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Starzinger: Umstrittenes Geschäft mit Wasser in Dosen

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Aktualisiert
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Victor Starzinger (l.) führt mit Patrick Moser (r.) und seiner Mutter Ludmilla Starzinger die Geschäfte des gleichnamigen oberösterreichischen Getränkeabfüllers.
 © Andreas Hubbauer

Victor Starzinger (l.) führt mit Patrick Moser (r.) und seiner Mutter Ludmilla Starzinger die Geschäfte des gleichnamigen oberösterreichischen Getränkeabfüllers.

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Beim US-Sensationsstartup „Liquid Death" war der oberösterreichische Getränkeabfüller Starzinger nur Abfüller. Mit „Blue Bomb" setzt der 34-jährige Victor Starzinger nun selbst auf Wasser in Dosen.

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Das perfekte Wording hat Victor Starzinger längst intus. Wenn er davon spricht, dass er „seit Kindertagen“ mit dem Familienbetrieb eng verbunden ist und es deshalb „immer klar“ war, dass er eines Tages einsteigen würde, denkt man unweigerlich an Schartner Bombe, die bekannteste und stärkste Getränkemarke der oberösterreichischen Starzinger-Gruppe. Das Kultgetränk wird schließlich mit dem Slogan „Bombenerfrischung seit Kindertagen“ vermarktet. Offenbar hat diese Erfrischung den Jungunternehmer schon früh überzeugt.

Heute setzt er gemeinsam mit seiner Mutter Ludmilla und Co-Geschäftsführer Patrick Moser auf eine andere Bombe: „Blue Bomb“, in Dosen abgefülltes Wasser. Ungewollte Bekanntheit erlangte das Produkt, als „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk im April mit Entrüstung auf die unaufgeforderte Zusendung von Promotionexemplaren reagierte: In Wien gebe es schließlich bestes Hochquellwasser, außerdem sei der Name des Getränks in kriegerischen Zeiten „befremdlich“.

Der 34-jährige Starzinger bleibt aber auf Kurs, ebenso wie in seiner Karriereplanung. Er ist direkt nach seinem Studium der Brau- und Getränketechnologie und dem Abschluss zum Braumeister ins Familienunternehmen eingestiegen. „Das hat Vor- und Nachteile, aber ich will es nicht missen, weil ich viel von der Praxis mitbekommen habe“, so Starzinger, der seit 2012 im Unternehmen ist. Die zuletzt veröffentlichten und kommunizierten Zahlen der Starzinger-Gruppe, die rund 250 Mitarbeitende beschäftigt, weisen für 2023 einen Umsatz von 114 Millionen Euro auf. Neben Schartner Bombe ist Starzinger bekannt für Mineralwassermarken wie Frankenmarkter und Juvina.

Bei „Blue Bomb“ gibt es mit Volker Viechtbauer, der 50 Prozent der Anteile hält, einen erfahrenen Partner. Viechtbauer war früher Rechtschef von Red Bull.

Eine Million Dosen wollte das Duo im heurigen Jahr verkaufen. Bisher waren es rund 200.000 – das ambitionierte Ziel ist in weiter Ferne. Das Dosengebinde ist im an sich stabilen heimischen Mineralwassermarkt noch nicht sehr beliebt. Der österreichische Getränkeverband erhebt bisher nicht einmal den Absatz des Gebindes für Wasser. „Es hat keinen Sinn, wenn wir uns heute keine Ziele setzen. Wir sind ein junges, motiviertes Team im Hintergrund und davon überzeugt, dass wir das schaffen“, so Starzinger. Bisher fokussiert das Unternehmen auf die Nachtgastronomie. Etwa 50 Betriebe führen aktuell das Dosenwasser, das rund 1,50 Euro im Einkauf kostet und deutlich teurer an die Feiernden verkauft wird. Das Geschäftsjahr 2023 wurde mit einem Bilanzverlust von 685.000 Euro abgeschlossen – Blue Bomb befindet sich noch in der Aufbauphase.

Dosen

Dass die Getränkekategorie funktioniert, haben die Frankenmarkter schon einmal bewiesen. Wenige Getränke sorgten in den vergangenen Jahren für so viel Aufregung wie das Wasser des US-amerikanischen Startups Liquid Death, nicht zuletzt wegen des auffälligen Marketings und Werbesprüchen wie „Töte deinen Durst“. Das Unternehmen verkauft seit 2019 stilles und prickelndes Mineralwasser in provokanten Alu-Dosen. Kürzlich wurde der Wert des Unternehmens mit über eine Milliarde US-Dollar eingestuft.

Liquid Death perfektioniert das Prinzip Red Bull: ein günstig produziertes Produkt, das durch Marketing teuer verkauft wird. Das ist aber nicht der einzige Österreich-Konnex: Starzinger war in den ersten Jahren der Exklusivabfüller des Wassers, das am US-Markt – geografisch breit gefasst – als „Alpenwasser“ verkauft wurde. Dem US-Unternehmen wurde das Abfüllen in Österreich jedoch zu teuer und der Vertrag mit Starzinger beendet. „Unsere Aufgabe ist, unsere Umsätze entsprechend zu verteilen, damit das Wegfallen eines Kunden eben nicht zur Existenzbedrohung für das Unternehmen wird“, relativiert Starzinger das Ende der Zusammenarbeit.

International

Selbst wenn „Blue Bomb" nicht zündet, ist die Starzinger-Gruppe für die Zukunft ausreichend gerüstet. Denn die letzten Jahre waren investitionsstark: 55 Millionen Euro wurden in eine Photovoltaikanlage, ein eigenes Wasserkraftwerk, eine Dosenlinie, die 90.000 Einheiten pro Stunde befüllen kann, und einen neuen Sirupraum investiert, dazu wurde auch ein modernes Logistikcenter in Frankenmarkt eröffnet – notwendige Investitionen in einem laut Victor Starzinger „rasant“ wachsenden Markt. Hartnäckigkeit besitzt der junge Firmenchef jedenfalls: Auf die Frage, welches Getränk er heute am erfolgversprechendsten auf den Markt bringen würde, hat er eine wenig überraschende Antwort: Wasser in Dosen.

Dieser Artikel ist erstmals im trend.PREMIUM vom 18. Juli 2025 erschienen, er wurde geringfügig gekürzt.

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