein Quereinsteiger aus Tirol mischte Ende der 1970er den fein säuberlich aufgeteilten Biermarkt auf - und läutete seinerseits das Ende von Legenden ein.

So angriffig wie Fritz Egger traten nur wenige in Erscheinung. Er schaffte es, gleich zwei heimische Kartelle zu sprengen: zuerst das Spanplattenkartell, später das Bierkartell. Alles fing 1962 an, als Egger sein erstes Miniplattenwerk baute, um keine 20 Jahre später zur Nummer eins unter den österreichischen Holzproduzenten aufzusteigen. Er war ein Bauer aus St. Johann in Tirol, dem eiserne Disziplin und Knausrigkeit nachgesagt wurden. Egger: „Wozu brauche ich Manager? Damit ich hohe Abfindungen zahlen muss?“

Als der umtriebige Geschäftsmann 1977 ankündigte, nun Bier brauen zu wollen, schrillten in der Branche die Alarmglocken. Zu Recht. Denn dank moderner Anlagen und eines ausgeklügelten Vertriebssystems konnte Egger um 20 Prozent billiger produzieren als die Rivalen. Diese hatten in einem legalen Bierkartell das Land in drei Absatzgebiete aufgeteilt: Der Westen gehörte der Brau AG, der Süden den Steirern Göss-Reininghaus und der Osten Schwechater. Supermärkte und Wirte konnten sich also nicht aussuchen, welches Bier sie verkauften.

Eggers Vorstoß läutete das Ende des Bierkartells ein: Die Linzer Brau AG schluckte ihren Kartellpartner, das Schwechater Bier von Manfred Mautner Markhof junior.

Dieser hatte das Familienunternehmen, dessen Name für ein großes Stück österreichischer Wirtschaftsgeschichte steht, 1972 übernommen und musste dennoch seinem Zerfall zusehen. Bekannt wurde Manfred II. für seine vielen Nebenjobs: Vizepräsident der Wiener Wirtschaftskammer, Österreich-Präsident des WWF, Präsident der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, Präsident der FK Austria Wien. 16 Jahre saß er für die ÖVP im Bundesrat.

Was Mautner Markhof über sich ergehen lassen musste, nahm Engelbert Wenckheim in die eigenen Hände. 1977 trat seine Ottakringer Brauerei aus dem Bierkartell aus. Unter seiner Regentschaft, die fast 40 Jahre lang andauerte, kaufte die Brauerei wie wild ein – unter anderem das Mineralwasserunternehmen Vöslauer um 270 Millionen Schillling. „Diese Ehe ist einfach eine geile Sache“, so Wenckheim zur Vermählung der Bier- mit der Mineralwassermarke.

Kurz darauf hieß es im trend aber wegen angespannter Finanzen bereits: „Wenckheim, Liebling der heimischen Bierszene, hat Probleme.“ Ottakringer hat’s überlebt und ist heute neben Stiegl die einzige verbliebene private Großbrauerei, die Marktführer Heineken fordert.

55 Jahre trend

2025 feiert der trend sein 55-jähriges Bestehen. In den kommenden Wochen geben wir Ihnen Einblicke in 55 Jahre Wirtschaftsgeschichte und stellen 55 Legenden vor, die der trend in den letzten Jahrzehnten begleitet hat.

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